Ideen von Larl-Ludwig von Wendt

Leipziger Buchmesse zuhause

3. März 2020
von Börsenblatt
Lassen Sie uns die Leipziger Buchmesse zu den Leser*innen nach Hause tragen! Karl-Ludwig von Wendt schlägt vor, Lesungen per Live-Streams anzubieten, inklusive Live-Chat. Auch eine Verlagssonderausgabe mit dem Titel "Leipziger Buchmesse zuhause" kann der Autor und Unternehmer sich vorstellen. 

Die rege Diskussion über die Frage, ob die Leipziger Buchmesse abgesagt werden sollte, zeigt, wie schwierig es in der aktuellen Lage ist, „richtig“ zu reagieren. Ich persönlich befürworte eine Absage aus Gründen, die ich in Kommentaren und in meinem Blog dargelegt habe  finde es aber nur verständlich, dass sich die Messeleitung die Entscheidung  nicht leicht macht. Hier bedarf es meines Erachtens einer klaren Ansage der Politik, die auch dazu beitragen muss, den wirtschaftlichen Schaden einer Absage abzufedern. Denn schließlich wäre diese ja im Interesse der allgemeinen Bevölkerung und des Gesundheitssystems.

Falls die Messe tatsächlich stattfindet, ist bereits absehbar, dass dieses Jahr deutlich weniger Besucher nach Leipzig kommen werden – das neue Coronavirus hat uns alle so oder so bereits getroffen. Statt uns gegenseitig „Verantwortungslosigkeit“ oder „Panikmache“ vorzuwerfen, sollten wir überlegen, wie wir das Beste aus der Situation machen können. Und dafür sehe ich durchaus Ansätze.

Es gibt bereits jetzt mindestens hunderttausend frustrierte Leser*innen, die sich auf die Buchmesse gefreut haben, die aber aus Angst vor Ansteckung, aus Sorge um gefährdete Angehörige oder schlicht aus Vernunftsgründen diesmal nicht nach Leipzig kommen werden. Sollte die Messe abgesagt werden, wächst diese Zahl auf knapp 300.000. Auch viele andere Veranstaltungen fallen aus oder die Menschen bleiben lieber zuhause.

Wer, wenn nicht wir, die Buchbranche, könnte diesen Menschen das Leben etwas angenehmer machen? Warum schenken wir nicht zum Beispiel den frustrierten Leser*innen, die gern nach Leipzig gekommen wären, ein E-Book? Ich mache das aktuell über meine Website www.karlolsberg.de, auf der ich drei selbst veröffentlichte Romane während der Messetage kostenlos zum Download anbieten werde, und freue mich über jeden, der sich unter dem Hashtag #bleibzuhauseundlies an der Aktion beteiligt.

Ausgefallene Lesungen und andere Veranstaltungen lassen sich unter Umständen online über Live-Streaming nachholen. Ich habe bereits gute Erfahrungen mit Schullesungen per Skype gemacht, es gibt aber auch andere Streaming-Tools. Den direkten Kontakt zwischen Autor*innen und Leser*innen kann man auch über Live-Chat oder stärkere persönliche Präsenz in Online-Medien herstellen.

Vielleicht könnte man auch kurzfristig verlagsübergreifend eine Sonderausgabe eines Buches erstellen, das kostenlos oder zu einem sehr niedrigen Preis über Buchhandlungen vertrieben wird. Das Motto könnte „Leipziger Buchmesse zuhause“ sein, der Inhalt Mutmach-Geschichten verschiedener Autor*innen.

Das sind nur ein paar spontane Ideen, sicher gibt es noch viel mehr Möglichkeiten. Wir müssen nur aufhören, zu jammern, und anfangen, konstruktiv mit der Situation umzugehen. Manchmal sind es ja gerade die negativen Ereignisse, die neue kreative Energie freisetzen.