Turbo-Lieferung im E-Commerce

Aber bitte ohne Aufschlag

13. September 2016
von Börsenblatt
Im E-Commerce zählt Tempo, für das Kunden aber nur ungern extra zahlen: Ergebnisse einer  McKinsey-Studie zur Entwicklung im deutschen Paketmarkt bis 2025. 

Amazon rollt gerade seinen Same-Day-Service bundesweit aus – das Modell könnte Schule machen: Einer McKinsey-Studie zufolge werden Turbolieferungen bereits 2025 etwa ein Fünftel des Paketmarktes ausmachen. Weitere Ergebnisse aus der Konsumentenbefragung im Überblick:

Prognose 1: Turbolieferungen
Der Wunsch, die im Web bestellten Waren möglichst schnell in den Händen zu halten, wird die Zahl der Turbo-Lieferungen nach oben treiben: McKinsey geht davon aus, dass der Markt für Same-day Delivery (Zustellung noch am Tag der Bestellung) und Instant Delivery (Sofortlieferungen ) jährlich um durchschnittlich etwa 40 Prozent zulegt. 2025, so die Prognose, entfällt auf die Turbo-Lieferung rund 20 Prozent des Umsatzes mit Standardpaketen.  

"Während Lieferungen an Verbraucher früher etwa 40 Prozent ausmachten, wird inzwischen mehr als die Hälfte aller Pakete an Privathaushalte geliefert. Zeitnahe Zustellung wird immer mehr verlangt", sagt Jürgen Schröder, McKinsey-Seniorpartner und Experte für Logistik und Postdienste. Vor allem Kunden unter 35 Jahren seien an schnelleren Lieferungen interessiert – während ältere Käufer in diesem Punkt lieber sparten.

Prognose 2: doppeltes Volumen  
Bis 2025 rechnen die Berater mit einer Verdopplung des Volumens: Rund fünf Milliarden Pakete würden dann jährlich in Deutschland verschickt.

Prognose 3: Drohnen willkommen
Roboter haben in der Logistik eine aussichtsreiche Zukunft. „Wir erwarten, dass 2025 rund 80 Prozent der Pakete automatisiert ausgeliefert werden können“, so Schröder. Davon ausgenommen seien lediglich Lebensmittellieferungen und Sofortlieferungen: Weil bisher kostengünstige automatisierte Möglichkeiten fehlten, verblieben diese Services „weiterhin in menschlicher Hand“.

Mehr als 60 Prozent der von McKinsey befragten Konsumenten stehen neuen Liefertechnologien positiv gegenüber – gegen Drohnen haben sie keine Vorbehalte. Bei den jüngeren Befragten seien es sogar drei Viertel, die eine Lieferung per Drohne befürworteten.

Problem: geringe Zahlungsbereitschaft für schnellere Zustellung
Die Kostenseite blenden viele dabei aber offenbar aus: 70 Prozent der Befragten wählen – unabhängig vom Alter – nach wie vor die günstige Standardlieferung. Entsprechend ernüchternd fallen ihre Antworten auf die Frage aus, wieviel sie für eine schnellere Lieferung in Zukunft bereit wären zu zahlen: Rund 30 Prozent der Befragten in Deutschland nannten einen Betrag von "etwa 1 Euro", nur jeder Zehnte sagte, er würde 3 bis 5 Euro drauflegen.

McKinsey hat für seine Branchenstudie "Parcel delivery. The Future of Last Mile" nach eigenen Angaben mehr als 4.700 Konsumenten in Deutschland, China und den USA befragt.