Sitzungswoche im Börsenverein: Ausschuss für den Zwischenbuchhandel

Bessere Marktforschung als Motor der Branche

12. November 2015
von Börsenblatt
Der Ausschuss für den Zwischenbuchhandel ist ein Ausschuss der klaren Worte – daran hat sich nach den Neuwahlen nichts geändert. Diesmal standen große und einige kleinere Themen auf dem Programm, unter anderem die Marktforschung in der Branche, die Bundle-Besteuerung und das Shopsystem buchhandel.de.

Die erste Sitzung des Ausschusses für den Zwischenbuchhandel nach den Wahlen im Sommer endete am Donnerstagnachmittag mit einer Reihe von Empfehlungen, Wünschen  – und mit Kritik. Nach Auskunft des Ausschussvorsitzenden Stefan Könemann, den boersenblatt.net im Anschluss an die Sitzung traf, konzentrierten sich die Gespräche sowohl auf Fragen, die eher branchenintern interessant sind, als auch auf solche, die aus Sicht der Zwischenbuchhändler das Image der Branche nach außen prägen.  

Budget des Börsenvereins: "Konsistente Daten kosten Geld"

Der Ausschuss für den Zwischenbuchhandel sei sich bewusst, dass die Finanzsituation des Börsenvereins in den kommenden Jahren nicht einfacher werde, sagte Könemann. Man habe im Verbandsbudget Positionen in den Blick genommen, die vermindert werden könnten, wolle aber keinesfalls an der Stärke des Verbands rütteln. „Wir sind uns bewusst, wie wichtig es ist, einen schlagkräftigen Verband zu erhalten, und wollen uns konstruktiv in die Budgetplanung einbringen“, so Könemann.

Beim Thema Marktforschung sehen die Zwischenbuchhändler den Verband eher in der Pflicht, mehr zu tun – als weniger. Der Markt brauche konsistente Daten, die es im Moment so aber leider nicht gebe, weder von der GfK noch von Media Control oder dem IT-Verband Bitkom, argumentierte Könemann. „Die Mitglieder des Börsenvereins benötigen vernünftige Daten – das müssen wir uns dann eben ein paar Euro kosten lassen.“

buchhandel.de: "Mit einem Milliardenunternehmen kann man nicht konkurrieren"

Die Zwischenbuchhändler sorgen sich darum, dass die Shop-Plattform buchhandel.de, entwickelt von der MVB unter dem Dach des Börsenvereins, dem Image des stationären Buchhandels schaden könnte. Das Procedere, an das sich Kunden halten müssten, entspreche nicht ihren Qualitätsanforderungen, die Endverbraucher würden vergrämt – laut Könemann habe darüber im Ausschuss Einigkeit geherrscht. „Eine Lösung für dieses Dilemma, welche von einer breiten Schicht der Mitglieder getragen würde, sehen wir allerdings nicht.“

Worin das Dilemma Könemann zufolge besteht: „Der Versuch, mit einem milliardenschweren, weltweit agierenden Großunternehmen wie Amazon zu konkurrieren, ist aus unserer Sicht zum Scheitern verurteilt – so sehr das, aus verständlichen Gründen, dem Wunsch der Mehrheit entspricht.“

Bundle-Besteuerung: "Ein gruseliges Thema"

Die Bundle-Besteuerung, die, wie berichtet, ab Januar greifen soll, setzt die Branche  unter Druck – Könemann hält die Sache weiterhin für „ein gruseliges Thema“, hofft aber auch nach wie vor darauf, dass die Umsetzung rechtzeitig gelingt. Die Barsortimente seien bereit für die Bundle-Besteuerung, gab er sich überzeugt. Dabei würden im Alltag allerdings ständig wieder neue Fragen auftauchen. Seine Zwischenbilanz, sieben Wochen vor Jahresschluss: „Verlage sind bei der Umsetzung zu langsam, wir Zwischenbuchhändler können nur begrenzt testen und von den Sortimentern denken bis heute immer noch manche, das Thema ginge sie nichts an.“ 

Dass sich jetzt einige beschwerten, die Zeit für Umstellung reiche nicht aus, sei jedoch kaum nachvollziehbar. „Der Verband hat hier alles getan, was nötig war und das Thema für die Mitglieder gut aufbereitet.“  

Kennzeichnung für PoD (Print-on-Demand)-Titel: "Für Sortimenter macht das vieles leichter" 

Die Barsortimente setzen einen Vorschlag des Ausschusses um – wollen laut Könemann im ersten Quartal 2016 die Meldenummer 97 vereinheitlichen. Sie dient bereits bisher der Kennzeichnung von Print-on-Demand-Titeln, wurde aber nicht von jedem Barsortiment gleich definiert. Das soll sich ändern; zusätzlich ist geplant, mit der Meldenummer dem Buchhandel künftig auch sofort die Lieferzeit mitzuteilen. Könemann: „Für Sortimenter macht das vieles leichter.“    

Relaunch der Warengruppensystematik: "Wir beteiligen uns gern" 

Der Buchhandel wünscht sich mehr Klarheit in der Warengruppensystematik – besonders in puncto Paperback. Wie Könemann sagte, würde sich der Ausschuss für das Rationalisierungsprojekt auch gern engagieren: „Wir empfehlen, dass dieses überaus komplexe Thema von einer Interessengruppe verfolgt wird, an der alle großen Datenlieferanten der Branche beteiligt sind.“ Möglicherweise, so Könemann, ergebe sich hier auch die Gelegenheit, das gesamte System der Warengruppensystematik zu optimieren.

Neues Hallenkonzept der Frankfurter Buchmesse: "Die Halle 4.0 wieder zu dem machen, was sie einmal war"

Dass die Branchendienstleister mit der veränderten Situation in der Halle 4.0 nicht zufrieden waren, ist bekannt – und wurde auch noch einmal bei der Ausschusssitzung am Donnerstag besprochen. Nach Auskunft von Könemann freuen sich die Zwischenbuchhändler zwar über den Applaus, den die Frankfurter Buchmesse für ihr neues Hallenkonzept bekommen hat. Insbesondere sei man jedoch froh, dass auch Messedirektor Juergen Boos für die Barsortimente noch ein hohes Optimierungspotenzial sehe.

"Die Mitglieder des Ausschusses würden es begrüßen, wenn der Kundenstrom wieder zurück in Halle 4.0 geführt würde", stellte Könemann klar – all das verbunden mit einer Rückkehr von Börsenverein und Non-Book-Ausstellung. "Damit die Halle 4.0 wieder den Stellenwert bekommt, den sie bis zum letzten Jahr einmal hatte."