Alfred-Döblin-Preis 2015 an Natascha Wodin

"Im Reißwolf zweier Diktaturen"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Schriftstellerin Natascha Wodin hat den mit 10.000 Euro dotierten Alfred-Döblin-Preis 2015 erhalten − für ihr Manuskript "Ich war nie in Mariupol", wie die Berliner Akademie der Künste mitteilt.

In der Jury-Begründung heißt es: "Natascha Wodin erzählt in klarer und nüchterner Sprache von einer Spurensuche. Sie geht dem Leben ihrer ukrainischen Mutter nach, die in den Reißwolf zweier Diktaturen geriet. Der Untergang ihrer Familie im stalinistischen Terror und die Verschleppung der Mutter als Zwangsarbeiterin nach Deutschland werden in diesem Prosa-Projekt auf beklemmende Weise plastisch."

Natascha Wodin setzte sich am 9. Mai bei den Werkstatt-Lesungen im Literarischen Colloquium Berlin gegen fünf weitere Autoren durch − gegen Katharina Adler, Odile Kennel, Katerina Poladjan, Sascha Reh und Judith Zander. Die Preisverleihung fand am 10. Mai in der Akademie der Künste statt, Sigrid Löffler hielt die Laudatio.

Der diesjährigen Jury gehörten die Literaturkritikerin Sigrid Löffler, der Schriftsteller Jan Peter Bremer und der Sekretär der Sektion Literatur der Akademie der Künste, Jörg Feßmann (in Vertretung der Publizistin Insa Wilke) an.

Natascha Wodin wurde 1945 im bayerischen Fürth geboren. Sie blickt auf eine langjährige Tätigkeit als literarische Übersetzerin und Dolmetscherin aus dem Russischen zurück und arbeitet seit 1981 als freie Schriftstellerin. Zuletzt erschienen die Romane "Nachtgeschwister" (Kunstmann, 2009) und "Alter, fremdes Land" (Jung & Jung, 2014).

Zum Preis

Der von Günter Grass gestiftete und gemeinsam von der Akademie der Künste und dem Literarischen Colloquium Berlin ausgerichtete Alfred-Döblin-Preis wurde in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal verliehen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird im Sinne des Stifters für ein längeres, noch unabgeschlossenes Prosamanuskript vergeben.