Open Access

Wissen wird auch künftig etwas kosten

13. Oktober 2011
von Börsenblatt
Sind Verlage überflüssig? Haben Sie die Entwicklung verschlafen? Kann die Wissensorganisation im Netz von der Forschercommunity selbst geleistet werden? Diesen und weiteren Fragen ging die Diskussionsrunde "Darf Wissen etwas kosten?" der Deutschen Fachpresse auf der Buchmesse nach.

Auf dem von Torsten Casimir (Chefredakteur Börsenblatt) moderierten Podium diskutierte Verleger Albrecht Hauff (Thieme) mit drei Mitgliedern der Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft" des Deutschen Bundestags: Constanze Kurz (Chaos Computer Club), Jimmy Schulz (MdB, FDP) und Konstantin von Notz (MdB, Bündnis 90 Die Grünen).

Constanze Kurz, die an der Humboldt-Universität Berlin Informatik lehrt, sagte, ihre Studenten würden längst andere Wissensquellen nutzen als die von den Verlagen angebotenen Publikationen. Die Verlage müssten dazu übergehen, Fachwissen anders als bisher zugänglich zu machen – im Open Access.

Albrecht Hauff konterte: Man habe nichts gegen Open Access, aber offenbar schätzten die meisten Autoren immer noch die Organisationsleistung des Verlags, die eine "enorme Effizienz" mit sich bringe. Außerdem: Wenn es Verlagsmarken, die für geprüfte Qualität stehen, im Netz nicht mehr gäbe, müsste man ein Vielfaches der Zeit mit der Wissenssuche im Netz verbringen.

Konstantin von Notz verwies auf die "hohe Selbstorganisationskraft des Netzes". Open Access sei eine "enorme Chance" für die Verlage, die man nicht verpassen dürfe. Sonst kämen in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Googles dieser Welt und würden ein Gegenmodell mit freiem Zugang anbieten.

Jimmy Schulz plädierte ebenfalls dafür, die Chancen der Veränderung zu sehen und anzunehmen. Es könne aber nicht Aufgabe der Politik sein, "regelnd einzugreifen". Allerdings müsse es einen "fairen Ausgleich" der Interessen geben. Die Teilnehmer des Markts müssten selbst entscheiden, welches Modell sie wählen.