Bericht vom 2. Münchner eBookCamp

Daten in der Kultfabrik

6. März 2015
von Börsenblatt
Am 28. Februar öffnete das eBookCamp am Münchner Standort zum zweiten Mal seine Tore für ein digital interessiertes Publikum

Rund 70 Teilnehmer aus Verlagen und Buchhandlungen sowie branchennahen Dienstleistern, aber auch am Format »E-Book« allgemein Interessierte kamen zum Sehen, Hören und Diskutieren in die Kultfabrik. Aus neun Sessions, die sich überwiegend um Datenqualität, Marketing und Vertrieb von E-Books drehten, konnten die Camp-Teilnehmer drei Sessions wählen, die im Takt von je einer Stunde mit Pausen zum ausgiebigen Networking angeboten wurden.

Warum sind Metadaten und Social Media besonders für E-Books so wichtig?

Unter diesem Titel ging Jördis Beatrix Schulz mit ihren Zuhörern ins Gespräch und das auf unterhaltsame und anregende Weise. Spricht man von E-Books, taucht sofort das Problem ihrer Sichtbarkeit auf. Aber wie erreicht man diese Sichtbarkeit und darüber eine Reichweite bei der entsprechenden Zielgruppe? Der erste Schritt sind die Metadaten, denn je genauer das E-Book klassifiziert werden kann, desto häufiger kann es über unterschiedliche Suchanfrage gefunden werden. Social Media ist ein solcher Kanal, der sich zwar weniger mit Daten beschäftigt, dafür aber mehr mit Kommunikation. Aber wer kommuniziert? Der Autor mit dem Leser und auch der Verlag mit dem Leser. »Es wurde noch nie so viel über Bücher gesprochen, wie jetzt«, so Schulz. Doch reichen die klassischen Schlagworte und Hauptbeschreibungstexte für die E-Book-Sichtbarkeit aus? Im Verlag und im Buchhandel definitiv ja. Aber beim Zielpublikum? Vielleicht weniger – denn worüber unterhalten sich Leser wirklich? Nach welchen Schlagworten suchen sie, um einen bestimmten Titel zu finden?

Um diese Frage zu beantworten unternahm Jördis Beatrix Schulz einen Schritt in die Vergangenheit: Wie fanden Leser vor den Zeiten des Internets Bücher? Durch Empfehlungen von Freunden, Verwandten und Bekannten. Kaufempfehlungen funktionieren heutzutage jedoch zunehmend über den Algorithmus »Kunden, die sich für dieses Produkt interessierten, kauften auch …« Empfehlungsmarketing lautet also das Stichwort. Über Tagging, Monitoring, Datenpflege & Co. lassen sich »echte« Empfehlungen ausspielen, um personalisierte E-Book-Tipps an die richtige Zielgruppe zu bringen, denn das www verrät nicht nur, wo sich die Leserschaft aufhält, sondern auch nach welchen Titeln und Schlagworten sie sucht.

Algorithmen der Shops für E-Book-Rankings

Matthias Matting nahm in seiner Session ebenfalls ein hochaktuelles Thema unter die Lupe. Aus dem logischen Einstieg »Das Ranking entscheidet über die Sichtbarkeit« ergab sich die spannende Frage, wie Verlage und Autoren nun Einfluss auf das Ranking ihrer Titel nehmen können. So zeigten Mattings Analysen, dass weder der Preis noch die Teilnahme an Amazons KDP das Ranking beeinflussen – wichtigster positiver Faktor sei hier das organische Wachstum der Verkaufszahlen. Und eben jenes könne ein Verlag mit gezieltem Marketing durchaus beeinflussen.

»Oh wie schön ist Panama« – Vom Buch zur App

Das Thema App vs. E-Book legte Benjamin Feld von mixtvision digital in seiner Session auf den Tisch. Der Kinderbuchklassiker wurde in Kooperation mit einem App-Dienstleister, dem Lizenzgeber und mixtvision neu entwickelt. Im Vordergrund stand dabei der Anspruch, die Integrität des Buches und seines Designs zu bewahren. Auf spielerische Elemente sollten die kleinen Leser aber durchaus nicht verzichten müssen. Mit Hilfe von Minispielen sowie dem Konzept des »Globus« (der ein bisschen an die Welt aus »Little Big Planet« erinnert), kann während der aufregenden Fahrt nach Panama immer wieder getippt und gestrichen werden, um jedes versteckte Detail zu entdecken.

Und der App-Markt im Allgemeinen? Ein schwieriges Thema, denn auch hier geht es um Sichtbarkeit. Überangebot, Preisverfall und Monopolisierung sind nur einige Stichworte, die diesen Markt wenig attraktiv erscheinen lassen. Aber mit den richtigen Maßnahmen können, laut Feld, auch hier Erfolge erzielt werden: Qualität zählt, ein Verzicht auf Free-to-Play-Angebote und eine angemessen Preisgestaltung sind hervorzuheben.

Auch wenn hier nur einige der neun Sessions behandelt wurden: Sie waren alle sehens- und hörenswert. Und ebenso sehr hat man sich als Teilnehmer über bekannte Gesichter gefreut. Digital ist eine Sache. Die Akteure der Branche, mit denen man stetig im Kontakt steht, persönlich zu treffen eine andere. Und dafür gibt es kaum eine bessere Gelegenheit als auf dem eBookCamp.