Autorin des feministischen Kultbuchs "Häutungen"

Verena Stefan ist tot

1. Dezember 2017
von Börsenblatt
Die Schriftstellerin Verena Stefan ist am 30. November an ihrem Wohnort in Montreal im Alter von siebzig Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben, wie der Verlag Nagel & Kimche mitteilt.

Verena Stefan wurde am 3. Oktober 1947 in Bern geboren, absolvierte eine Ausbildung als Physiotherapeutin in Berlin und studierte Soziologie und vergleichende Religionswissenschaften. 1972 gründete sie zusammen mit anderen die feministische Gruppe 'Brot und Rosen'. 1975 erschien ihr erstes Buch "Häutungen", ein autobiografischer Roman, im neu gegründeten Münchner Verlag Frauenoffensive. Dieser war international sehr erfolgreich und wurde  zu einem Kultbuch der feministischen Bewegung. Es folgten weitere Monographien und Herausgeberschaften.

Das Werk von Verena Stefan, die seit 1998 in Montreal, Kanada, lebte, wurde mehrfach ausgezeichnet, 1988 und 1994 mit dem Buchpreis der Stadt Bern und 2008 mit dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung für ihren Roman "Fremdschläfer". Zuletzt erschien 2014 "Die Befragung der Zeit" im Verlag Nagel & Kimche. Der Roman verarbeitet die Kindheit der Autorin in der Nähe von Bern und die Biographie ihres Großvaters Julius Brunner. Brunner war Landarzt und nahm Ende der 40er Jahre bei notleidenden Frauen Abtreibungen vor, wofür er angeklagt und in die psychiatrische Klinik Waldau eingeliefert wurde, so Nagel & Kimche.