Buchhändler empören sich über Verschenkaktion

Bastei Lübbe kriegt Ärger

12. Januar 2016
von Börsenblatt
Dass Bastei Lübbe und Amazon vom 8. bis zum 14. Januar Dan Browns Bestseller "Illuminati" als E-Book verschenken, ärgert Buchhändler in Deutschland gewaltig. Der Kölner Verlag säge "wieder und wieder an einer über Jahrzehnte gewachsenen Partnerschaft, deren Belastbarkeit endlich ist", warnen die Vorsitzenden des Sortimenter-Ausschusses und des Arbeitskreises unabhängiger Sortimente AkS in einem offenen Brief. Auch die Initiative BuyLocal distanziert sich von der Förderpartnerschaft mit dem Verlag.

Um Dan Browns Thriller, der als E-Book regulär 8,49 Euro kostet, gratis zu erhalten, müssen Leser Amazons kostenlose Lese-App neu installieren. Dan Brown sei nicht zuletzt durch den Buchhandel zum Bestsellerautor geworden, so die Kritiker: "Nun mutiert er zum Instrument, um Kunden dauerhaft an Amazons geschlossene E-Book-Vertriebswelt zu binden", schreiben der Vorsitzende des Sortimenter-Ausschusses, Thomas Wrensch, und die Vorsitzenden des AkS-Sprecherkreises, Iris Hunscheid und Katrin Lutz, in einem offenen Brief. Bastei Lübbe säge "wieder und wieder an einer über Jahrzehnte gewachsenen Partnerschaft, deren Belastbarkeit endlich ist." Weiter plädieren sie dafür, weitere Aktionen "nicht ausschließlich zu Gunsten Amazons durchzuführen, sondern dem gesamten Buchhandel anzubieten."

Verlag in der "Rolle des Steigbügelhalters"

Auch die bundesweite Initiative BuyLocal distanziert sich von der seit 2012 bestehenden Förderpartnerschaft mit Bastei Lübbe und nennt als Grund "Differenzen aufgrund wiederkehrender Marketingaktivitäten des Verlages mit dem Onlineversender Amazon". BuyLocal beendet die Zusammenarbeit, weil "eine Partnerschaft von Industrieunternehmen, Herstellern und Großhandel mit BuyLocal ein eindeutiges Bekenntnis zum Fachhandel und ein dementsprechendes Agieren am Markt bedeutet". Durch die Verschenkaktion, bei der Leser ein Amazon-Konto einrichten müsse, bewerbe Amazon nicht nur seine App, sondern erreiche zudem die Erhöhung seiner Nutzerzahl. Dies stärke "in erster Linie die zunehmend monopolistische Struktur des Online-Riesen. Dem Verlag fällt dabei die Rolle des Steigbügelhalters zu."

Erste Stornierungen von Lübbe-Aufträgen

Auch einzelne Buchhändler ergriffen Sofortmaßnahmen, um ihrem Unmut über die Verschenkaktion Ausdruck zu Verleihen. RavensBuch in Ravensburg und Friedrichshafen etwa hat die Vertreterbesuche abgesagt und sämtliche Vormerkungen der Lübbe-Gruppe storniert, Titel der Verlagsgruppe bis hin zu "Greg" sind in die Regale gewandert und werden nicht mehr präsentiert. "Solange sich Bastei Lübbe nicht bewegt, werden wir die Umsätze durch Bücher anderer Verlage ersetzen, das geht gut", sagte Inhaber Michael Riethmüller.

Bastei Lübbe: "Hohe Sichtbarkeit führt zu hoher Nachfrage"

Klaus Kluge, Vorstand der Bastei Lübbe AG, entgegnet, die zeitlich stets eng begrenzten Aktionen seien "wesentlicher Bestandteil des Digitalen Marketing". Damit solle der Kreis der Leser erweitert und neue Leser an altbewährte Stoffe herangeführt werden. Zudem werde die Backlist aktiviert: "Hohe Sichtbarkeit − in diesem Fall auf der Startseite von Amazon − führt zu hoher Nachfrage." Pflicht des Verlags den Autoren gegenüber sei auch, sie bestmöglich am Markt zu platzieren − "und es ist unsere Aufgabe als Unternehmer, die gerade bei Top-Autoren substanziellen Vorschüsse so weit als möglich einzuspielen."

Kluge nimmt auch den Handel in die Pflicht: Realität sei inzwischen, dass der Handel immer schneller remittiere, um teure Ladenflächen rentabel zu halten. "Das fordert vom Verlag ein kreatives 'Durchdeklinieren' vorhandener Stoffrechte, will man Autor und Werk nicht verlieren." Am Ende entscheide der Kunde: "Die Chance auf gemeinsames Wachstum in einem stagnierenden Markt kann unseres Erachtens nur im Miteinander aller Handelspartner funktionieren. Mit jeweils individuellen Vermarktungskonzepten, die idealerweise aufeinander einzahlen." Wer durch die Amazon-Werbung den Erstzugriff auf das 2003 erschienenen "Illuminati"-Roman wage, "dürfte ein klassischer Neukunde sein, niemand also, der dem Buchhandel verloren ginge".