Börsenvereins-Matinee

Haus des Buches: "Ein Symbol für den Aufbruch"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Der neue Sitz des Börsenvereins hat den ersten "Stresstest" hinter sich: Das Haus des Buches in Frankfurt ist heute mit einer Matinee offiziell eröffnet worden - 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur feierten mit. Und Autor Steffen Kopetzky machte in seinem literarischen Gruß eine ganz besondere Umzugsrechnung auf.

Kopetzky ist schon oft umgezogen - zuletzt von Hamburg nach Oberbayern: "Und da machte der Haushaltsposten Bücher einen beeindruckenden Anteil an unserem Gesamthausrat aus". Bundesweit rund 133 Millionen Bücher würden pro Jahr von privater Hand umgezogen, so der Autor, der dafür eigens bei der "Arbeitsgemeinschaft Möbeltransport" recherchiert hat.

Da liege die vielleicht ketzerische Frage nahe, ob es nicht an der Zeit wäre, die Ablöung des gedruckten und palettenweise ausgelieferten, des schweren Buchs zu begrüßen: "Ich sage, wir sind zu arm, um auf den Reichtum unserer physischen Buchkultur verzichten zu können", so Kopetzky, denn ein gedrucktes Buch sei eben mehr als sein Inhalt: "Dass es ein eigenes Format hat, etwas wiegt, dass wir es herumschleppen müssen, dass es Platz benötigt, ist alles wahr – aber das ist auch der Grund, warum es uns so zu faszinieren und zu fesseln vermag." (das ganze literarische Grußwort hier

Ein Haus für die Zukunft des Buches: So sieht der Börsenverein den neuen Verbandssitz an der Braubachstraße 16, in unmittelbarer Nähe zum Römer und zur Paulskirche, wo die Branche mit dem Deutschen Buchpreis und dem Friedenspreis ihre beiden wichtigsten Auszeichnungen vergibt. Als Frankfurter Lokalpatriot freue er sich nach den Verlagswechseln Richtung Berlin und Köln doppelt und dreifach, dass der Börsenverein in Frankfurt bleibe und nur innerhalb der Stadt umziehe, so ZDF-Redakteur Werner von Bergen, der durch die Matinee im nagelnneuen, dicht besetzten Veranstaltungssaal führte. 

"Der heutige Tag ist ein klares Bekenntnis zu Frankfurt als Stadt der Buchmesse, des Deutschen Buchpreises, der Stadt Goethes, Börnes und Adornos – der Stadt mit einer einzigartigen geisteswissenschaftlichen Tradition", sagte Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth. Was mit dem Buchhändlerhaus im Großen Hirschgraben passieren soll, in dem der Börsenverein bislang zuhause war und das jetzt wieder der Stadt gehört – dafür hat Roth eigene Ideen: Ein Romantikmuseum würde sie dort gern in der direkten Nachbarschaft des Goethe-Hauses sehen, als Schatztruhe für die umfangreiche Romantiksammlung des Freien Deutschen Hochstifts. Erste Gespräche mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann und dem Land Hessen habe sie bereits geführt.

Dass sich der Börsenverein stärker als bisher in das kulturelle Leben der Stadt einbringen wird, machte Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis deutlich. Auf der Planungsliste steht ein eigenes Kulturprogramm mit Salon-Format – Skipis lud Petra Roth schon mal als Gast zur ersten Ausgabe des Salons ein, um über das Thema geistiges Eigentum und Datenschutz im Netz zu diskutieren. Das Haus des Buches sei "ein Symbol für den Aufbruch der Branche in die Zukunft", so Skipis: "Ich bin mir sicher, dass uns dieses Haus beflügeln wird".

Einen Blick zurück auf die vier Häuser des Verbands warf Vorsteher Gottfried Honnefelder: 1836, elf Jahre nach seiner Gründung, bezog der Börsenverein sein erstes Haus in der Leipziger Ritterstraße, 1888 folgte ein Neubau in der Hospitalstraße / Ecke Gerichtsweg. Nach dem Krieg kam dann 1953 der Neuanfang im Großen Hirschgraben in Frankfurt, 2012 lautet die neue Adresse: Braubachstraße. "Man tafelte bereits vier Stunden, als das Gefrorene aufgetragen wurde. Selbst Bescheidene schwelgten in Germania-Sekt, die Stimmung hatte ihren Höhepunkt erreicht, man verstand sein eigenes Wort nicht mehr": So heißt es in einem Festbericht zur Leipziger Einweihung 1888. Feiern, so meinte Honnefelder, konnten die Verleger und Buchhändler eben schon immer: "Nur heute müssen wir auf das Gefrorene verzichten." (die Begrüßungsrede im Wortlaut hier)