IT für Verlage

IT-Dienstleister machen sich Sorgen um ihre Verlagskunden

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Ergebnisse der zweiten IT Dienstleister-Befragung durch Narses sind ein Weckruf für die Verlage

Die Ergebnisse der ersten Panel-Befragung, die Narses im April 2015 unter IT-Dienstleistern von Verlagen durchgeführt hat, deuteten es bereits an. Aber die Ergebnisse der nun abgeschlossenen zweiten Umfragerunde bringen es an Licht: Die Köpfe führender IT-Dienstleister von Verlagen machen sich Sorgen um ihre Kunden. Repräsentativ hierfür ist die folgende Antwort auf die Frage »Welche Motive werden Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr die IT-Entscheidungen der Verlagskunden wesentlich beeinflussen?«:

»Mein erster Reflex war, mit ›Panik‹, ›Konfusion‹ oder ›hektischer Aktivismus‹ zu antworten – das ist aber natürlich etwas zynisch-zweckpessimistisch und steht für die Befürchtung, dass IT-Entscheider die Zeichen der Zeit nicht erkennen oder nicht in der Lage sind, die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.«

Getrieben durch die Digitalisierung sehen die Dienstleiter die Verlage in einer sehr schwierigen Ausgangssituation:

•  Für viele brechen traditionelle Erlöse so schnell und massiv weg, dass sie Schwierigkeiten haben, genügend Geld für notwendige Zukunftsinvestitionen zu erwirtschaften.

•  Zukünftige Geschäftsmodelle und Erlöspotentiale sind ungewiss.

•  Der Kostendruck wächst massiv.

•  Viele Verlage müssen ihre in die Jahre gekommenen Systeme ersetzen – der Rückzug von SAP aus dem Mediengeschäft verstärkt den Druck gerade bei einigen großen Verlagshäusern – aber es fällt den Entscheidern schwer, sich auf eine Strategie festzulegen. Nicht wenige entscheiden erstmal gar nicht, obwohl man schon heute vieles richtig machen könnte.

•  Andererseits ist klar, dass etwas geschehen muss und dass die Antwort auf die digitale Herausforderung ebenfalls nur eine digitale sein kann – aber welche?

Aus Sicht der Dienstleister verfolgen Verlage derzeit zwei Hauptstrategien:

Erstens Erlöse rauf, zweitens Kosten runter. Um die Erlöse zu steigern, rücken Verlage offenbar deutlich näher an den Endkunden heran – IT-Dienstleister stellen fest, dass CRM-Themen in Verlagen gerade Hochkonjunktur haben. Sollte sich diese Entwicklung verstetigen, kann dies schwerwiegende Folgen für das Verhältnis zum stationären Buch- und Einzelhandel bedeuten. Beim Thema Kostensenkungen zeigt sich ein erstes Dilemma:

1. Dilemma: IT-Kosten senken oder mit IT Kosten senken? Oder beides?

Für die befragten Dienstleister ist es völlig klar: Die meisten Medienhäuser produzieren Massengüter mit einem relativ niedrigen Preis. Um hier dauerhaft wettbewerbsfähig zu sein, führt für sie an der Industrialisierung aller dafür geeigneten Prozesse eigentlich kein Weg vorbei. Aus Sicht der Befragten gilt dies für die Produktion, aber sicher auch für Vertrieb, Administration und Marketing.

Klar ist dabei auch: Ohne eine gute IT lassen sich die Industrialisierungs­potentiale nicht heben. Verlagsentscheider, die hier an der falschen Stelle den Rotstift ansetzen, riskieren, sich tief ins eigene Fleisch zu schneiden.

Und als wäre die Entscheidung nicht schon kompliziert genug, öffnet sich eine zweite Zwickmühle, denn auch die folgende Frage muss beantwortet werden:

2. Dilemma: Zukunftsfähigkeit der Gegenwarts-IT

Wie investiere ich in IT-Lösungen, die den IST-Zustand meines Betriebs optimieren und gleichzeitig flexibel an die teilweise noch unbekannte zukünftige Gestalt meines Geschäftsmodells angepasst werden können?

Eine Lösung wird nicht in den Extremen zu finden sein. Das eine Extrem ist die komplett einheitliche Plattform, über die alle Prozesse abgewickelt werden, koste es was es wolle und egal ob das System oder die Technologie dafür geeignet ist. Das andere Extrem ist der Best-of-Breed-Ansatz, der als ewige Baustelle mit hohen Betriebskosten verbunden ist. Gleichwohl haben die verschiedenen Anbieter hier durchaus Präferenzen.

Die Lösung kann wohl nur in einem ökonomisch wie auch technologisch sinnvollen Mittelweg liegen. Einer der Befragten formulierte es so:

»Nicht das allumfassende, gern ein wenig proprietär daherkommende ERP-System ist gesucht, sondern das System, das bestimmte Cluster von Geschäftsprozessen angemessen, einfach und schnell umsetzbar implementieren kann.«

Am Ende wird es entscheidend sein, eine Strategie und Architektur zu wählen, die beides leistet:

1. die gegenwärtigen Herausforderungen auf industriellem Niveau zu lösen, einschließlich Outsourcing und Cloud-Services und

2. über die Flexibilität zu verfügen, neue Geschäftsprozess-Module anzubinden oder zu integrieren.

Eine Analyse der Umfrageergebnisse kann auf blog.narses.de angefordert werden.