Buchmessekonferenz in Leipzig

Jeder Titel braucht seine Strategie

13. März 2015
von Börsenblatt
Wie sehen die Vermarktungsstrategien der Verlage in Zukunft aus? Mit dieser spannenden Frage befasste sich die Buchmessekonferenz in Leipzig am Donnerstag.

Ein buntes Programm erwartete die Teilnehmer, von Gerrit Pohl, Senior Evangelist bei Microsoft, bis zu Oliver Pux, dem Head of Digital Sales bei Bastei Lübbe.

Pohls Credo war "Content is everything", das er jedoch bald ergänzte um "Content as a service" – ein Konzept, das vor allem für Fachverlage und Ratgeberverlage interessant ist. Wie man Inhalte mit Service zusammenbringt, demonstrierte Pohl am Beispiel eines Mathematikbuches für Ingenieure. Integration von Tools zur Wissensüberprüfung wie ein Wissens-Quiz nach jedem Kapitel, Beispielaufgaben mit Rechenweg, oder auch die Möglichkeit, in einer Community Fragen zu stellen, waren einige seiner Anregungen.

Im zweiten Teil der Konferenz ging es dann um Beispiele aus der Praxis der Verlage. Sehr ansprechend gestaltet war der Vortrag von Sarah Benton, Fiction Marketing Director von HarperCollins. Für jedes Buch und jede Autorin müsse man eine individuelle Strategie planen, die sich an Inhalten und Zielgruppen orientieren solle.

Auch für Ratgeberverlage ist der richtige Mix entscheidend, wie Andrea Bender, die Marketingleiterin von Gräfe und Unzer aufzeigte. Anhand des Schwerpunkts „Grüner Leben“ zeigte sie, wie ein Cross-Channel-Mix im idealen Fall aussehen kann.

Als Ersatz für Sarah Lloyd von PanMacmillan waren die lokalen Macher von der APPSfactory eingesprungen – zusammen mit dem Frechverlag. Roman Belter, CEO der APPSfactory und Nico Wutschijewitsch, Leiter Online beim Frechverlag, stellten ihre „Machwas“-Kampagne vor. Die Basis hierfür ist eine App, auf der selbstgemachte Bilder hochgeladen werden können. Besonders interessant ist die Einbindung des stationären Handels.

Nach der Mittagspause zeigte dann Elisabeth Noss, Marketingleiterin der Egmont Verlagsgesellschaften, wie wichtig es ist, die eigene Zielgruppe ernst zu nehmen, und stellte die "EMA loves you"-Kampagne vor.

Der dritte Teil der Tagung war für "Zukunftsfähige Vertriebsmodelle für Print und Digital" reserviert. Jens Klingelhöfer, Geschäftsführer von Bookwire, lieferte einen wahrhaft umfassenden Überblick über sämtliche Abomodelle von Readfy über TigerBooks bis zu Kindle Unlimited.

Das Schlusswort hatte Oliver Pux, Head of National Digital Sales bei Bastei Lübbe, mit einer Analyse der Chancen und Risiken beim Vertrieb von Digital-Only-Produkten. Einen polarisierenden Vorschlag hatte er in der Tasche: Warum nicht den E-Book-Preis vom Print-Preis entkoppeln?

Auch das Stichwort Internationalisierung fiel an diesem Tag mehrmals. Jetzt, wo HarperCollins eine Niederlassung in Hamburg aufmachen würde, um seine Titel selber in Deutschland zu publizieren, müsse jeder Verlag sich Gedanken machen, wie er in Zukunft international aufgestellt sein wolle, so Pux.

Spannend bleibt es in der Verlagswelt auf jeden Fall, das machten die Vorträge an diesem Vormittag deutlich.