Buchjournal-Talk mit Nele Neuhaus

Koreaner lieben Taunus-Krimis

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Heimvorteil für eine Krimi-Queen: Nele Neuhaus stellte beim Buchjournal-Talk bei der Frankfurter Buchmesse ihren neuen Taunus-Krimi "Böser Wolf" vor. Rund 300 Zuschauer und Neuhaus-Fans sorgten für Staus in den Gängen rund um den Stand des Börsenvereins in Halle 4.0.

Andere Verlage dürften Ullstein um diese Autorin wohl schwer beneiden: Nicht nur, dass sich die Bücher von Nele Neuhaus verkaufen wie geschnitten Brot – ihr neuer Krimi "Böser Wolf" ging mit 250.000 Exemplaren an den Start –, die 45-Jährige ist auch eine Sympathieträgerin mit einer riesigen Fangemeinde – und eine absolut zuverlässige Schreiberin. Im Juni, so verriet Neuhaus im Buchjournal-Talk mit Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck, hätte sie für ihr neues Buch noch 60 Seiten zu schreiben gehabt. Was bei anderen Autoren zu Panikattacken in Lektorat und Vertrieb sorgen würde, versetzte bei Ullstein keinen Menschen in größere Besorgnis. Und so ist der sechste Fall des Ermittlerduos Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein wie seit Monaten geplant seit Anfang Oktober im Buchhandel zu haben.

"Bevor ich mich ans Schreiben mache, sind meine Bücher immer bis zu Ende gedacht und ich weiß ganz genau, wo es langgeht. Das eigentliche Schreiben ist dann für mich kein Problem, auch wenn ich am Schluss dann schon mal bis nachts bis drei Uhr am Computer sitze." Für die nötige Frischluftzufuhr sorgt Neuhaus' Hund, der Jack-Russell-Terrier Shelby, der wenigstens drei Mal am Tag Gassi geführt werden will.

So locker, sympathisch und unverkrampft plauderte Nele Neuhaus beim Buchjournal-Talk von ihrem Leben als Autorin, das vor Jahren freilich noch ganz anders ausgesehen hat. Die passionierte Reiterin und Pferdenärrin schrieb in der Freizeit ihre ersten Bücher, die sie nach mehreren Absagen von Verlagen kurzerhand selbst verlegte und in der Taunus-Region, wo sie bekannt ist wie ein bunter Hund, unter die Leute brachte. "Heute haben meine Leser sicher eine sehr große Erwartungshaltung an meine Bücher, doch der Druck für mich war damals trotzdem viel größer." Mit einer Sackkarre schob sie die Bücherpakete durch Fußgängerzonen, überzeugte Buchhändler, ihre Krimis anzubieten und veranstaltete auf eigene Faust Lesungen.

Heute gehört Nele Neuhaus zu den populärsten und bestverkauften deutschsprachigen Autoren, trotz des regionalen Aspekts ihrer Krimis, der für sie allerdings gar keine so große Rolle spielt. "Natürlich ist es für die Leser aus dem Main-Taunus-Kreis toll, wenn sie Schauplätze wiedererkennen, aber letztlich ist das für meine Krimis ziemlich egal." Der Erfolg gibt Nele Neuhaus' These Recht: Wochenlang standen Titel wie "Wer Wind sät" oder "Schneewittchen muss sterben" auf der Bestsellerliste ganz oben und sie finden auch international immer mehr Fans, wie sie stolz erzählte: "In Korea wurden inzwischen 160.000 Exemplare von 'Schneewittchen' verkauft.".

Ein Ende ihrer Erfolgsgeschichte ist nicht abzusehen - im Gegenteil: Kürzlich wurden die Verfilmungen von "Schneewittchen muss sterben" und "Eine unbeliebte Frau" beendet, die kommendes Jahr zur besten Sendezeit im ZDF laufen. "Am Anfang war ich schon schockiert, weil viele Dinge im Film doch ganz anders sind", verriet Nele Neuhaus im Gespräch mit Stefan Hauck. "Mittlerweile habe ich mich aber damit abgefunden, dass eine Verfilmung eben eine komplett anderes Medium ist und ich bin sehr gespannt auf die fertigen Filme." Die vielen Neuhaus-Fans sollten den Bildschirm allerdings keinen Moment aus den Augen lassen, denn die Autorin hat als Statistin sogar einen kleinen Auftritt. "Mehr als zwei Sekunden sind das aber wohl nicht – also gut aufpassen" – womit sie auf der Buchmesse dann auch noch die Lacher auf ihrer Seite hatte.