Thalia

Mehr Effizienz, bitte!

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Der Buchhandel bleibt für kleine Verlage ein Nadelöhr – und das in jeder Hinsicht. Zwar hat die Mayersche mit ihrem Independent Day 2008 branchenweit Zeichen gesetzt, insgesamt änderte das an der schwierigen Situation jedoch wenig. Nun traf sich Thalia mit kleinen Verlagen. Riesen wollen nicht mit Zwergen tanzen. Oder doch?
###WERBUNG### „Kleine Verlage liegen uns sehr am Herzen“, so eröffnete Thalia-Manager Tom Kirsch das Gespräch am vergangenen Freitag im Hagener Hotel Arcadeon. „Auch wir als Thalia haben einmal ganz klein angefangen“, klopfte er seinen rund 100 Zuhörern verbal auf die Schulter. Ihm gehe es darum zu klären, „wie wir gemeinsam mehr Bücher verkaufen können“. Die Mitglieder des Arbeitskreises kleinerer unabhängiger Verlage, die Thalia zu ihrer Jahrestagung eingeladen hatten, stutzten. Eine Schönwetter-Periode mitten im nasskalten Winter? Ein Blick in die Schaltzentrale Tom Kirsch ist in der Geschäftsleitung der Thalia Service GmbH für den Einkauf zuständig. Bei der Thalia-Tochter laufen nahezu alle Fäden des operativen Geschäfts zusammen – sie ist die Schaltzentrale des Filialisten. Kirsch hatte alle mitgebracht, die hier an den Hebeln ziehen: Einkaufsleiterin Ursula Hersemeyer, Marketing-Chefin Saskia Maaßen und Christoph Maris, verantwortlich für die Logistik. Sie erklärten die Regeln ihrer Kunst, zerstreuten dabei aber auch so manche Hoffnung. Im Schnelldurchlauf:
  • „Wir stülpen den Filialen nichts über. Ihnen bleibt genügend Spielraum – und den bauen wir aus“, sagte Hersemeyer. Dennoch: Direkte Kontakte sind nicht möglich; Thalia organisiert seinen Einkauf in erster Linie zentral, halbjährlich finden regionale Sortimenterkreise statt und Hausbörsen – wer dazu keine Einladung erhalte, könne Kirsch zufolge jedoch seine Vorschau in die Zentrale schicken.
  • „Wir wollen uns marktgerecht positionieren und so viele Bücher wie möglich verkaufen“, betonte Kirsch. Außergewöhnliche Bücher aus kleinen Verlagen hätten eine Chance – als Profilierungs- und Ergänzungstitel um sich vom Wettbewerb abzusetzen. Ohne Elektronischen Lieferschein und ein klares Ja zur Blind-Remission laufe jedoch nichts.
  • Logistik-Chef Christoph Maris konzentrierte sich auf ptionen zur Rationalisierung – und auf Bündelung. Das von ihm geleitete Thalia-Zentrallager bei Rhenus Logistics in Dortmund sei täglich Umschlagplatz für 50.000 bis 60.000 Bücher. Maris: „Da wollen wir kleine Lieferungen vermeiden.“ Logistisch sei der Aufwand einfach zu hoch.
  • Dass kleine Verlage überregional bei Thalia werben, dürfte aufgrund der Kosten weiterhin selten bleiben (Beispiel: eine Anzeige im Thalia-Magazin in Größe einer Drittelseite kostet 1.000 Euro, eine Seite 7.000 Euro; ein Recht darauf, dass das Buch dann auch tatsächlich in die Läden komme, sei laut Maaßen damit nicht verbunden). Ansatzpunkte gebe es jedoch auf lokaler und regionaler Ebene, so Maaßen.
Rationalisierung auf allen Ebenen Und nun? Kirschs Schluss-Appell ließ keinen Zweifel offen, was sich Thalia erwartet: „Wir müssen unseren Einkauf rationalisieren“, sagte er. „Professionalisieren Sie Ihre Vorschauen, gründen Sie Vertriebsgemeinschaften, entwickeln Sie Kooperationen aller Art.“ Sprich: Der Weg durchs Nadelöhr führt über erfolgreiche Bücher - und effizientere Strukturen. Chancen hat also nur, wer beides bieten kann. „Thalia hat uns die Leviten gelesen“, meinte hernach Dietrich zu Klampen (zu Klampen! Verlag). „Thalia ist die Speerspitze des modernen Buchhandels“; da zähle nur eines: Rationalisierung auf allen Ebenen. Sein Appell: „Wenn wir reinkommen wollen, müssen wir zusammenarbeiten.“