Wie Filme den Buchverkauf steigern können

Wenn der Trailer lockt

16. November 2017
von Nicola Bardola
Verfilmungen beleben das Geschäft – aber nicht jede Netflix-Serie, nicht jeder Kinostreifen kurbelt automatisch auch den Buchverkauf im Handel an.

In den Science-Fiction-Abteilun­gen der Buchhandlungen häufen sich Sticker und Aufdrucke mit Hinweisen auf Verfilmungen. Bei Stephen Kings "Es" (Heyne) heißt es schlicht "Jetzt im Kino", bei "Star Trek. Discovery" (Cross Cult) sorgt die aktuelle Staffel beim Streaming-Dienst Netflix dafür, dass nicht nur Trekkies Klingonisch lernen. Heyne weist bei James Coreys "Expanse" auf "Das Mega-TV-Ereignis" bei Netflix hin, und auch ein neuer Teaser zu "Star Wars. Die letzten Jedi", der am 14. Dezember in den deutschen Kinos anlaufen wird, weckt Begeisterung im Buchhandel.

Carsten Polzin, Programmleiter Fantasy und Science-Fiction bei Piper (mit ivi und you & ivi) hält Verfilmungen für sehr wichtig, auch wenn sie nicht immer den erhofften Erfolg für das Buch bringen. "Im besten Fall kann eine gute Verfilmung die Buchverkäufe befeuern, wie zuletzt beim 'Marsianer'. Wir setzen beispielsweise große Hoffnung auf den Disney-Blockbuster 'A Wrinkle in Time', realisiert von den Machern von 'Frozen. Die Eiskönigin' und verfilmt für 100 Millionen US-Dollar mit Oprah Winfrey, Reese Witherspoon und Chris Pine", so Polzin. Aufgrund dieser ambitionierten Verfilmung von Madeleine L’Engles Kinderbuchklassiker "Die Zeitfalte" erscheint das Buch zum Filmstart im April 2018 vollständig überarbeitet und modernisiert bei you & ivi.

"Verfilmungen können wirklich eine Menge bewirken. Die Tim-Burton-Verfilmung von Ransom Riggs' 'Die Insel der besonderen Kinder' hat maßgeblich mit dafür gesorgt, dass der Titel nicht nur auf die Bestsellerliste zurückgekehrt ist, sondern auch ein richtiger Longseller wurde", erklärt Patricia Keßler, Pressesprecherin bei Droemer Knaur. Sie ist besonders gespannt auf den Film zu Jeff VanderMeers Roman "Auslöschung", der mit Natalie Portman und Oscar Isaac prominent besetzt ist und im Februar 2018 in die Kinos kommt. "Da ergeben sich massive Syn­ergieeffekte, die wir natürlich fördern", sagt Simon Weinert von der Berliner Buchhandlung Otherland stellvertretend für viele seiner Kollegen.

Als weiteres Beispiel nennt er "Das Unsterblichkeitsprogramm" (Heyne) von Richard Morgan. Solche Titel würden im Handel massiv nachgefragt, wenn Trailer oder Ankündigungen erscheinen, so Weinert.

Es gibt aber auch mahnende Stimmen. "Fakten zählen immer noch mehr als Gerüchte. Soll heißen: Allein die Nachricht, dass ein Stoff verfilmt oder als TV-Serie umgesetzt werden soll, hilft zwar beim Einverkauf in den Handel ein wenig, aber die Breitenwirkung, die sich als flächendeckendes Interesse der Leser am Stoff niederschlägt, entsteht nur durch konkrete Umsetzung – und, mehr und mehr, durch echten Erfolg", urteilt Claudia Limmer, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Random House. Beim "Marsianer" habe das prima geklappt: großer Bucherfolg, große Kinoadaption und eine gute Kooperation zwischen Verlag, Kinoverleih und Buchhandel. Aber Limmer warnt: "Das Stichwort 'Netflix' ist nicht mehr per se ein Garant für mehr Buchverkäufe, denn inzwischen hat man auch schon viele millionenschwer produzierte Serien floppen sehen."

Filmstarts und Serien

  • "Star Wars. Die letzen Jedi" – 14. Dezember
  • "Auslöschung" – 22. Februar 2018
  • "A Wrinkle in Time" – 5. April 2018

Bei Netflix sind bereits neun Episoden der ersten Staffel von "Star Trek. Discovery" zu sehen, eine neue Folge gibt es am 8. Januar 2018. Die Miniserie "Altered Carbon. Das Unsterblichkeits­programm" kündigt Netflix für 2018 an.
Amazon plant für 2020 eine Prequel-Serie zu Tolkiens "Herr der Ringe".