Regionale Literaturgeschichte vermitteln

Leipziger Literatouren

12. Januar 2017
von Sabine Cronau
Wenn Frohburg, der titelgebende Schauplatz von Guntram Vespers aktuellem Roman, schon direkt um die Ecke liegt – warum dann nicht einfach mal hinfahren? Ans­gar Weber von der Leipziger Buchhandlung Seitenblick zögerte nicht lang und lud seine Kunden im vergangenen Jahr zur "literarischen Landpartie" ein.

Mit dem Zug ging es nach Frohburg (Gebühr: fünf Euro), wo Weber die Gruppe zusammen mit einem Lokalhistoriker an die Schauplätze von Vespers preisgekröntem Roman führte. Auch viele Frohburger schlossen sich der Tour an und steuerten kleine Anekdoten und Erinnerungen bei.

Weber hat viel Erfahrung mit dem Format: Schon seit 2008 bietet er literarische Spaziergänge an, bevorzugt im Umfeld seiner Buchhandlung, dem Leipziger Westen. Wolfgang Hilbig und viele weitere Literaten waren hier für eine Weile oder dauerhaft zu Hause. Webers Touren folgen dabei immer einem kleinen Drehbuch: Oft holt er Schauspieler dazu, um die Geschichte eines Orts lebendig werden zu lassen. Oder er engagiert einen Jazzmusiker – so wie bei seinem Rundgang zum Schriftsteller Fritz Rudolf Fries, der 18 Jahre lang im Leipziger Wes­ten gelebt hat. Der Aufwand ist hoch, wird von den Kunden aber durchaus honoriert: 70 Besucher machten sich auf den Weg durch das Leipzig von Fritz Rudolf Fries.

Die Recherche für die Veranstaltungen übernimmt Weber selbst, er liest sich ins Thema ein, sucht Querverbindungen, durchforstet Archive, kontaktiert sogar Freunde, Übersetzer und Verwandte der Autoren: "Ich bin einfach von den Themen fasziniert", sagt Weber: "Es geht darum, Leipziger Literatur­geschichte zu bewahren und zu vermitteln." Um die Werbe-Mühen für den jährlichen Spaziergang auf mehrere Schultern zu verteilen, sucht er sich auch gern Partner – etwa die Hilbig-Gesellschaft oder die Veranstaltungsreihe Literarischer Herbst.

In die Lebensgeschichte von Fritz Rudolf Fries ist Weber besonders tief eingestiegen. Um diese Erkenntnisse über den Veranstaltungstag hinauszutragen, hat er sie in Buchform gebracht. Die Publikation "Inventar der Vorstadt. Fritz Rudolf Fries in Leutzsch" wird den Kunden am 23. Januar ab 19 Uhr bei einem Gläschen Wein vorgestellt. Weber will bei dieser Gelegenheit auch noch auf die Auszeichnung mit dem Deutschen Buchhandlungspreis 2016 anstoßen. Jazzmusik ("cooler Bebop") darf natürlich auch nicht fehlen.

  • Konzept: Gemeinsam werden Lebensstationen und Romanschauplätze von Schriftstellern besucht, die in Leipzig gelebt haben
  • Programmpunkte: Schauspieler setzen die Themen beim Rundgang in Szene. Wenn es passt, kommt auch ein Jazzmusiker dazu
  • Kollegen-Tipp: "Es lohnt sich, die Werbung auf mehrere Schultern zu verteilen, etwa durch Einbindung in Festivals" (Inhaber Ansgar Weber)

Kontakt zum Ideengeber:

Buchhandlung Seitenblick

AnsgarWeber

seitenblick-leipzig@t-online.de