Sandra Koppe von arsEdition über Handlettering

Spielerischer Ansatz

19. April 2018
von Börsenblatt
Handlettering steht bei Geschenkbüchern derzeit hoch im Kurs. Sandra Koppe von arsEdition über eine Schriftkunst, die On- und Offlinewelt verbindet – und eine junge Zielgruppe anspricht.

Bereits am Do-it-yourself-Trend und dem Ausmalboom erkennt man das große Bedürfnis, neben der digitalen Welt der Sozialen Medien, Chats und E-Mails mit den eigenen Händen auch etwas Reales zu schaffen. Wie viel größer ist die Freude, eine selbst gestaltete Grußkarte oder Einladung zu erhalten als nur eine Gruppen-Whatsapp. Zudem lassen sich schöne handgemachte Werke auch noch online pos­ten; hier findet ja im besten Sinne ein inspirierend kreatives Pingpong zwischen den On- und Offlinewelten statt.

Das Bedürfnis spiegelt eine Rückbesinnung auf das Kunsthandwerk wider. Früher wurden Werbetafeln, Schaufenster­beschriftungen, Verpackungen, Filmplakate etc. liebevoll und aufwendig von Hand geschrieben. Das lebt in den Städten wieder extrem auf. Und es gibt einen riesigen Pool an Vorlagen und Inspiration, wenn man sich auf Flohmärkten, in Altstädten und im Netz umschaut. Ohne das Internet und seine vielen kreativen Impulse etwa aus Bloggerwelten oder von Instagram hätte der Trend sicher nicht so groß werden können.

Es gehört viel Erfahrung und Feingefühl dazu, einen passenden Font, Schriftmix oder Handlettering-Schriftzug zu kreieren. Letzteres erfordert mehr Aufwand und illustratives Können, viel Übung und eine sichere Hand. Natürlich muss dieser Mehraufwand bezahlt werden – aber er lohnt sich. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um einen charmanten spielerischen Ansatz. Viele Künstler stellen ihre Schriften rechtefrei beziehungsweise gegen eine Lizenzgebühr zur Verfügung; wir arbeiten teilweise mit diesen Pools. Da das auch andere Firmen tun, sieht man bisweilen eine vertraute Typo dann im Drogerie- oder Lebensmittelgeschäft auf einer Verpackung wieder.   
 
Wir verwenden Handlettering vor allem für Produkte, die an unsere jüngere Zielgruppe gerichtet sind. Ältere bevorzugen meist ein klareres Schriftbild, der besseren Lesbarkeit wegen. Gefallen an Handlettering finden diejenigen, die eine Affinität zu Illustrationen und zu Handgemachtem haben. Das Stadtbild ist inzwischen wieder geprägt von handgemachter Typografie, was auf den Geschmack der Bewohner abfärbt. Mit Sicherheit sind es in der Mehrheit Frauen, die sich mit den oft schnörkeligen und verzierten Buchstabenwelten identifizieren.

Im Moment sieht man sehr viel Kreidelettering und Brush-Lettering, also Handlettering mit einem Pinsel oder einem synthetischen Pinselstift; selbst Kombina­tionen mit "Doodles" sind erlaubt. Ob romantisch oder rockig: Stilistisch sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Man darf auch munter mischen – damit steht das Handlettering ganz im Gegensatz zum traditionellen Umgang mit Typografien. Es gilt also eher, zu erfühlen und zu erspüren, was zusammenpasst. Das unterstreicht noch einmal die hohe Emotionalität, die im Handlettering steckt. Deshalb bietet es sich gerade für emotionale Produkte wie Genussmittel so gut an: "form follows function". In vielen Branchen wird aktuell fleißig gelettert, seien es Weinetiketten, Lebensmittelverpackungen, Menükarten oder Schilder über Cafés und Läden.

In der Natur von Eintragbüchern wie unseren myNOTES  liegt es, dass der Käufer sie mit sehr persönlichen Inhalten füllen wird, weshalb schon das Cover eine persönliche Note transportieren sollte. Das gelingt mit Handlettering-Schriften besonders gut, viel besser als mit den üblichen Satzschriften. Denn durch Typo-Mix kann der jeweilige Cover-Spruch gut visualisiert werden, indem man die Botschaften durch charakteristische Schriften und unterschiedliche Größen hervorhebt.