Schweiz

Euro als Preistreiber

13. Dezember 2007
von Börsenblatt
Auch der Zwischenbuchhandel nutzt Spielräume, die sich aus dem Fall der Preisbindung in der Schweiz ergeben: Das Schweizer Buchzentrum hat die Kalkulationstabellen nach oben angepasst, die es den Verlagen seiner Auslieferung für die Umrechnung von Euro- in Schweizer Franken-Preise an die Hand gibt.
Die Preise aus der Tabelle wurden in die Datenbank des Barsortiments eingespeist, und zwar auch dann, wenn sie über der unverbindlichen Preisempfehlung des Verlags liegen. Das Dilemma für den Buchhandel: Die Information zur unverbindlichen Preisempfehlung kommt nicht mehr an, die Transparenz, auch bei den Konditionen, geht verloren – schlimmstenfalls können Exemplare eines Titels im selben Geschäft mit zwei verschiedenen Preisen im Regal stehen, je nach Lieferweg. Geschäftsführer Andreas Grob räumte auf Anfrage ein, dass die Preispolitik für eine »gewisse Unübersichtlichkeit« sorge, das Buchzentrum stehe jedoch durch den starken Euro-Kurs unter Druck: »Fällt der Euro, gehen unsere Preise wieder runter. Schließlich müssen auch wir uns im Wettbewerb behaupten.« Die Schweizer Buchhändler wissen, dass der Euro-Höhenflug den Importeuren zu schaffen macht, verfolgen die Preisverschiebungen auf dem Markt aber nicht ohne Sorge, auch wenn sie, wie in diesem Fall, aufwärts zeigen: »Alle wollen jetzt ein Stück vom Kuchen haben«, sagt die Frauenfelder Buchhändlerin Marianne Sax, Vorstandsmitglied im Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband: »Doch klar ist auch: Jede Preiserhöhung der Verlage oder des Zwischenbuchhandels nimmt letztlich dem Buchhandel Spielmasse weg.« Deutlich Position bezieht der Stuttgarter Konkurrent KNV. Ein Großhändler sei in der Schweiz zwar frei in der Preisgestaltung, sollte seinem Kunden aber die Information zur unverbindlichen Preisempfehlung zur Verfügung stellen, damit er eine klare Orientierung für seine Kalkulation habe, so KNV-Chef Oliver Voerster: »Denn die Preishoheit gegenüber dem Endkunden liegt in der Schweiz allein beim Buchhändler selbst.« Wie berichtet, hatte das Branchenparlament des Börsenvereins im November an die deutschen Verlage appelliert, unverbindliche Preisempfehlungen in Schweizer Franken auszusprechen, diese allen Branchenkatalogen zu melden und sicherzustellen, dass sie »auf den weiteren Handelsstufen kommuniziert« werden.