READ-O über ihren Auftritt bei "Höhle der Löwen" | BOOKBYTES

"Carsten Maschmeyer hat uns sehr geholfen"

27. April 2022
von Sabine van Endert

Am Ende kein Deal mit den "Löwen", aber viel Unterstützung, Downloads und mediale Aufmerksamkeit: READ-O Gründer und Marketing-Chef Ben Kohz bilanziert den Auftritt in der "Höhle der Löwen" - und erklärt, wie die Buchempfehlungsplattform künftig wachsen will und warum der angekündigte Buchshop vom Tisch ist.

Das Gründer-Team von READ-O im TV-Studio: Andreas Weiser, Michael Pomogajko, Simon Farshid, Ben Kohz und Jonathan Mondorf (v.li.)

Das Gründer-Team von READ-O im TV-Studio: Andreas Weiser, Michael Pomogajko, Simon Farshid, Ben Kohz und Jonathan Mondorf (v.li.)

READ-O hat am Montag in der „Höhle der Löwen“ auf VOX seine Buchempfehlungs-App vorgestellt. Die TV-Show rund um Start-ups und Investoren hat regelmäßig mindestens zwei Millionen Zuschauer, in der Spitze schalten 4,3 Millionen ein. Ist Ihre App explodiert?
Ja, es war explosiv. Allein am Montagabend wurde die READ-O-App 60.000-mal heruntergeladen – und es dürfte noch einiges kommen.

Ihr Angebot an die Investoren lautete: 600.000 Euro für 15 Prozent an READ-O. Bis auf den Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer lehnten alle Investor:innen ab. War das schmerzhaft?
Schön war es nicht. Wir hätten den Investor:innen gern ein Handy gegeben, so dass sie die Qualität der App selbst hätten testen können, aber das ging wegen Corona nicht. Die Sendung wurde im Frühjahr vergangenen Jahres aufgezeichnet. Was aus dem zweistündigen Pitch für die Sendung zusammengeschnitten wurde, haben auch wir am Montag zum ersten Mal gesehen. Read-O ist ja komplett angereist, also alle fünf Gründer gemeinsam, und besonders unsere beiden Entwickler wurden kräftig in die Mangel genommen.

Carsten Maschmeyer hat Ihnen ein Gegenangebot gemacht: 600.000 Euro und dafür 25,1 Prozent an READ-O, also Sperrminorität. Sie haben angenommen. Gestern Morgen wurde bekannt, dass der Deal dann doch nicht zustande kam. War die Sperrminorität das Problem oder hat es mit Maschmeyer einfach nicht gepasst?
So einfach wie ehrlich: Wir konnten uns über die strategische Ausrichtung der Plattform nicht einigen. Die 25,1 Prozent waren nicht das Problem – man holt sich keinen Carsten Maschmeyer ins Boot, wenn man keine starke Meinung will. Wir schätzen ihn, er hat uns bei unseren anschließenden Finanzierungsrunden unterstützt – wir haben in einer kleineren Runde 140.000 Euro akquiriert, kombiniert mit B-to-B-Kooperationen - und wir stehen auch immer noch in Verbindung.

In welche Richtung wollte Carsten Maschmeyer denn?
Das möchten wir nicht kommentieren.

Kein Geld von den Löwen, was hat der Auftritt sonst gebracht?
Sehr viel. Zuallererst sind wir als Team noch einmal hart auf die Probe gestellt worden. Wir haben vor und nach der Sendung wie die Teufel an der App und am Empfehlungsalgorithmus gearbeitet. Außerdem ist die mediale Aufmerksamkeit unschätzbar viel Wert für uns. Jeder, der Bedarf an Buchempfehlungen hat, weiß jetzt, wo er fündig wird. Wir wollen zusammen mit unseren Partnern den Buchmarkt umkrempeln.

READ-O in der "Höhle der Löwen"

In der TV-Show haben Sie gestern angekündigt, einen Buchshop aufbauen zu wollen; die Monetarisierung über den Buchverkauf schien den Investor:innen immens wichtig zu sein. Was ist daraus geworden?
Das war damals unser Plan. Wir haben aber festgestellt, dass unsere Stärken woanders liegen, den Buchverkauf überlassen wir den Profis. Über Affiliate-Links in der App zu den großen Buchhandlungen, zu Amazon, den kleinen Buchhandlungen der Plattform Genialokal und auch zum Gebrauchtbuchhändler Rebuy verdienen wir nun an den Buchverkäufen mit. Wir sehen uns nicht als Konkurrent zum Onlinebuchhandel oder zum stationären Buchhandel, im Gegenteil, wir möchten unsere Kernkompetenz, Buchempfehlungen, weiteren Buchhändlern aller Größenordnungen anbieten. 

Ein erster Schritt dazu ist mit der Zusammenarbeit von READ-O, MVB und dem Schweizer Softwareunternehmen bpm consult ag getan. Automatisierte Buchvorschläge auf Grundlage der READ-O-Daten in Kombination mit Lesemotive-Angaben werden von bpm in seine ERP- und E-Commerce-Anwendungen integriert. Zu den Pilotkunden gehören u.a. Dussmann, Reuffel, und Morawa in Österreich. Wie geht es weiter?
Wir sind in Gesprächen mit weiteren Buchhandlungen und auch mit den Barsortimenten. Und wir entwickeln unsere App weiter. Dafür nehmen wir die Anregungen und Ideen unserer Kund:innen auf, auf der Liste stehen zum Beispiel Live-Lesungen und noch mehr Suchfunktionen. Außerdem steht die Internationalisierung auf unserem Programm.  

Ist die Investorensuche für READ-O jetzt erstmal abgeschlossen?
Keineswegs. Wir sind weiterhin auf der Suche nach strategischen Investoren – wobei wir nicht einfach nur Geldgeber suchen, sondern eben auch Knowhow.

READ-O analysiert – und monetarisiert – für seinen Empfehlungsalgorithmus im Internet veröffentlichte Rezensionen. Müssen die Medien / Urheber:innen dem zustimmen? Gibt es ein Lizenzmodell?
Eine Lizenzierung ist nicht nötig, das haben wir im Vorfeld rechtlich prüfen lassen. Was wir tun ist mit einer Suchmaschine vergleichbar: Wir schauen was es gibt, interpretieren das Gefundene und bieten die Ergebnisse an. Eine wichtige Quelle sind mittlerweile die Buchbewertungen und schriftliche Rezensionen in unserer App selbst, die wir als Trainingsdaten verwenden können.

In Ihren Presseunterlagen sprechen Sie von acht Millionen analysierten Rezensionen. Welche Quellen nutzen Sie?
Die Quellen kommunizieren wir nicht.

Das Start-up READ-O ist Gewinner des Förderprgramms CONTENTshift-Accelerator 2021 der Börsenvereinsgruppe.