Online-Plattform

Keine Verbindung mehr: Megaupload abgeschaltet

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Das FBI ist gestern zusammen mit Behörden in Deutschland, Neuseeland und weiteren Ländern gegen die Datentausch-Plattform Megaupload.com vorgegangen. Der deutsche Gründer der Plattform, Kim Schmitz ("Kim Dotcom"), und drei weitere Personen wurden laut Medien in Auckland (Neuseeland) verhaftet. Die Seite wurde von den US-Behörden gesperrt .

Festgenommen wurden neben "Kim Dotcom", der seinen derzeitigen Wohnsitz in Neuseeland hat, zunächst zwei weitere deutsche Staatsbürger und ein Niederländer. Vorgeworfen wird den Megaupload-Betreibern vom US-Justizministerium und FBI die "massive weltweite Online-Piraterie". Die Plattform wird als "international organisiertes kriminelles Unternehmen" eingestuft. Musik, Filme, TV-Programme oder E-Books können auf Megaupload hochgeladen werden; darunter befände sich ein großer Anteil illegaler Daten. Zudem stehe der Verdacht der Geldwäsche im Raum. Die Beschuldigten sollen mit der Plattform und Schwesterseiten rund 175 Millionen US-Dollar (circa 135 Millionen Euro) erwirtschaftet haben; der Schaden für Rechteinhaber belaufe sich laut US-Justizministerium auf mehr als 500 Millionen US-Dollar (rund 387 Millionen Euro).

Bei der konzertierten Aktion wurden Durchsuchungsbefehle in den USA und acht weiteren Staaten vollstreckt. Und ein US-Bundesgericht hatte die Beschlagnahme der Domains von Megaupload und der Plattform Megavideo sowie weiterer Adressen angeordnet, wie heise online berichtet. Die Ermittlungen nahmen insbesondere die Unternehmen Megaupload Limited und Vestor Limited in Hongkong ins Visier. Letztere (mit dem einzigen Anteilseigner Kim Schmitz) ist das Dachunternehmen der mit Megaupload verbundenen Websites. Megaupload unterhält laut US-Behörden Server in den USA, den Niederlanden und Kanada. Die in Neuseeland Inhaftierten werden am Montag erneut dem Haftrichter vorgeführt; die USA haben die Auslieferung beantragt. In Neuseeland selbst liege, so heise online, keine Anklage vor.

Auf die Sperrung der Datentausch-Plattform reagierten Netzaktivisten in den USA umgehend: sie legten aus Protest unter anderem vorübergehend die Websites des FBI und des US-Justizministeriums lahm. Die Seiten des Musik-Labels Universal Music Group und des amerikanischen Musikindustrie-Verbandes RIAA etwa waren dagegen am Freitagmorgen noch nicht zu erreichen.

In diesen Zusammenhang gehören auch die umstrittenen Gesetzesinitiativen "Stop Online Piracy Act" (SOPA) und "Protect IP Act" (PIPA) in den USA gegen die Internetpiraterie, die von Filmproduzenten und Musiklables unterstützt wird. Kritiker sehen darin die Gefahr einer zu weitreichenden Zensur. Für die Aktion gegen Megaupload hätten immerhin auch die gegenwärtigen Gesetze ausgereicht.