Umfrage: Buchhändlerinnen über Weihnachtstitel

Was Sortimenterinnen wünschen

6. September 2018
von Börsenblatt
Was legen Buchhändlerinnen alle Jahre wieder auf den Aktionstisch? Und bei welchen Weihnachtsthemen könnten die Verlage gern noch eine Schippe drauf packen? Sortimenterinnen über Lieblingsbücher und Lesewünsche zum Fest.

Ute Dörner, Buchhandlung Machwirth, Alzey
 
"Ein Kinderbuch ist seit vier Weihnachtsgeschäften unser Bestseller: 'Du spinnst wohl' von Kai Pannen (Tulipan). Eine außergewöhnliche Adventsgeschichte in 24 Kapiteln. Die Spinne Karl-Heinz sitzt in ihrem Netz und wartet auf ihren Weihnachtsbraten. Und der soll die Fliege Bisy sein, die gerade vorbeifliegt. Am Ende wird Karl-Heinz zum Vegetarier und Bisy seine beste Freundin. Eine schöne Geschichte für die gesamte Familie. Gefragt sind bei uns außerdem Weihnachtskrimis, auch regionale Titel kommen in Alzey an. Wünsche an die Verlage habe ich nicht – das Angebot ist gut."

Ute Hentschel, Buchhandlung Ute Hentschel, Burscheid
 
"Bei uns sind zwei Bücher für die Adventszeit besonders wichtig. Einmal 'Das Weihnachtskind' von Rose Lagercrantz (Moritz Verlag). Es erzählt die Weihnachts­geschichte als politische Geschichte, die mit Themen wie Krieg, Vertreibung und Flucht bis heute ihre Gültigkeit hat, und kann die Menschen ganz unabhängig von ihrer Religion berühren. Das zweite Buch ist 'Der rote Mantel' von Heinz Janisch (Tyrolia): Ein Flüchtlingsjunge bekommt eine rote Decke gegen die Kälte geschenkt – und dabei wird ihm die Geschichte von St. Martin erzählt. Auch sie hat eine universelle Gültigkeit, die religiöse Grenzen aufhebt. Von solchen besonderen Büchern würde ich mir mehr wünschen – statt solcher, die nur austauschbar sind."

Sabine Hunzinger, Buchhandlung am Markt, Bad Urach
 
"Zwei Weihnachtsbestseller dürfen bei uns nicht fehlen. Der eine ist das Bilderbuch 'Es klopft bei Wanja in der Nacht' von Tilde Michels – ein sehr stimmungsvolles und toll gezeichnetes Buch (Oetinger). Der andere ist 'Das Weihnachts­geheimnis' von Jostein Gaarder (Hanser). Eine wunderbar erzählte Geschichte, die einen durch den gesamten Advent begleitet. Was ich auf jeden Fall nicht brauche, sind noch mehr Weihnachtskrimis. Dagegen vermisse ich schön illustrierte Familienbücher, wie es sie früher einmal gab."

Silja Korn, Buchhandlung Taube, Marbach
 
"Unser Weihnachtsbestseller ist 'Ein Winter in Wien' von Petra Hartlieb, das es jetzt auch als
Taschenbuch gibt (Rowohlt). Eine warmherzige Geschichte, ohne dabei kitschig zu sein. Das geht bei uns immer zur Adventszeit. Angesichts der allgemeinen Flut von Plätzchen­büchern vermisse ich Titel zum gesunden und veganen Backen zur Adventszeit."

Katrin Peterknecht, Buchhandlung Peter Peterknecht, Erfurt
 
"'Ein Weihnachtsgeschenk für Walter' von Barbara Wersba (Tulipan) darf bei uns nicht fehlen. Eine süße Weihnachtsgeschichte über die Ratte Walter, die glaubt, dass sie unentdeckt bleibt. Doch die Hausbesitzerin weiß genau, dass es Walter gibt, und am Ende begegnen sich die beiden natürlich. Das Buch ist liebevoll gezeichnet und erzählt und unser Weihnachtsbestseller. Wünsche an die Verlage habe ich nicht, da ist von allem genug vorhanden."

Gudrun Schlicker, Buchhandlung am Meer, Grömitz 

"Klassische Kinderbücher, schön in Leinen gebunden, gehören bei uns zum Pflichtprogramm in der Adventszeit. Die werden sehr gern gekauft. Dann gibt es Titel wie 'Weihnachtsgeschichten am Kamin', die sehr beliebt sind, weil sie viele Kurzgeschichten für die Weihnachtszeit anbieten (Rowohlt). Ähnlich verhält es sich mit den Weihnachtskrimis, die mehrere Kurzkrimis enthalten. Klassiker wie Charles Dickens sind dagegen bei uns nur wenig gefragt. Wünschen würde ich mir für den Aktionstisch in der Adventszeit mehr Bücher, die auch zwischen den Jahren gelesen werden können. Das fehlt mir im Sortiment."

Nicole Steffens, Buchhandlung Mausbuch, Bremerhaven
 
"Einen absoluten Weihnachtsbestseller gibt es bei uns nicht. Das ändert sich jedes Jahr. Mal sind Plätzchenbücher gefragt, mal wieder nicht. Titel, die immer wiederkehren, sind allerdings die Weihnachts­bücher von Pettersson und Findus (etwa 'Das schönste Weihnachten überhaupt', Oetinger). Die Eltern erinnern sich da an ihre Kindheit und die Kinder entdecken den Titel neu für sich. Gut geht zur Adventszeit auch 'Hilfe, die Herdmanns kommen' (ebenfalls Oetinger) – vor allem, wenn es vor Ort gerade als Theaterstück zu sehen ist. Was mir fehlt, sind Weihnachtsbücher im Jugendbereich. Bei den Kindern und Erwachsenen sowie bei den Geschenkbüchern sind wir dagegen gut ausgestattet."

Sonja Vieth, Buchhandlung Sonja Vieth, Arnsberg im Sauerland 

"Ich suche mir für den Aktionstisch immer das Schönste aus, freue mich über Neues, das man zwischen die Weihnachtsbücher legen kann, setze aber auch bewusst auf Klassiker. Dazu zählt für mich bei den Kinderbüchern von Astrid Lindgren 'Tomte Tummetott' (Oetinger). Da werden bei mir Kindheits­erinnerungen wach. Das Buch habe ich auch meinen Kindern schon vorgelesen. Ich liebe es, weil es eine Geschichte ist, bei der man zur Ruhe kommt. Das macht sie so wertvoll in der Weihnachtszeit."