Bibliothekar Georg Ruppelt mit Theodor-Fuendeling-Plakette geehrt

"Beeindruckende Lebensleistung"

27. August 2015
von Gerd Schild
Dank an einen "unermüdlichen Netzwerker": Georg Ruppelt, Direktor der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover, ist am Mittwoch mit der Theodor-Fuendeling-Plakette des Börsenvereins, Landesverband Nord, ausgezeichnet worden. Der Gründer der Akademie für Leseförderung erhielt den Preis in Würdigung seiner Verdienste um die Buchkultur und für sein soziales Engagement.

Der Direktor der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek ist nicht nur ein landesweit anerkannter Bibliothekar und produktiver Autor, er engagiert sich auch seit vielen Jahren für die Leseförderung. Der Landesverbandsvorsitzende Michael Hechinger überreichte Ruppelt die Plakette und die undotierte Auszeichnung im nach Wilhelm Busch benannten Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover. Die Laudatio hielt Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek. Gisela Vetter-Liebenow, Direktorin des Wilhelm-Busch-Museums, richtete ein Grußwort an die Gäste.

Georg Ruppelt hat im Jahr 2004 die Akademie für Leseförderung mitbegründet. Ruppelt sei ein "unermüdlicher Netzwerker", so zitierte der Vorsitzende des Landesverbands Nord, Michael Hechinger, aus dem Text der Urkunde, die er dem Preisträger neben der Plakette überreichte. Auf diese Weise habe er für Projekte viele Türen geöffnet, etwa bei Ministerien. Ruppelt habe "neue Akzente in der Leseförderung" gesetzt. "Er ist eine mitreißende Persönlichkeit", sagte Hechinger weiter - und weiß aus eigener Erfahrung, wovon er spricht: Er hatte im Sommersemester 1986 an der Universität Hamburg eine Vorlesung bei Georg Ruppelt besucht, der ihm nicht nur fachliche Tipps für die Literatursuche im Studium gab, sondern ihn offensichtlich schon damals auch menschlich beeindruckte.

Laudatorin Elisabeth Niggemann, Leiterin der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt, beglückwünschte nicht nur den Preisträger, sondern auch die Jury: zu ihrer Wahl und zum Ort der Preisverleihung. Mit Wilhelm Busch verbinde Ruppelt das Vergnügen, spielerisch mit Sprache umzugehen und diese auch spielerisch zu vermitteln.

Niggemann ließ die rund 100 Gäste der Feierstunde auszugsweise in mehr als 1000 Veröffentlichungen Ruppelts blicken, darunter Fachbeiträge, Essays und Zeitungsartikel. Die Laudatorin gab dabei auch einen Hinweis auf Ruppelts erste Erfahrungen als Leser. In "Memories of Lesezwerg" hat der Preisträger Erfahrungen mit amerikanischen Book-Mobiles in der Nachkriegszeit eingebaut. Er sei als Leser ernst genommen worden – das habe ihn nachhaltig beeindruckt.

"Wenn Georg Ruppelt Ende Oktober in den schon seit drei Jahren bestverdienten Ruhestand gehenwird, dann kann er stolz auf eine beeindruckende Lebensleistung zurückblicken", sagte Elisabeth
Niggemann. Sie bewundere seine Leistungen und sein Engagement, "in der Pflicht und vor allem in der Kür, die immer weit über die berufliche Pflicht hinausging, immer verbunden mit viel Diplomatie, Netzwerkerfähigkeit, Charme und Überzeugungskraft."

Georg Ruppelt zeigte direkt nach Übergabe der Plakette seinen Sinn für Humor und dankte in der Comic-Sprache mit einem einzigen "Schluck!". In seinem Vortrag "Der Vogel, scheint mir, hat Humor" sprach der Geehrte über die großen Literaten des heutigen Niedersachsens, die zur Zeit Theodor Fuendelings vor gut 130 Jahren wirkten, darunter neben Wilhelm Busch der gelernte Buchhändler Wilhelm Raabe, die Bibliothekarin Ricarda Huch, Hoffmann von Fallersleben genauso wie Heinrich Heine oder August Lafontaine.

Der Landesverband Nord des Börsenvereins zeichnet mit der Theodor-Fuendeling-Plakette Menschen für ihre besonderen Verdienste um die Leseförderung und die Buchkultur aus. Die Ehrung wurde 2013 zum 130. Geburtstag des Landesverbands (damals noch Niedersachsen-Bremen) ins Leben gerufen und ist nach dem Verbandsgründer, dem Hamelner Buchhändler Theodor Fuendeling benannt.

Erster Preisträger war der Kriminologe Christian Pfeiffer, früherer niedersächsischer Justizminister und Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts in Hannover. Im vergangenen Jahr wurde der ehemalige Fußballprofi Marko Bode (Werder Bremen) geehrt.