Regionales Wissen von Menschen aus der Umgebung

Die Schlaue Stunde

29. Dezember 2016
von Sabine Schmidt
Nordenham ist zum schwierigen Pflaster für den Einzelhandel geworden: Die Innenstadt verödet, es gibt kaum noch Laufkundschaft. Aber Anne v. Bestenbostel denkt sich Gegenmaßnahmen aus.

Seit einem Jahr präsentiert Anne v. Bestenbostel zusätzlich zu ihren Lesungen an jedem dritten Montag im Monat unterschiedliche Sachthemen, um auf ihre Buchhandlung aufmerksam zu machen. Die"»Schlaue Stunde" findet von halb sieben bis halb acht statt, bei einem Glas Wein und etwas zu knabbern, die Teilnahme ist kostenlos. Die Vortragenden kommen aus der ­Region, sodass keine Reise- und Hotelkosten anfallen. Ein Vortragshonorar zahlt v. Bestenbostel ebenfalls nicht: Der Lohn ist, dass die Redner letztlich für sich werben können.

"Ein Krabbenfischer hat über seine Arbeit gesprochen, jemand von der Müllabfuhr, eine Yogalehrerin, eine Kräuterkundlerin", berichtet die Buchhändlerin von ihrem bunten Programm. Ebenso der Eismacher aus der Gelateria von nebenan: "Da haben wir geklärt, ob im Minions-Eis wirklich Minions sind, und in welcher Reihenfolge er morgens all die ­leckeren Sorten herstellt." Das Thema war aus dem Leben gegriffen, die Gäste haben sich wohlgefühlt, und genau darum geht es bei der "Schlauen Stunde": dass die Zuhörer die Buchhandlung in guter Erinnerung behalten. Es kommen immer neue, das Publikum der Montagabende ist zudem überwiegend ein anderes als das der Lesungen. "Der Eismacher zum Beispiel hat viele seiner Kunden mitgebracht", erinnert sich v. Bestenbostel.

Ein direkter Bezug zu Büchern ist bei der "Schlauen Stunde" kein Muss, es gibt ihn aber auch. Im November etwa hielt der  ­Historiker Christopher Spatz einen Vortrag über das Thema seiner Dissertation, die unter dem Titel "Nur der Himmel blieb derselbe" bei Ellert & Richter erschienen ist. Spatz hat über die ostpreußischen Kinder geschrieben, die ihre Familien verloren hatten und nach dem Zweiten Weltkrieg die Königsberger Hungerkatastrophe allein überstehen mussten.
"Viele Ältere und Betroffene, die heute in Norddeutschland leben, haben ihm zugehört", sagt v. Bestenbostel. "Der Vortrag des sympathischen Historikers hat sie bewegt, es war ein sehr besonderer Abend." Mehr noch, es gab viel Aufmerksamkeit für die Buchhandlung: zahlreiche Presseberichte, unter anderem in der lokalen Zeitung und im Fernsehen in der Sendung "Buten un binnen".

Vorteile der "Schlauen Stunden":

  • Die Referenten kommen aus der Nähe, sind teilweise bekannt
  • Sie ziehen noch einmal eigene "Fans" an
  • keine Reise- und Übernachtungskosten
  • Die Buchhandlung wird zum Treffpunkt
  • aktive Einbindung der Kunden, neue Kontakte,
  • besondere Hingucker im Fenster und Laden

Kontakt zum Ideengeber:

Buchhandlung v. Bestenbostel

Annev. Bestenbostel

info@bestenbostel.com