Das »Mobile-Friendly Update« von Google und seine Auswirkungen

Mobilegeddon - Suchen und Finden im mobilen Zeitalter

20. April 2015
von Börsenblatt
Wenn die marktbeherrschende Suchmaschine ihren Algorithmus und das Finden von Inhalten ändert hat dies auch Auswirkungen auf Verlage und Buchhandlungen

Was online nicht gefunden wird existiert für viele nicht. Und was online gefunden wird entscheidet in Deutschland eine einzige Suchmaschine: Google, mit prognostiziertem Marktanteil von 94% für 2015 das Maß der digitalen Dinge. Umso relevanter sind die sogenannten Google Updates für jeden, der nicht nur eine Website betreibt, sondern auch gefunden werden will. Diese Updates sind einerseits Änderungen am Such-Algorithmus, andererseits basieren sie auch auf den strategischen  Überlegungen von Google, wie Inhalte gesucht werden und welche Faktoren dabei wichtig sind. Und dies wiederum basiert auf einer genauen Beobachtung der Veränderung von Nutzungsverhalten und des digitalen Markts.

So hatte das letzte große Google Update im August 2013 mit dem hübschen Namen »Hummingbird« schon einen ersten Paradigmenwechsel an Nutzungsszenarios angedeutet: die Aufwertung von nutzerwerthaltigem Inhalt. Aber auch erste Schritte in Richtung Semantik und Mobile wurden unternommen, davon ausgehend, dass in Zukunft mehr und mehr Sucheingaben in Form ganzer Sätze über die Spracheingabe an Smartphones und Phablets passieren würden.

Google geht mit dem heute umgesetzten nächsten großen »Mobile-Friendly Update« diesen Weg konsequent weiter. »Sind Inhalte einer Domain nicht ›mobile-friendly‹, sprich nicht für den Zugriff über Mobilgeräte optimiert, so können diese bei der Suche über ein Smartphone benachteiligt werden. Google kennzeichnet zudem die Mobilfreundlichkeit einer URL auf den Suchergebnisseiten und warnt den mobil suchenden Nutzer über nicht optimierte Inhalte«, so die Experten von SISTRIX, dem nach eigenen Worten »Marktführer« für professionelle SEO-Analysesoftware im deutschsprachigen Raum. »Benachteiligt« klingt zunächst undramatisch – »warnt« dann schon weniger, und wer weiß, wie schnell Nutzer verloren gehen und ungeduldig in ihrer Suche sind, kann sich vorstellen, dass dies für viele nicht vorbereitete Webseiten-Betreiber fatale Konsequenzen hat.

Alles wird Smartphone

Vor einem Jahr hatte die gemeinsame Studie des BITKOM und des Arbeitskreis Elektronisches Publizieren im Börsenverein AKEP überraschendes über die präferierten Lese-/Endgeräte vor allem der jüngeren Generation zutage gebracht und erstmals das Smartphone in den Mittelpunkt der strategischen Überlegungen manches Verlegers gebracht. Aber bei der rasanten Entwicklung geht es nicht nur um Lese-Inhalte für Smartphones – es geht darüber hinaus auch von Shopping bis digitaler Kommunikation um einen grundlegenden Wandel: »Es ist zu erwarten, dass sich auch hierzulande der mobile Traffic, in den nächsten zwei Jahren, auf bis zu 50% erhöhen wird. Außerdem kann davon ausgegangen werden, dass ca. 20% der online Umsätze innerhalb der nächsten zwei Jahre über mobile Devices erfolgen werden.« Sagt Bernd Zipper, Spezialist für E-Business Print, Web-to-Print, Online Print Shops und interdisziplinäre Medienprojekte.

Und was hat das Google Update mit Verlagen zu tun?

Nutzer suchen, finden, lesen, kommunizieren, kaufen mobil. Also auch Buch-Leser und –Käufer. Tendenz: steigend, und zwar rasant. Insofern wird es für jeden, der auch nur eine irgendwie geartete Kundenbeziehung aufbauen und behalten will, sei es Buchhandel oder Verlag, zu einer strategischen Frage, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Neben die sowieso schon sträflich vernachlässigte Disziplin Suchmaschinen-Optimierung tritt ab heute die Mobilisierung der eigenen Web-Dependancen.

P.S. Google hat übrigens im Rahmen seiner Developers-Seite einen Test zur Mobile Friendly-Optimierung online gestellt, der die eigene Website untersucht.