Ricarda-Huch-Preis an Ferdinand von Schirach

"Scharfsinnige Analysen der menschlichen Psyche"

3. August 2018
von Börsenblatt
Ferdinand von Schirach erhält den Ricarda-Huch-Preis 2018 der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird alle drei Jahre vergeben.

In der Jury-Begründung heißt es: "Auf Anhieb gelang Ferdinand von Schirach mit seinem literarischen Debüt 'Verbrechen' im Jahre 2009 der Durchbruch als Schriftsteller. Seither werden seine Bücher von vielen Lesern geschätzt, doch sind diese Studien über Straftaten keineswegs Kriminalromane, sondern gestochen scharfe Milieu- und Charakterstudien. Was den Strafverteidiger Ferdinand von Schirach literarisch interessiert, sind die Ursprünge, Anlässe und Beweggründe von Verbrechen. Dabei urteilt er nicht moralisch, sondern verdichtet in einer klaren und souveränen Sprache jenen prekären Bereich, aus dem heraus das Verhängnis seinen Lauf nimmt. Mit seinem Aufsehen erregenden Theaterstück 'Terror', das einen Gerichtsprozess simuliert und am Ende die Theaterzuschauer über das Urteil abstimmen lässt, führt Ferdinand von Schirach zudem eindrucksvoll vor Augen, was Theater heute noch sein kann: ein Verhandlungsort für gesellschaftliche Auseinandersetzung wie einst das Forum im alten Rom."

Der Jury-Vorstzende Jochen Partsch ergänzt: Ferdinand von Schirachs "Erzählungen und Romane, die meist direkt nach Erscheinen wochenlang die Bestsellerlisten angeführt haben, strotzen nur so vor scharfsinnigen Analysen der menschlichen Psyche und liefern spannende und verstörende Einblicke in die Welt des Verbrechens." Ferdinand von Schirachs Erzählbände wurden millionenfach verkauft und sind in mehr als 40 Ländern zu Bestsellern geworden.

Der Jury gehörten an: Oberbürgermeister Jochen Partsch (Vorsitzender), die Vorsitzende des Kulturausschusses der Stadtverordnetenversammlung Hildegard Förster-Heldmann und die stellvertretende Vorsitzende Irmgard Klaff-Isselmann, die FAZ-Literaturkritikerin Sandra Kegel, Burkhard Bonsels vom Lions Club Darmstadt Mathildenhöhe sowie die Darmstädter Bundestagsabgeordneten Astrid Mannes und Daniela Wagner.

Die offizielle Preisverleihung ist für den 3. Oktober vorgesehen, so die Presseinformation der Stadt Darmstadt.

Zum Preis

Mit dem Ricarda-Huch-Preis werden Persönlichkeiten aus Kunst oder Literatur, aus Wissenschaft oder Politik ausgezeichnet, "deren Wirken in hohem Maß bestimmt ist von unabhängigem Denken und mutigem Handeln, verbunden mit einem uneingeschränkten Wirken für jene unveräußerlichen humanen, emanzipatorischen und freiheitlichen Grundsätze, die sich aus der europäischen Geschichte herleiten, die Ideale der Humanität und Völkerverständigung als Werte der historisch-kulturellen Identität der europäischen Gesellschaften zu fördern", heißt es in den Statuten.

Die bisherigen Preisträger sind Friedrich Luft, Marcel Reich-Ranicki, Siegfried Unseld, Herta Müller, Martin Walser, Adolf Muschg, Alexander Kluge, Ignatz Bubis, František Cerný, Orhan Pamuk und Hanna Krall, Sibylle Lewitscharoff und zuletzt Barbara Honigmann.