Auf Druck aus China: Konfuzius-Institute sagen Buchvorstellung ab

Felicitas von Lovenberg: "Ein verstörendes Signal"

22. Oktober 2021
von Börsenblatt

Am 27. Oktober sollte das Buch "Xi Jinping – der mächtigste Mann der Welt" auf einer Veranstaltung des Leibniz-Konfuzius-Instituts Hannover und des Konfuzius-Instituts an der Universität Duisburg-Essen präsentiert werden. Auf chinesischen Druck sei der Termin nun kurzfristig abgesagt worden, teilt der Piper Verlag mit.

In Hannover habe die Tongji-Universität Shanghai, die das Institut gemeinsam mit der Leibniz-Universität betreibt. interveniert, so der Piper Verlag weiter. In Duisburg hätte sich der Generalkonsul Chinas in Düsseldorf, Feng Haiyang, persönlich eingeschaltet, um die Veranstaltung zu verhindern.

Eine Mitarbeiterin der Konfuzius-Institute fasste die Begründung so zusammen: "Über Xi Jinping kann man nicht mehr als normalen Menschen reden, er soll jetzt unantastbar sein und unbesprechbar." Das sei nicht die Position der deutschen Konfuzius-Institute und ihrer chinesischen Partner, vielmehr hätten diese in China Druck von ganz oben bekommen.

Die Biografie des chinesischen Partei- und Staatschefs ist im Piper Verlag erschienen, Autoren sind "Welt"-Herausgeber Stefan Aust und der langjährige China-
Korrespondent des Stern, Adrian Geiges. "Die Absage der Veranstaltung durch die beiden Konfuzius-Institute ist ein beunruhigendes und verstörendes Signal", sagt Piper-Verlegerin Felicitas von Lovenberg.

Stefan Aust sieht die Grundthesen des Buchs durch den Vorfall bestätigt: "Erstmals ist eine Diktatur dabei, den Westen wirtschaftlich zu überholen und versucht jetzt auch, ihre gegen unsere Freiheit gerichteten Werte international durchzusetzen" Adrian Geiges verweist darauf, dass das Buch China sehr differenziert darstellt, etwa auch die erfolgreiche Überwindung der Armut
in den vergangenen Jahrzehnten: "Offenbar reichen Xi Jinping solche ausgewogenen Berichte nicht mehr aus – er will jetzt international einen Kult um seine Person, so wie in China selbst."