Verlage

Plöttner Verlag geht in die Insolvenz

7. March 2012
von Börsenblatt
Drückende Altschulden lassen den Leipziger Verlag die Notbremse ziehen. Geschäftsführer Jonas Plöttner und Rechtsanwalt Christoph Alexander Jacobi setzen auf eine planmäßige Sanierungslösung. Für Anfang Mai rechnet man mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens.
Bereits Ende Februar wurde beim Amtsgericht Leipzig ein vorläufiges Insolvenzverfahren über das Vermögen des Plöttner Verlags eröffnet. Wie der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Dr. Christoph Alexander Jacobi gegenüber börsenblatt.net erklärte, sei derzeit davon auszugehen, dass es eine Sanierungslösung gibt. "Voraussetzung ist jedoch, dass der Kern des Unternehmens künftig profitabel wirtschaften kann." Da die Altlasten nicht mehr vollständig bedient werden konnten, habe sich "ein klarer Schnitt" notwendig gemacht; gemeinsam mit einem Steuerberater und dem Verleger arbeite man an einem Insolvenzplan. Für Anfang Mai rechnet Jacobi mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens, bis einschließlich April erhalten die vier Mitarbeiter des Verlags zunächst Insolvenzausfallgeld.

Verleger Jonas Plöttner sieht in dem angestrebten Regelinsolvenzverfahren eine Chance, das ins Trudeln geratene Verlagsschiff wieder dauerhaft flott zu bekommen. "Ein guter Teil der Altlasten könnte innerhalb der nächsten drei Jahre über eine Quotenregelung bedient werden, wir könnten mit frischer Lunge durchatmen." Bereits 2011 hatte Plöttner versucht, den in Liquiditätsschwierigkeiten gekommenen Verlag besser aufzustellen: Die vor fünf Jahren gestartete mitteldeutsche Kulturzeitschrift "Kunststoff", deren Defizite teilweise vom Buchverlag aufgefangen werden mussten, wurde im Sommer eingestellt. Dazu wollte man mit Büchern zur Gothic-Szene ein neues Standbein schaffen, der nötige Kredit wurde jedoch weder von der Hausbank noch der Bürgschaftsbank Sachsen gewährt. "Belletristik, Kunst und Sachbuch sind zwar gut fürs Image", so Plöttner, "aber sie reichen zum Überleben nicht aus." Ganz verzichten will Plöttner auf ein – künftig schmaler ausfallendes – Belletristik-Programm nicht: "Das bleibt unser Aushängeschild." Das laufende Frühjahrsprogramm  – darunter ein Erich-Loest-Lesebuch und zwei weitere Musikbände, die bis zum Leipziger Wave-Gothic-Treffen im Mai angekündigt sind – erscheint planmäßig, auch zur Leipziger Buchmesse ist der Verlag mit einem Stand (Halle 5, E 213) und mehreren Veranstaltungen vertreten.

Der Plöttner Verlag wurde 2004 in Leipzig gegründet und veröffentlichte bislang rund 100 Buchtitel, vorrangig in den Segmenten Belletristik, Kunst und Sachbuch.  

nk