Die hochgezogene Augenbrauen… Oder: Buchhandel und Verlagswirtschaft – Was ist das?

14. November 2007
Redaktion Börsenblatt
Eigentlich fing das alles schon vor drei Jahren an, nämlich mit dem Beginn meiner Ausbildung zur Buchhändlerin. Auf die Frage was ich denn jetzt schönes mache, antwortete ich immer freudestrahlend: „Ich werde Buchhändlerin!“ Reaktion: Ein kurzes Räuspern, eine sich hebende Augenbraue und dann einer der drei obligatorischen Antwortsätze: „Aha, dann liest du wohl viel?!“, „Ach schön, in welcher Bibliothek machst du das denn?“ oder „Ist das nicht langweilig?“ – Ähm, nein, ist es nicht.
Ich dachte mir das diese wenig erbaulichen Reaktionen eigentlich nicht zu überbieten seien, wurde aber mit meiner Entscheidung für das Buchhandel- und Verlagswirtschaftsstudium schnell eines Besseren belehrt. Natürlich kommt jetzt wieder die gleiche Frage wie drei Jahre zuvor, aber diesmal antworte ich (durch die damaligen wenig euphorischen Reaktionen) nicht mehr ganz so überschwänglich: „Mmh…ich studiere Buchhandel- und Verlagswirtschaft.“ Und um der Frage nach dem „Was ist das?“ vorzubeugen füge ich meistens noch „Also Wirtschaft mit dem Schwerpunkt auf der Buch- und Zeitschriftenbranche.“ dazu. Darauf hin tritt meistens kurzes Schweigen ein, man blickt in ein verwirrtes Gesicht, eine Augenbraue hebt sich skeptisch und man bekommt ein „Und was macht man dann damit?“ oder (noch ermutigender) „So was gibt es?“ zu hören. Ganz langsam beginne ich mich zu fragen warum das so ist, weshalb man beim Thema Buchhandel immer auf derart verhaltene Reaktionen und hochgezogene Augenbrauen stösst. Haftet dem Buchhandel immer noch ein Hauch Verstaubtheit und Eigentümlichkeit an oder ist es die Angst davor dass ein Buchhändler oder Buchhandel- und Verlagsstudent unglaublich viel mehr wissen könnte als man selbst, weil er ja sooo viel gelesen hat? Ich habe mich auf lange Erklärungen eingelassen, und meinen Gegenübern erklärt dass auch Buchhändler Dan Brown lesen, und nicht immer nur Thoams Mann. Das Buchhändler bei der Arbeit nicht in dunklen Ecken sitzen und sich in Bücher vertiefen, sondern stets lächelnd mit offener Körperhaltung auf die Kunden zugehen. Und ich habe versucht zu erklären dass zwischen den ersten Manuskript Seiten eines Autors und der super günstigen Taschensonderausgabe auf dem Ramschtisch vor der Buchhandlung viel Arbeit liegt, die (unter anderem) später von Buchhandel und Verlagswitschafts-Absolventen getan wird. Die Antwort einer Freundin darauf: Sie hat mir mit hochgezogener Augenbraue ein Türschild geschenkt. Aufschrift: „Hier wohnt ein Bücherwurm“. Soll man sich davon entmutigen lassen?