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Kuratierter E-Book-Verkauf in der Buchhandlung

17. Juni 2015
von Börsenblatt
Die von René Kohl moderierte und bis auf den letzten Platz besetzte Veranstaltung auf den BuchTagen zeigte überdeutlich, dass für die E-Book-Präsentation und deren Verkauf in Buchhandlungen zeitnah noch eine überzeugende Lösung gefunden werden muss.

Bevor Kai Wels und Frank Maleu ihre Projekte rebookr bzw. booktree vorstellten, skizzierte René Kohl einige Voraussetzungen, die beim E-Book-Verkauf im Buchhandel zu bedenken sind. Gesichert werden müsse die Auffindbarkeit und Sichtbarkeit digitaler Werke im Laden sowie deren sofortige Freischaltung für Kunden nach dem Bezahlvorgang. Auch müsse die Frage beantwortet werden, wer bei technischen Problemen beim Käufer den entsprechenden Support zu leisten hat.

Nach diesen einführenden Gedanken präsentierte zunächst Kai Wels seine Idee rebookr, die tatsächlich zunächst nichts anderes als ein Gedankenexperiment ist, dass zur Diskussion anregen soll. Sein Ansatz ist die Sichtbarmachung digitaler Werke auf einem Display in der Buchhandlung und die Übertragung von E-Books auf die Smartphones der Kunden, da diese immer zur Hand sind. Er setzt beim Bezahlvorgang auf die NFC-Technologie (Near Field Communication) und plädiert dafür, den Verkauf von E-Books nicht nur während der Ladenöffnungszeiten, sondern 24/7 über das Schaufenster zu organisieren. Kai Wels hat dabei auch den öffentlichen Raum im Fokus, denn die Werbevermittler Wall und Ströer, so seine Vermutung, könnten auch auf die Idee kommen, ihre Werbeflächen demnächst zu Shops auszubauen.

Frank Maleu will mit booktree einen ähnlichen Weg gehen. Allerdings möchte er kein Display in der Buchhandlung installieren, sondern E-Books bzw. Leseproben, Rezensionen usw. auf den mobilen Divices der Kunden sichtbar machen, nachdem diese sich bei booktree eingeloggt haben. Dort könnten die Kunden dann auch den Weg zu Kasse des stationären Händlers finden. Booktree soll so ausgebaut werden, dass das Programm für jede Buchhandlung komplett individualisiert werden kann.

Die auf die beiden Präsentationen folgende Diskussion zeigte eindrucksvoll, welche Priorität die Branche auf eine Lösung des Problems wartet.

Nicht vor Ort war der Buchhändler Klaus Finke, der bereits vor zwei Jahren sein VirtualShelf für einen Wissenschaftsverlag entwickelt hat. Auf einem großen Display konnten dort (beispielsweise auf Messen) Volltexte eingesehen werden. Zum Kauf musste man allerdings über die Homepage des Verlages gehen. Inzwischen ist Klaus Finke von der Buchhandlung Pfister in Bad Krozingen dabei, sein VirtualShelf weiter zu entwickeln. Mit einer Bibliothek und einer Kurklinik vor Ort möchte er ein Ausleih- bzw. Kaufmodell entwickeln und es auch in seiner Buchhandlung anbieten.  Klaus Finke setzt dabei ebenfalls auf NFC.

Man darf also gespannt sein, ob und wie sich die Möglichkeiten des Kaufs von E-Books in Buchhandlungen entwickeln werden.