Amazon verteilt Erlöse

"E-Books sollten nicht so teuer sein"

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Im Konditionenstreit mit Hachette macht Amazon den nächsten Schritt – bezieht Position, erklärt seine Ziele und seine 9,99 Dollar-Strategie. Und schlägt sich dabei auf die Seite der Autoren: Sie sollten 35 Prozent der Erlöse bekommen, schlägt der Konzern vor.

Nachdem sich Autoren pro Hachette äußerten (siehe Archiv), musste Amazon etwas tun. Entsprechend hoch schlagen derzeit die Wellen im Netz – nach der Lektüre eines Beitrags, in dem das Buchteam von Amazon Stellung zum Konditionenstreit nimmt (im eigenen Forum unter der Überschrift „Update re: Amazon/ Hachette Business Interruption“). Vordergründig geht es darin zwar um das Thema E-Book-Pricing, der Fokus dürfte allerdings woanders liegen: Zum Verteilungsschlüssel etwas zu sagen und sich dabei in die Nähe von Autoren zu rücken. Die Argumente:

  • Als zentrales Ziel nennt das Amazon-Buchteam: niedrigere Preise. Viele E-Books würden 14,99 Dollar und sogar 19,99 Dollar kosten. Dieser Preis sei nicht zu rechtfertigen – da der Druck entfiele, es keine Remmissionen gebe, keine Lagerkosten etc. „E-Books können und sollten nicht so teuer sein.“  
  • Die Preisgrenze liegt Amazon zufolge bei 9,99 Dollar. Teurer sollten E-Books nicht sein, höchstens im Ausnahmefall (spezialisierte Titel).     
  • Die Preiselastizität sei bei E-Books sehr ausgeprägt, heißt es. Kosteten Titel mehr als  9,99 Dollar, würden sie deutlich seltener gekauft – mit der Folge, dass unterm Strich auch weniger hängen bleibe. Beispiel: Wenn für ein E-Book 9,99 Dollar zu zahlen sind, wird es nach Beobachtung von Amazon 1,74 mal häufiger gekauft als zum Preis von 14,99 Dollar (siehe Tabelle).    
Je niedriger der Preis, umso höher Ab- und Umsatz: So rechnet Amazon
Verkaufspreis 9,99 US-Dollar 14,99 US-Dollar
Anzahl verk. Exemplare 174.000 100.000
Umsatz 1,74 Mio. US-Dollar 1,49 Mio. US-Dollar
Differenz 239.000 US-Dollar (plus 16 Prozent)
  • Niedrigere Preise sind aus Sicht von Amazon gut für alle. „The total pie is bigger“, der Kuchen wächst – argumentiert das Buchteam. Kunden zahlten 33 Prozent weniger, die Umsätze stiegen um 16 Prozent, die Autoren bekämen eine höhere Überweisung, erreichten ein größeres Publikum (plus 74 Prozent) – und würden es auf diese Weise viel eher schaffen, in die Bestsellerlisten aufzusteigen.
  • Hachette zahle seinen Autoren zu wenig. Verlage und Autoren sollten besser Fifty fifty machen, die verbleibenden 70 Prozent je zur Hälfte teilen, lautet der Vorschlag. Im Moment entscheide Hachette, wie viel an Autoren ausgeschüttet werde, betont das Buchteam. In jedem Fall sei es jedoch zu wenig. „Wir glauben, dass der Anteil, den Hachette Autoren gibt, zu klein ist. Aber das ist nicht unser Sache.“ („We believe Hachette is sharing too small a portion with the author today, but ultimately that is not our call.”)