Zum Ende des Vorstandsberichts - ein geflügeltes Wort. Dieser ehernen Regel folgte der Vorsitzende des Landesverbands Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (SaSaThü) auch zur 23. Hauptversammlung im Leipziger Literaturhaus. Diesmal bediente sich Helmut Stadeler (Verlag Bussert und Stadeler, Jena), der mit einer Krawatte in den Farben der „Vorsicht Buch!“-Kampagne Flagge zeigte, beim Alt-Leipziger Goethe: "Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, lässt sich Schönes bauen."
Nun, Felsblöcke müssen sie zwischen Erfurt, Dresden und Magdeburg gerade nicht schleppen, doch an den Belastungen durch Wende und Neustart trägt man noch immer. Der Dreiländerverband, dessen 504 (2012: 513) Mitgliedsfirmen zu mehr als 50 Prozent in der untersten Beitragsstufe rangieren, ist aber zugleich ein gutes Beispiel dafür, wie mit überschaubaren Mitteln und schlankem Apparat effektive Arbeit geleistet werden kann.
Das reicht von der alljährlichen kompakten Verlagsvorstellung für die Presse, die ab 2014 auch interessierten Bibliothekaren angeboten werden könnte, bis zu den Thüringer Buchtagen oder dem sächsischen Verlags- und Autorenfest "Gut zum Druck", das, gemeinsam gestemmt mit weiteren Partnern, im Oktober in die zweite Runde geht. Dazu: Weiterbildungsangebote, regionale Buchhändler- und Verlegergespräche und das Bohren dicker Bretter im Schulbuchgeschäft – hier hat das neue Vergabegesetz, das der Sächsische Landtag im Januar beschloss, zumindest die "freihändige" Vergabe von Schulbuchaufträgen unterhalb des EU-Schwellenwerts von derzeit 200.000 Euro ermöglicht.
Ad-hoc-Sammlung fürs Sozialwerk und den Hochwasserfonds
Die Pläne für eine Verlags-Ausstellung in Breslau sind ebenso wenig ad acta gelegt wie die Idee eines Verlagspreises – hier wird weiter kräftig Lobbyarbeit zu leisten sein. Aktuell sondiert die Leipziger Geschäftsstelle die Ausmaße der Flutschäden in Mitteldeutschland; die Naturkatastrophe hatte manche Reisepläne von Buchhändlern und Verlegern durchkreuzt, und auch viele Gespräche in den Kaffeepausen drehten sich um die aktuellen Pegelstände. Die Ad-hoc-Sammlung fürs Sozialwerk fließt diesmal direkt in einen Hochwasserfonds.
Fast auf den Tag genau vor drei Jahren wurden in Quedlinburg der amtierende Landesverbands-Vorstand und die Leitung der Fachgruppen gewählt – turnusgemäß standen in Leipzig also Neuwahlen an (siehe unten). In die am Vormittag getrennt tagenden Fachgruppenversammlungen hatte man sich kompetente Gäste eingeladen. Zwei echte Dauerbrenner standen bei den Buchhändlern auf der Tagesordnung: Rechtsanwalt Dieter Wallenfels informierte über Baustellen und Kampfplätze aktueller Preisbindungsschlachten – bei den Versuchen, den festen Ladenpreis durch die Hintertür zu unterlaufen, sind der Phantasie offenbar keine Grenzen gesetzt. Sie reichen von einschlägigen "Gewinnspielen" bis zu Affiliate-Programmen und Charity-Werbung.
Die Qualität des Buches - in digital aufgeregten Zeiten
Peter Kniep (Bildungsmedien Service GmbH), Vorsitzender des Kollegen-Verbands Niedersachsen-Bremen, gab spannende Einblicke in den Schulbuchmarkt der Zukunft.
In der Fachgruppenversammlung des herstellenden Buchhandels stellte Verlegerin Karin Schmidt-Friderichs, Vorsitzende der Stiftung Buchkunst, nicht nur den reformierten Wettbewerb um die „Schönsten Bücher“ vor, es wurde auch lebhaft darüber diskutiert, wie sich in digital aufgeregten Zeiten mehr Sensibilität für die körperlichen Qualitäten des Buchs herstellen lässt. Es ist noch Luft nach oben: Mehr Aufmerksamkeit fürs einzelne Produkt, aber auch mehr Kommunikation in Richtung Buchhandel und Endkunden sind Gebote der Stunde – Markenartikler und Lifestyleanbieter in der Industrie haben die Effekte dieses "Storytelling" längst bis zur Perfektion verfeinert.
In den zurückliegenden acht Jahren hat Alexander Skipis keine der SaSaThü-Jahresversammlungen verpasst. Der Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer wollte die Serie auch heuer nicht abreißen lassen – und nutzte seine Leipzig-Visite nicht nur, um der Arbeit der mitteldeutschen Kollegen "Respekt und Anerkennung" zu zollen, sondern auch für eine kleine Hallo-Wach-Rede. Wettbewerber, die mit der "Tolino"-Allianz über den eigenen Schatten gesprungen sind, eine erstarkende "buy local"-Bewegung und nicht zuletzt die in Leipzig noch einmal breit vorgestellte Buchmarketing-Kampagne des Börsenvereins - niemals seit Beginn der digitalen Revolution seien die Chancen der Branche größer als heute gewesen.
Ein starker Verband kann Rahmenbedingungen schaffen – die Hausaufgaben muss jeder Buchhändler, jeder Verleger am Ende selbst erledigen. Wenn sich für eine Fortbildungsveranstaltung "Buchhandel im Netz" drei Sortimenter anmelden – sind dann schon alle anderen mit super Netz-Auftritt und Web-Shop am Start? Angesichts der angespannten Kassenlage wird es auch für die mitteldeutschen Buchhändler, stärker als bisher, um die Frage nach Pflicht und Kür gehen. Welche Verbands-Leistungen sind ersetzbar – und welche nicht? So die mahnenden Worte des scheidenden Schatzmeisters Wilfried Bengsch, der nach 15jähriger Vorstandsarbeit mit viel Applaus in den Kreis der SaSaThü-Ehrenmitglieder aufgenommen wurde.
Während ein paar Kilometer weiter, in der ausverkauften Leipziger Fußball-Arena, Ex-Capitano Michael Ballack in den Ruhestand verabschiedet wurde, fand die Hauptversammlung der Verleger und Buchhändler ihr stimmungsvolles Ende im Literaturhaus-Garten. Auch hier gilt: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Ergebnisse der Wahlen
Vorsitzender des Landesverbands:
Vorstand:
Fachgruppe Herstellender Buchhandel:
Fachgruppe Verbreitender Buchhandel:
