Sortiment

Kooperationen und frische Ideen

19. Februar 2009
von Börsenblatt
Jammern ist ihre Devise nicht: Quer durch die Republik gibt es Buchhandlungen, die sich etwas einfallen lassen, damit die Krise erst gar keine Chance bei ihnen hat. Drei davon stellen wir hier vor.
Gemeinsam agieren Wenn sich Online-Händler und Filialisten ein immer größeres Stück vom Umsatzkuchen nehmen – dann müssen sich unabhängige Sortimente zusammentun. Fünf literarische Buchhandlungen, über die ganze Republik verteilt, wollen nun gemeinsam Veranstaltungen konzipieren und bewerben, im Verbund einen Katalog planen und signierte antiquarische Titel anbieten. Spiritus Rector der Initiative ist Wilfried Weber (Felix Jud, Hamburg), mit dabei: Klaus Bittner in Köln, Lehmkuhl in München, die Freiburger Buchhandlung zum Wetzstein und Fürst & Iven in Berlin. Marc Iven über das Projekt: »Wir haben überlegt, wie wir gemeinsam ein Zeichen setzen können, um die Bedeutung des traditionellen Buchhandels zu unterstreichen.« Was dem Quintett mit seinem versammelten Renommee gelingen dürfte. Punkte verteilen Im Osten was Neues: Im April 2008 eröffnete der Presse-Vertrieb Halle die Presse- und Buchhandlung »Ulrich Medienwelt« in Halle. Gleich 390 Quadratmeter mitten in der Stadt mietete das Unternehmen an, im Dreieck von Uni, Theater und Oper. Konnte das gut gehen in einer Stadt, die in Kaufkraft-Rankings am unteren Ende dümpelt? »Bisher sind wir sehr zufrieden«, sagt Marketing-Chef Rayk Niemietz. »Viele Hallenser ziehen uns als unabhängige, lokale Buchhandlung den Filialbuchhandlungen vor.« Hinzu komme, dass auch Nischen bedient werden: »Manga- und Comicfreunde kommen besonders auf ihre Kosten.« Ein Mittel der Kundenbindung: Bei jedem Einkauf gibt es Punkte, die der Kunde gegen eine Prämie eintauschen kann – vom MP3-Player bis zum Warhol-Nachdruck. Für den Presse-Vertrieb Halle ist es die erste Buchhandlung. »Aber das Konzept bietet viel Potenzial und könnte auch an anderen Standorten funktionieren«, so Niemietz. Mehrgleisig fahren Um mit ihrem Georg Büchner Buchladen sicherer aufgestellt zu sein, hat Sabeth Vilmar gleich neben dem Hauptgeschäft im Berliner Szene-Bezirk Prenzlauer Berg noch eine kleine Fachfiliale eröffnet. Der besondere Dreh: Das Kunstbuch-, Film- und Theater-Sortiment ist durch anspruchsvolle Papeterie erweitert. Seltene Papiere, besondere Schreibgeräte, kleine Ausstellungen und Aktionen ziehen inzwischen Kunden nicht nur aus dem Kiez in beide Buchhandlungen. »Der Geschäftsbereich läuft eigenständig, schafft aber zunehmend Synergien«, freut sich die umtriebige Buchhändlerin. Zur Strategie gehören auch Marketing-Partnerschaften: Um mit ihrem erweiterten Kinderbuchsortiment mehr junge Leser und deren Eltern zu erreichen, startet sie gerade eine Lese-Reihe auf einer benachbarten Off-Theater-Bühne. Und ab 14. Juni läuft wieder die von ihr initiierte Literaturwoche Prenzlauer Berg an, die Autoren und viele unabhängige Verlage mit ihrem Publikum zusammenbringt – und auch die Kasse klingeln lässt.