Weltbild-Investor Droege International Group

Ein Newcomer im Einzelhandel

17. Juli 2014
von Börsenblatt
Der neue Weltbild-Investor Droege International Group hat einen langen Atem − ist in der Buchbranche jedoch ein Newcomer. Auf welchen Feldern sich das Milliardenunternehmen von Walter J.P. Droege auskennt, wie es bei seinen Beteiligungen vorgeht, welche überhaupt dazu gehören: Antworten von boersenblatt.net.

Das Selbstverständnis

Die Droege International Group AG definiert sich als integriertes Beratungs- und Beteiligungshaus. Das Unternehmen tritt also nicht nur als Geldgeber auf, sondern engagiert sich in der Regel auch operativ, versteht sich auf Restrukturierung, betreibt Marktforschung, bringt sich ins Management ein, entwickelt Konzepte – um langfristig zu verdienen. "Wir sind nicht am Exit orientiert, sondern auf Langfristigkeit ausgerichtet", beschreibt Droege seine Interessen.

Droege International Group AG: Eckdaten

  • Das Unternehmen besteht seit 1988, gegründet wurde es von Walter Droege und ist bis heute in Familienbesitz.
  • Droege legte den Schwerpunkt zunächst auf Beratung; seit fünf Jahren baut seine Beteiligungssparte jedoch sukzessive aus. 
  • Mittlerweile gibt es 125 Beteiligungen und Büros in rund 30 Ländern weltweit (Stammsitz ist Düsseldorf) − das Netz ist weit verzweigt.
  • 2013 erwirtschaftete das Unternehmen mit Beratungsdienstleistungen und seinen Beteiligungen nach eigener Aussage 7,3 Milliarden Euro − verteilt auf sechs Segmente (u.a. Informationstechnik, Telekommunikation, Pharma, Medizintechnik, Personaldienstleistung).
  • Damit schaffte es die Inhaberfamilie auch unter die 100 reichsten Deutschen. Das Ranking des "Manager Magazins" platziert sie auf Rang 76 – direkt hinter der Familie Liz Mohn (Bertelsmann). Geschätztes Vermögen: 1,6 Milliarden Euro.     

The Art of Investment: Droege interessiert an Perspektiven

Firmengründer Walter Droege betont seit Jahren, dass er nicht an Sanierungsfällen interessiert ist − interessierte sich 2012 aber durchaus auch für Schlecker, weil er die Drogeriemarktkette nach eigener Auskunft für überlebensfähig hielt; mit dem Weltbild-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hat er jetzt also nicht zum ersten Mal Kontakt. 2013 griff er zudem beim notleidenden Automatenhersteller Höfft & Wessel zu. 

Eine Beteiligung kommt für ihn und seine Mannschaft jedoch nur dann infrage, wenn die Chancen die Risiken aus ihrer Sicht deutlich überwiegen. Die Selbstverpflichtung: "Investments werden nur durchgeführt, wenn zum Zeitpunkt der Investment-Entscheidung Strategien realisierbar sind, die einen langfristigen Portfolioaufbau umsetzbar erscheinen lassen."

Wie es aussieht, denkt Droege weder an Zerschlagung noch einen schnellen Geldrückfluss. Allerdings teilt sich Droege nach dem Kauf die Brücke auch ungern mit anderen: Man favorisiere Komplettübernahmen (100 Prozent), heißt es; bestehende Kreditgeber würden auch abgelöst. Das könnte im Fall Weltbild noch wichtig werden.  

Die Droege International Group hält in unterschiedlichen Branchen Ausschau nach Übernahmekandidaten aus dem Mittelstand, im In- wie im Ausland. Als Kriterien nennt der Investor: 
  • Restrukturierungsbedarf, Underperformer, Turnarounds und Nachfolgen
  • Synergien zu bestehenden Plattform-Investments
  • Wachstumspotenzial bei operativer Begleitung
  • Umsatz zwischen 30 Millionen und 1 Milliarde Euro
  • EBITDA-Marge negativ bis +10%

Droege International als Unternehmenskäufer: Meilensteine 

Besonders groß ist das Interesse an einer Beteiligung bei Droege International immer dann, wenn der Übernahmekandidat einen der großen Megatrends bedient. Droege nennt sie: Wissen, Service, Mobilität, Prävention, Demografie und Flexibilisierung (sie bilden gleichzeitig die Unternehmensschwerpunkte).

Einzelhandel und E-Commerce standen bei Droege bislang nicht auf der Liste – auch wenn die Berater Know-how sammelten (2010 etwa erstellten sie eine Studie über "Multichannel Retailing").

Welche Unternehmen heute zum Droege-Netz gehören:

  • NICOLAI-Vital-Resort GmbH, Orthopädie- und Rehatechnik (2014; Hannover)
  • Servona-Gruppe, Medizintechnik, Home-Care (Troisdorf; 2012)
  • Zieger-Gruppe, Orthopädie-Technik  (Dortmund; 2012) 
  • Hoffrichter GmbH, Beatmungstechnologie (Schwerin; 2014)
  • Alpha International BV, Drucker- sowie Computerzubehör (B2B-Vertrieb; Niederlande; 2014)
  • Höft & Wessel AG, Verkehrssysteme und Logistik (Hannover; 2013, das Unternehmen stand damals Medienberichten zufolge kurz vor der Insolvenz)
  • HAL Allergy, Allergie-Therapeutika und Diagnostika
  • ALSO Holding AG, IT-Dienstleister, Telekommunikation (2009; später Verschmelzung mit Actebis)
  • Trenkwalder International AG, Personaldienstleister, Outsourcing (2011; Österreich; war auch für Amazon tätig)
  • euwind, Erneuerbare Energien (im Aufbau)
  • Dutech, Herstellung von Sicherheitsbehältnissen (China)  
  • Dr. im Brahm, Immobilien-Investments und -verwaltung (Düsseldorf)