Weltbild-plus-Label schneidet Filialnetz herunter

Jokers baut ab

2. Oktober 2013
von Börsenblatt
Für Weltbild favorisieren die Bischöfe eine "stabile Lösung". Derweil schließt das Weltbild-plus-Label Jokers weitere Filialen. Nicht alle Mitarbeiter kommen im Mutterunternehmen unter.

Die angekündigte "stabile Lösung" für Weltbild lässt auf sich warten – derweil hat boersenblatt.net recherchiert, dass beim Weltbild-plus-Label Jokers massive Schließungen anstehen. Ein Überblick:

Schließungen 2012

  • Oldenburg: Die Wohlthat-Filiale wurde 2012 geschlossen. Am Doppelstandort gibt es eine Jokers-Filiale, diese bleibt bestehen (Von den 26 Wohlthat-Filialen wechselten 2011/12 15 unter das Dach der DBH-Tochter Jokers, eine Fläche ging an Weltbild)
  • In Hamburg-Fuhlsbüttel und
  • Hamburg (Lüneburger Straße) wurden die beiden Wohlthat-Filialen voriges Jahr abgewickelt

Schließungen 2013

  • Am Weltbild-Firmensitz in Augsburg wurde Jokers am 31. Juli geschlossen. Das Unternehmen begründet dies mit dem Auslaufen des Mietvertrages
  • In Göttingen schließt die Weltbild plus-Tochter zum 31. Dezember – "da der Mietvertrag gekündigt wurde"

Geplante Schließungen für 2014

  • Jokers Bremen schließt am 31. Januar, da, so Weltbild, der Mietvertrag ausläuft
  • In Kiel schließt Jokers Ende Januar aus wirtschaftlichen Gründen
  • Die Duisburger Jokers-Filiale schließt ebenfalls Ende Januar, "weil der Mietvertrag nicht verlängert wurde"
  • Dann wird auch in Regensburg die Jokers-Filiale aufgegeben, sie schließt zum "aus wirtschaftlichen Gründen und weil der Mietvertrag ausläuft"
  • Am Doppelstandort Mainz schließt Jokers Ende Mai den Buchladen an der Großen Bleiche nach Auslaufen des Mietvertrags, der größere Standort in der Seppel-Glückert-Passsage bleibt bestehen
  • In Heidelberg und
  • Leipzig sind die Schließungen beschlossen. Einen genauen Zeitplan gibt es dafür laut Unternehmen aber nicht. In der Völkerschlachtstadt Leipzig sperrt Jokers am Petersbogen zu, am Doppelstandort bleibt noch die Filiale in der Marktgalerie erhalten.

23 der bislang 31 Filialen werden dann noch übrig sein. 

"Die Belegschaften der anstehenden Schließungen sind informiert, der Gesamt-Betriebsrat ist ebenso involviert wie die (in vielen Fällen vorhandenen) örtlichen Betriebsräte, um über Sozialplan und Interessensausgleich zu sprechen", teilte Weltbild auf Nachfrage von boersenblatt.net mit. Man versuche, betriebsbedingte Beendigungskündigungen zu vermeiden und − sofern vorhanden − freie Arbeitsplätze anzubieten. Nach Informationen von boersenblatt.net ist das Unternehmen dabei bemüht, entsprechende Stellen zu offerieren − allerdings sind auch bei Weltbild plus in erster Linie Aushilfsstellen zu besetzen, so dass vor allem Vollzeitkräfte − etwa Filialleiter – von "unzumutbaren Angeboten" sprechen. Betriebsräte gibt es nur in vier Fillialen (Regensburg, Kiel, Göttingen und Heidelberg)- nur dieser, bestehend in der Regel aus einer einzigen Person, ist für die Aushandlung eines Sozialplans zuständig, nicht der Gesamtbetriebsrat.

Hintergrund
Auf der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda am 25. September hatten sich die Weltbild-Gesellschafter "intensiv und differenziert mit der aktuellen Problemlage" beschäftigt. So hatte es Peter Beer, Aufsichtsratsvorsitzender von Weltbild formuliert: "Sie (gemeint sind zwölf Bistümer und der Verband der Diözesen Deutschland) bemühen sich um eine Lösung für den Fortbestand des Unternehmens." Die Gesellschafter beauftragten den Aufsichtsrat, entsprechende Schritte und einen (nicht näher beschriebenen) verabschiedeten Zeitplan umzusetzen. Erzbischof Robert Zollitsch zufolge muss die angestrebte "stabile Lösung" bald kommen. Weltbild sei in eine schwierige Situation geraten, die Zeit dränge, sagte er der Nachrichtenagentur KNA: Viele Entscheidungen müssten in den nächsten zwei Monaten fallen, deutete der Erzbischof an.