Umfrage: Sortimenterinnen über das Gütesiegel für Leseförderung

Ein kleiner Ansporn

30. August 2018
von Börsenblatt
Buchhandlungen, die sich für Leseförderung stark machen, werden in vielen Bundesländern mit einem Gütesiegel belohnt. Wie setzen die Buchhändler es ein? Und kommt die Botschaft bei den Kunden an?

Stefanie Walter, Cactus Buchladen, Landau an der Isar
 
"Wir haben das Gütesiegel zur Leseförderung mehrfach erhalten – es dürfte inzwischen das achte Mal gewesen sein. Leseförderung ist für uns zu einer echten Leidenschaft geworden – auch weil wir hier im Geschäft alle selbst Kinder haben. Zu unseren Aktionen zählen Kindergeburtstage mit Leseaktionen oder eine Kalligrafiewerkstatt, bei der Kinder Gedichte in besonderen Schriften schreiben können. Wir arbeiten sehr eng mit Kindergärten und Schulen zusamen, die wissen, dass wir mehrfach ausgezeichnet wurden und das auch anerkennen. Das Plakat zum Gütesiegel hängt im Laden und wir haben auch schon mal ein Schaufenster dazu gestaltet."

Susanne Lux, Buchhandlung Nimmerland, Mainz
 
"Ich stehe etwas kritisch zum Gütesiegel. Meiner Meinung nach wird es an zu viele Buchhandlungen vergeben, was die Auszeichnung etwas entwertet. Ich finde, sie sollte nur für echtes und großes Engagement vergeben werden. Missen möchte ich das Gütesiegel aber trotzdem nicht, wir nutzen es im Alltag im Laden genauso wie im Internet. Wir engagieren uns vielfältig, bieten Lesetüten an, laden die Kinder zum Welttag des Buches ein, sind vor Ort in Kindergärten und Schulen präsent, etwa bei Eltern­abenden, Lesungen und mit regelmäßigen Buchvorstellungen. Jeden Monat haben wir zudem 50 Kinder als Probeleser im Geschäft."

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Heike Röminger, Buchhandlung Moby Dick, Berlin

"Ich mache in meiner 50 Quadratmeter großen Buchhandlung 40 Prozent meines Umsatzes mit dem Kinderbuch. Die Kunden sind oft überrascht, dass so eine kleine Buchhandlung in diesem Bereich so stark ist. Da hilft auch das Gütesiegel, das als Plakette an der Tür klebt und das genauso wie die Urkunde im Laden und dem Gütesiegel auf unserer Homepage auch von den Kunden wahrgenommen wird. Wir sind froh, etwas zu haben, das wir wie ein Zeugnis vorzeigen können. Das stärkt auch unser eigenes Selbstbewusstsein als Buchhändler. Und es ermöglicht  Kooperationen wie mit der Firma Tolles Buch, die Literaturempfehlungsshows an Schulen anbietet. Ursprünglich haben wir Tina Kemnitz für ihre Show bei den Büchern beraten, heute geht das Hand in Hand. Das Zentrum für Sprachförderung kam dazu und stiftet in dem Rahmen Buchpakete für Schulbibliotheken. Das kommt uns auch wirtschaftlich zugute und schlägt sich positiv in der Bilanz nieder."

Irene May-Menninger, Buchhandlung May, Heppenheim
 
"Das Gütesiegel hängt bei uns in der Buchhandlung. Als wir es bekommen haben, ist auch ein Zeitungsartikel erschienen, der uns viel positives Feedback eingebracht hat. Wir nutzen die Auszeichnung aber zugegebenermaßen viel zu wenig als Marketinginstrument. Dabei ist es schön, dass wir für das, was wir machen, ausgezeichnet werden. Wir tun sehr viel für die Leseförderung, aber die Auszeichnung spielt dabei eigentlich keine Rolle. Wir bieten beispielsweise Veranstaltungen mit Lektüretipps für Lehrer an, dazu kommen Büchertische in Kindergärten. Wahrgenomen wird das Gütesiegel bei den Partnern aber eher sehr selten, das sollten wir vielleicht ändern."

Britta Schmidt, Buchhandlung Glück auf, Senftenberg
 
"Das Gütesiegel, das wir jetzt zum vierten Mal bekommen haben, ist ein kleiner Ansporn für uns und bestätigt uns in unserem Engagement. Im Alltag nutzen wir das Siegel an vielen Stellen – im Internet und an der Ladentür, auf unserem Aufsteller vor dem Geschäft, an den Regalen im Eingangsbereich und in der Kinderbuchabteilung. Außerdem haben wir noch eine besondere Aktion gemacht: Wir haben das Gütesiegel auf Lebens­mittelfolie drucken lassen und auf einem Kuchen aufgebracht. Von den Kunden kamen viele Glückwünsche – und der Bürgermeister und unser Landrat waren vor Ort, als es eine kleine Feierstunde nach der Verleihung gab."

Anja Vogel, Buchhandlung Vogel, Reppenstedt
 
"Uns ist das Gütesiegel sehr wichtig – und unsere Kunden sehen das genauso. Wir setzen es sehr intensiv ein. Das fängt mit großen Plakaten im Eingangsbereich an. Und bei jeder Veranstaltung mit Schulen und Kindergärten wird es gegenüber Erziehern, Lehrern und Eltern erwähnt. Besonders die Eltern wissen unsere Leseförder-Aktivitäten im ländlichen Raum sehr zu schätzen. Gerade haben Kinder unsere Schaufenster mit Blumen gestaltet, auch dabei kam das Siegel zum Einsatz. Uns liegt sehr am Herzen, dass sich der Nachwuchs aktiv beteiligen kann. Man muss heute zeigen, dass eine Buchhandlung nicht nur dazu dient, Umsatz zu machen."

Stefanie Diez, Buchhandlung Die Insel, Berlin
 
"Ich schätze Bewerbungen für Auszeichnungen, weil man innehält und resümiert, was man eigentlich das ganze Jahr so gemacht hat. Grundsätzlich glaube ich aber nicht, dass uns das Gütesiegel in eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Schulen oder Kindergärten bringt. Da spielen zu viele andere Gesichtspunkte eine Rolle. Deshalb halte ich es für sinnvoll, dass der Landesverband in Berlin immer eine Buchhandlung besonders hervorhebt und zur 'Kinderbuchhandlung des Jahres' kürt. Mit diesem Titel kann man ganz anders in Erscheinung treten und ihn für Öffentlichkeitsarbeit und Partnerschaften gewinn­bringend nutzen."

Gütesiegel für Leseförderung

Buchhandlungen, die sich mit einem ausgewählten Sortiment, mit Aktionen und Kooperationen für die Leseförderung einsetzen, können sich in vielen Bundesländern um ein (undotiertes) Gütesiegel bewerben. Neben den Landesverbänden des Börsenvereins sind oft Ministerien mit im Boot.

Baden-Württemberg: Das Gütesiegel "Ausgezeichneter Lesepartner für Kinder- und Jugendliteratur" ist das jüngste in der Runde: Es feiert 2018 Premiere, weiter geht es im Zwei-Jahres-Rhythmus. Bewerbungsschluss war im Juni, im September werden die Träger bekannt gegeben.
www.boersenverein.de/1450059/

Bayern: Seit 2003 vergibt der Landesverband jährlich sein Gütesiegel "Leseforum Bayern – Partner der Schule", die Blaupause für alle anderen Gütesiegel. Sortimente können sich jeweils bis Ende Juni für das kommende Schuljahr bewerben.
www.buchhandel-bayern.de/157661/

Berlin-Brandenburg: Hier wird das "Gütesiegel Leseförderung" seit 2008 jährlich zum Welttag des Buches verliehen – in Verbindung mit der Siegerehrung des Schreibwettbewerbs THEO. Jeweils eine Buchhandlung aus Berlin und Brandenburg wird zudem zur "Kinderbuchhandlung des Jahres" gekürt.
www.berlinerbuchhandel.de/199187/

Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland: Das Gütesiegel "Anerkannter Lesepartner" gibt es im Turnus von zwei Jahren in allen drei Bundesländern. Die Bewerbungsfrist für 2018 / 2019 läuft bis 15. Oktober.
www.boersenverein-hessen.de/185549/

Niedersachsen: Seit 2009 verleiht der Landesverband Nord alle zwei Jahre den Titel "Prädikatsbuchhandlung – Partner für Leseförderung". Mitte November beginnt die nächste Bewerbungsrunde.
www.boersenverein.de/964211/