Weltbild-Betriebsrat und verdi kritisieren Walter Droege

Ein Milliardär gerät in Misskredit

28. Juli 2015
von Börsenblatt
In Augsburg herrscht Ausnahmezustand. Heute, nach dem Insolvenzantrag von Also Logistic Services, schlagen die Wellen sogar noch einmal besonders hoch: Der Betriebsrat von Weltbild und verdi greifen Investor Walter Droege an – werfen ihm unterlassene Hilfeleistung vor.

Aus Sicht der Gewerkschaft Verdi wurde die erneute Insolvenz gezielt herbeigeführt: „Das ist der Versuch des Milliardärs Walter Droege, sich auf Kosten der Allgemeinheit weiter zu bereichern“, kritisiert Thomas Gürlebeck, Verdi-Sekretär für den Handel in Augsburg. „Droege wälzt alles auf den Steuerzahler ab: Insolvenzgeld, Arbeitslosengeld, Sozialversicherungen.“

Dass der Also-Konzern, zu dem auch die Augsburger Logistikfirma Also Logistic Services gehört, zeitgleich mit dem Insolvenzantrag die Öffentlichkeit über gestiegene Jahresgewinne (36 Millionen Euro) informiert habe und im gleichem Atemzug die Augsburger Verluste von rund vier Millionen im ersten Halbjahr als Grund für die Insolvenz angebe, sei skandalös, meint Gürlebeck – und es ist ihm anzumerken, dass ihn das Procedere in Rage bringt. „Wir werden das Insolvenzverfahren genau beobachten“, kündigt er an. „Wenn Droege in seiner Gier die Grenzen der Legalität überschreitet, wird das nicht folgenlos bleiben.“

Mitarbeiter in Augsburg: „Nur noch fertig und enttäuscht“

Intern herrscht momentan offenbar eher Ratlosigkeit. Laut Betriebsrat reagierten die Mitarbeiter bei den Schwesterfirmen Weltbild Retail und Also Logistic Services schockiert. Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz: „Die Kolleginnen und Kollegen haben ihr Letztes gegeben. Die Leute sind einfach nur noch fertig und enttäuscht: Niemand versteht, wie Walter Droege das einfach so mit ihnen machen kann.“

Anders als bei der Übernahme im September 2014 in Aussicht gestellt, habe die Also-Geschäftsführung die entscheidenden Ideen bis heute nicht umgesetzt: Weder sei die IT auf einen mandantenfähigen Betrieb umgestellt noch das dringend erforderliche Drittgeschäft aufgebaut worden – was, wie berichtet, vom Standpunkt des Führungsteams aus betrachtet, an den hohen Kosten lag. Also argumentiert: Das Unternehmen sei bislang nicht konkurrenzfähig gewesen.   

Betriebsrat Fitz jedoch kontert: Die fehlenden Investitionen seien die größte Ursache dieser Insolvenz, betont er. „Keinerlei tragfähige Geschäfte wurden dem Betriebsrat vorgestellt, die die Zukunft des Unternehmens gesichert hätten.“

"Weltbild Retail und ALSO Logistic sind ein Gemeinschaftsbetrieb"

Verdi-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann sieht nun bereits Droeges Gesamtinvestment in Augsburg in Gefahr. Dass die Insolvenz an Weltbild Retail vorbeigeht, hält er für unwahrscheinlich: „Weltbild Retail und ALSO Logistic sind ein Gemeinschaftsbetrieb und können nur gemeinsam existieren und erfolgreich sein.“

Im Archiv (28. Juli 2015):
Weltbild zur Krise bei Also Logistics Services: "Wir sind nicht betroffen"
Ehemalige Weltbild-Logistik in der Zange: Kommt die nächste Insolvenz?