Im Juni stehen Vorstandswahlen an, alle fünf Posten an der Börsenvereinsspitze müssen neu besetzt werden. Wie viele Kandidaten stehen auf der Vorschlagsliste, die gestern geschlossen wurde?
Bickel: Wir haben so viele Kandidaten wie Ämter – nämlich genau fünf hochkarätige Anwärter. Alle fünf wären im übrigen froh gewesen, wenn aus der Mitgliedschaft weitere Vorschläge gekommen wären. Lediglich für das Amt des Vorstehers gab es zwischenzeitlich einen zweiten Kandidaten, den Zwischenbuchhändler Stefan Könemann, der seine Bewerbung jedoch wieder zurückgezogen hat. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass gerade von den Verbundgruppen im Buchhandel noch weitere Namen genannt worden wären.
Wer tritt jetzt an?
Bickel: Heinrich Riethmüller von der Buchhandlung Osiander in Tübingen wird für das Vorsteheramt kandidieren, Zwischenbuchhändler Matthias Heinrich von Brockhaus Commission bewirbt sich um das Amt des Schatzmeisters. Diese beiden werden ja von den Mitgliedern direkt auf diese Positionen gewählt. Außerdem stehen Detlef Büttner von Lehmanns Media, Claudia Reitter von Random House und Rudolf Frankl von dtv als Vorstandsmitglieder zur Verfügung.
Vorstandswahlen ohne echte Wahlmöglichkeit - eine befriedigende Aussicht für den Wahlausschuss?
Bickel: Natürlich wäre es uns im Sinne der Verbandsdemokratie sehr viel lieber gewesen, wir könnten mit mindestens 15 Kandidaten für die fünf Ämter aufwarten. Aber ein solcher Wunsch geht leider an der Realität vorbei. Alle Mitglieder im Wahlausschuss haben ihre Kontakte genutzt und in den vergangenen Monaten zahlreiche Kollegen angesprochen. Allein 24 Absagen für die diversen Ämter sind protokolliert – und das sind noch längst nicht alle, die auf unsere Anfrage hin abgewunken haben.
Woran liegt's?
Bickel: Ein solches Amt ist nun mal mit viel Arbeit und viel Verantwortung verbunden, über die Aufgaben in der eigenen Firma hinaus. Und davor schrecken gerade in schwierigen Zeiten viele zurück. Erschwerend hinzu kommen unsere Satzungsbedingungen, die ja die Spartenverteilung im Vorstand genau regeln. Die Zwischenbuchhändler dürfen einen Vertreter entsenden, Verleger und Buchhändler jeweils zwei. Das macht die Aufstellung der Kandidaten zu einem hochkomplexen Puzzlespiel. Und die Mitglieder erst wählen zu lassen und dann die Ungültigkeit dieser Wahl festzustellen, kann ja auch keine Lösung sein.
Hat sich vielleicht der Schlüssel für die Spartenverteilung im Vorstand überholt?
Bickel: Nein, damit müssen und sollten wir alle leben. Auch ich würde mich von einem Vorstand, dem vielleicht nur Verleger oder Zwischenbuchhändler angehören, nicht richtig vertreten fühlen. Die Spartenverteilung macht für einen Spartenverband Sinn – auch wenn die Suche nach geeigneten Vorstandskandidaten dadurch nicht gerade leichter wird.
Aber wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen: Wir haben fünf hochangesehene, hochkompetente Kollegen gefunden, die den Verband gemeinsam durch die nächsten drei Jahre steuern möchten und ihre Sache mit Sicherheit gut machen werden. Außerdem würde mit Heinrich Riethmüller nach einer längeren Pause wieder ein Buchhändler an der Spitze stehen – was sich das Sortiment ja sehr gewünscht hat. Ich denke, wir alle können mit der Kandidatenliste sehr zufrieden sein. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich in drei Jahren eine Vielzahl neuer Kollegen aus dem Sortiment zur Verfügung stellt - und damit meine ich vor allem: Kolleginnen!
Die Kandidaten für die Vorstandswahl des Börsenvereins am 21. Juni in Berlin:
Vorsteher
Schatzmeister
Weitere Vorstandsämter
Details zur Vorstandswahl
Der Vorstand des Börsenvereins besteht aus neun Mitgliedern, fünf davon werden von den Mitgliedern auf der Hauptversammlung gekürt. Vorsteher und Schatzmeister werden dabei direkt ins Amt gewählt, die Posten der Stellvertreter und des Schriftführers verteilt der Vorstand intern.
Weitere Vorstandsmitglieder: Die Vorsitzenden der drei Fachausschüsse (derzeit: Verleger Matthias Ulmer, Buchhändler Thomas Wrensch und Zwischenbuchhändler Stefan Könemann) sowie ein Vertreter der Landesverbände.
Für die Spartenverteilung gibt es klare Regeln: Jeweils zwei Mitglieder des direkt gewählten Vorstands müssen aus den Fachgruppen Sortiment und Verlag kommen, ein Mitglied stellt der Zwischenbuchhandel. Der Vorsteher und sein Stellvertreter müssen aus unterschiedlichen Fachgruppen stammen.
Die geheime Wahl erfolgt am 21. Juni bei der Hauptversammlung in Berlin. Briefwahl ist möglich.
Die Amtszeit des neuen Vorstands beginnt am Sonntag nach der Frankfurter Buchmesse und dauert drei Jahre.
Die gesamte Dauer der Vorstandsarbeit ist auf sechs Jahre begrenzt. Vom aktuellen Vorstand (Vorsteher Gottfried Honnefelder, Schatzmeister Jürgen Horbach, Viola Taube, Stephan Jaenicke, Thomas Gruß) könnte deshalb nur Thomas Gruß erneut kandidieren. Er ist jedoch seit November im Ruhestand.
