Das Kaufverhalten der Bevölkerung habe sich geändert, Produkte würden heute anders beschafft, stellt Meister fest: "Supermärkte am Stadtrand erweitern ihr Sortiment und bieten immer mehr Bücher, Zeitschriften und Schulbedarf an; da finden sich Reiseführer und G+U-Ratgeber genauso wie die Spiegel-Bestseller. Die Kunden gewöhnen sich daran." Diese Entwicklung treffe den Einzelhandel entscheidend. Dazu komme die Konkurrenz aus dem Internet, gegen die man nur schwer ankämpfen könne: "Das betrifft alle Branchen. Selbst bei Leuten aus meinem Bekanntenkreis sieht man die Amazon-Pakete. Da wird das Einkaufen einfach gemacht, weil es alles gibt", meint Jörg Meister.
Als Schlussfolgerung aus dem veränderten Kaufverhalten wird Meister Ende April seine Buchhandlung in Münchberg schließen. Viel hat er versucht, um diesen Schritt abzuwenden. "Ich habe meine Verkaufsfläche von 140 auf 240 Quadratmeter erhöht und bin von einer 2b- in eine 1a-Lage umgezogen. Auch den Umsatz pro Kunden konnte ich erhöhen und das Sortiment wurde immer wieder verändert." Den Rückgang der Kundenfrequenz habe all das nicht aufhalten können. Dazu kommt, dass es fünf Jahre lang durchgehend Baustellen in der Innenstadt von Münchberg gab: "Auch das war nicht zuträglich für meinen Umsatz", resümmiert der Buchhändler. Der eigene Onlineshop habe nicht kompensieren können.
Meister fordert für die Rettung des Einzelhandels eine politische Lösung: "Die Mehrwertsteuer beim Versand müsste von sieben auf 19 Prozent erhöht werden." Außerdem sollten Onlinehändler ihre Pakete schon aus Gründen des Umweltschutzes nicht mehr portofrei versenden dürfen. "Wenn jetzt nicht gehandelt wird, gibt es irgendwann keinen Einzelhandel mehr", sagt Meister.
