Wie gestalten Sortimenter die Kalenderpreise?

Glatt oder krumm?

18. Mai 2017
von Börsenblatt
Bei Büchern sind die 99-Cent-Preise der Verlage vielen Buchhändlern ein Dorn im Auge. Bei Kalendern können Sortimenter den Preis dagegen selbst gestalten. Tun sie es auch?

Silke Weiland-Martin, Buchhandlung im Sachsen Forum, Dresden

"Unseren Spielraum haben wir bisher wenig genutzt. Vielleicht die Macht der Gewohnheit? Dieses Jahr wollen wir die Preise aber selbst setzen. Nur wenn die Kalender aufgedruckte Preise mit Strichcode haben, gibt es keinen Spielraum, dafür ist das Handling einfach zu aufwendig. Ich möchte nicht tagelang die Kalender anlegen und Diskussionen mit Kunden vermeiden, wenn die Aufkleber abgelöst werden. Am liebsten wäre uns, wenn die Kalenderverlage die Preise glatt machen würden."

Sibylle Steinweg, Buchladen in der Rainhof Scheune, Kirchzarten

"Derzeit sind Kalender kein großes Thema für uns. Wir beziehen die Kalender über Umbreit und setzen die Preise gar nicht runter. Was wir nicht verkaufen, schicken wir zurück. Früher haben wir bei einer großen Kalenderausstellung in unserer Galerie viele Wandkalender präsentiert – das lief sehr gut. Inzwischen nutzen wir den Raum aber anders, insbesondere für eine Vielzahl von Veranstaltungen."

Sonja Lehmann, Bücherwurm, Borken

"Wir kriegen die Preise anders 'geglättet', die Kunden werfen die Aufrundung nämlich freiwillig ins Sparschweinchen auf dem Tresen. Außerdem führen wir seit zwölf Jahren aktiv eine Kalenderliste – mit allen Kunden, die jährlich den gleichen Titel abnehmen. Vom Kunstkalender bis zu kleinen Formaten ist alles dabei. Die Kunden werden ab Juni angerufen und alles ist gut. Außer natürlich, wenn der Kalender beim Verlag aus dem Sortiment genommen wurde, wie DuMont es gern mal macht, etwa im Fall eines siebenspaltigen Planers."

Veit Hoffmann, Buchhandlung Hoffmann, Achim

"Wir runden die Kalenderpreise nicht. Sämtliche Kalenderpreise im Warenwirtschafts­system zu ändern, ist uns zu aufwendig. Aber wir wünschen uns runde Preise von den Kalenderverlagen! Sollen sich doch diejenigen Händler die Arbeit machen, die unterhalb des Schwellenpreises verkaufen wollen ..."

Katrin Schmidt, Buchhandlung Lesezeichen, Germering

"Wir glätten nicht, das ist viel zu viel Aufwand und das falsche Signal! Dem Kunden gegenüber, weil wir aufrunden und dann teurer sind als die Konkurrenz, dem Verlag gegenüber, weil wir den Kalender mit Rabatt vom ungeglätteten Preis gekauft haben und Marge verlieren, wenn wir nach unten glätten. Aber wir freuen uns über jedes Buch und jeden Kalender, der glatte Preise hat. Das ist gut für die Wertigkeit des Produkts und auch für die ganze Abwicklung im Verkauf. Die Verlage sollten endlich einsehen, dass sie sich mit 99-Cent-Preisen ihre eigenen Produkte ruinieren – und den Handel gleich mit! Ich kann das Argument: 'Aber der Nebenmarkt verlangt diese Preise!' nicht mehr hören!"

Kathrin Olzog, Barbara Buchhandlung, Gernsheim

"Wir hören so oft die Klage darüber, dass der Buchhandel keine glatten Preise nimmt. Ändern werden wir die Kalenderpreise nicht, das ist wirklich zu aufwendig."