Christian Russ zur neuen Ombudsstelle

"Die Ombudsstelle wurde ganz bewusst außerhalb des Börsenvereins geschaffen"

30. Juli 2021
von Sabine Cronau

Es gibt Ärger um die Ausgestaltung der Konditionen? Dann können sich Verlage, Buchhandlungen und Zwischenbuchhändler jetzt an eine neutrale Ombudsstelle wenden – angesiedelt bei den Preisbindungstreuhändern der Verlage. Christian Russ über seine neue Aufgabe.
 

Warum braucht die Branche eine Ombudsstelle, wenn es um die heikle Konditionenfrage geht?
Christiann Russ: Das Thema beschäftigte die Branche und den Verband zuletzt in existenzieller Weise. Als man sich nicht mehr einigen konnte, als auch eine Anpassung der unbefriedigenden Gesetzes­regelung nicht mehr durchsetzbar war, brauchte es einen für alle Seiten akzeptablen Ausweg. Diesen fand man am runden Tisch: die Durchführung einer Befragung zur Konditionen­entwicklung und die Einrichtung einer Ombudsstelle bei uns, den Preisbindungstreuhändern. 

Könnte nicht der Börsenverein selbst die Aufgabe der Ombudsstelle wahrnehmen?
Die Ombudsstelle wurde ganz bewusst außerhalb des Börsenvereins geschaffen, an einem neutralen Ort. Wir als Preisbindungstreuhänder sind dem Börsenverein nicht verpflichtet und weder wirtschaftlich noch rechtlich mit ihm verbunden. Wir unterliegen auch keinen Weisungen. Wir können also völlig frei agieren und selbst entscheiden, wie wir unsere Aufgaben erfüllen, wie wir mit den Informationen umgehen, die wir bekommen. Als Rechts­anwälte sind wir ohnehin zu absoluter Berufsverschwiegenheit verpflichtet. Garantiert ist daher für jedes Telefonat und jede Mail ein absolut vertraulicher Rahmen. Zugleich ist durch die Ansiedelung der Ombudsstelle bei uns als den Preisbindungstreuhändern auch gewährleistet, dass rechtliche Fragen zur Thematik bei Bedarf direkt geklärt werden können.

Was soll die Ombudsstelle tun?
Sie soll anonymisiert denjenigen ein offenes Ohr bieten, die sich möglicherweise aus Furcht vor Nachteilen bislang nicht gerührt haben. Ein offenes Ohr also für Verlage, Buchhandlungen und andere Marktbeteiligte, für ihre Berichte über repressive Konditionenverhandlungen, über deren Formen und Inhalte und die Entwicklungen im Laufe der vergangenen Jahre. Die Ombudsstelle soll nach unserem Verständnis die vom Börsenverein für September 2021 und Frühjahr 2022 geplanten und tiefgehenden Marktbefragungen zur Konditionenentwicklung ergänzen – auch indem sie die Gelegenheit bietet, vertrauliche Informationen anonym dokumentieren zu lassen. 

Die Ombudsstelle wurde ganz bewusst außerhalb des Börsenvereins geschaffen.

Christian Russ

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