Buchtage Berlin: Bericht des Hauptgeschäftsführers

"2014 war ein Riesenerfolg"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Trotz Umsatzdelle sei das Jahr 2014 für die Buchbranche ein erfreuliches gewesen, führte Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis in seinem Jahresbericht aus. Auf politischer Ebene habe die Branche wichtige Ziele erreicht.

"Sigmar Gabriel hat bereits ein bisschen den Vorhang gelüftet, was die Arbeit betrifft, die wir zu tun haben", eröffnete Börsenverein-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis seinen politischen Jahresrück- und zugleich -ausblick. Der Vizekanzler hatte zuvor noch einmal der Branche sein Wort gegeben, bei TTIP werde die Preisbindung nicht verhandelt. "Natürlich glauben wir Sigmar Gabriel, aber mit der Buchpreisbindung geht es um eine Essenz unseres Geschäftsmodells. Wir zweifeln nicht am guten Willen − aber Sie alle kennen ja Verhandlungen, und für den Fall, dass die Preisbindung doch auf dem Verhandlungstisch landen sollte, wollen wir eine klare, schriftliche Aussage", forderte Skipis nicht zum ersten Mal. Umso erfreulicher sei, betonte Skipis, dass der Verband "kurz vor einem Durchbruch" stehe: Ein entsprechendes Schreiben von EU-Kommissarin Malmström sei ihm zugesagt worden. "Damit dürfte die Preisbindung für alle europäischen Länder, die die Buchpreisbindung eingeführt haben, gesichert sein", fasste Skipis zusammen.

Aufmerksamkeit für die Buchbranche

Trotz eines erneuten Minus' für den Buchhandel im Geschäftsjahr 2014 sei zumindest politisch "das Jahr 2014 ein Riesenerfolg" gewesen − so der Hauptgeschäftsführer. Er sieht den zweitgrößten Buchmarkt der Welt für die Zukunft "extrem gut aufgestellt". Die Buchbranche habe die Digitalisierung längst aktiv angenommen − "business as usual" sei das Motto. Die deutsche Buchbranche könne stolz sein und Vertrauen in ihre Innovationsfähigkeiten und unternehmerische Fähigkeiten zeigen.

"Noch nie war die Aufmerksamkeit für unsere Branche so groß. 2014 haben wir das Blatt gewendet − von einer Branche mit Totengräberstimmung zu einer Branche mit Zukunft", blickte Skipis zurück. Vieles habe sich getan. Ein Beleg dafür seien auch viele Gespräche mit dem Wirtschaftsministerium, das sich etwa für Start-Ups aus der Branche interessiere. Mehrere Gründe machte Skipis für den Imagewandel aus: Erstens habe der Börsenverein seine Außenkommunikation entsprechend gebündelt. Die gezielte Kommunikation über die Aktivitäten von Amazon sei ebenfalls wichtig gewesen: "Nicht um einen unliebsamen Konkurrenten loszuwerden", wie Skipis betonte, sondern weil das Geschäftsmodell von Jeff Bezos auf das Sterben der Buchbranche abziele. "Wir glauben, dass Verlage in diesem Spiel nur ein vorübergehender Partner sind. Sie merken, wie die Kandare gerade immer härter angezogen wird."

Der Verband kann auch zubeißen

Skipis zufolge seien die Leser glücklicherweise aufgeklärt: "Die Kunden kommen zurück." Entsprechend sei auch die Beschwerde beim Kartellamt gegen Amazon ein wichtiger Schritt gewesen - mit dem Resultat, dass inzwischen ein förmliches Untersuchungsverfahren der EU-Kommision gegen Amazon eingeleitet wurde. Das nächste Thema sei die Streamingplattform Audible: "Auch hier gibt es Anzeichen, dass erpresserische Verträge vorliegen nach dem Motto 'Friss oder stirb'", berichtete Skipis. Es habe zahlreiche Beschwerden von Mitgliedern gegenüber der 100-prozentigen Amazon-Tochter gegeben. Zu guter Letzt: Aus der Kommunikation mit Amazon habe der Verband gelernt, dass er "nicht hilf- und zahnlos sei, sondern zubeißen könne." Dass Wirtschaftsminister Gabriel ausdrücklich die Tolino-Allianz erwähnt habe, sei ein Beleg für den erfolgreichen Widerstand der Branche.

Skipis blickte ebenfalls auf den "furiosen Start" der Imagekampagne Vorsicht Buch! zurück und räumte ein, dass "die Mühen der Ebenen" zu einem Kurswechsel bewogen hätten. "Es war sehr schwer, Sie zu überzeugen, bei der Kampagne mitzumachen", so Skipis zum Auditorium. Die Tonalität der Kampagne − nach erfolgtem Wechsel der ausführenden Agentur − sei angepasst worden, vor allem mit Blick auf den Buchhandel. Inzwischen gebe es 70 Prozent Zustimmung für die Kampagne von Seiten der Mitglieder. "Wir können die Kampagne mit schmalerem Budget ohne Imageverlust weiterentwickeln", versprach Skipis. Auch die hohe Beteiligung am Stickeralbum sei ein Erfolg gewesen − zumal sich das Album aus eigenen Mitteln getragen habe.

"Wir haben ein extrem gutes Standing in der Politik", fasste Alexander Skipis die wichtige Aufgabe der Lobbyarbeit zusammen − nicht nur bei Kulturstaatsministerin Monika Grütters renne man offene Türen ein. "Monika Grütters hat Wort gehalten", sagte Skipis, der auf den Deutschen Buchhandlungspreis zu sprechen kam: verschiedene Auszeichnungen mit einem Budget von 1 Million Euro seien ausgeschrieben worden − mehr als 600 Bewerbungen aus dem Buchhandel habe es nun gegeben. Der Preis sei nicht bloß eine Anerkennung, dass der Buchhandel "nicht irgendeine Branche" sei − Skipis stellte in Aussicht, dass die Preissumme von 1 Million Euro womöglich in den kommenden Jahren steigen könnte.

Zähe Verhandlungen

Im Koalitionsvertrag seien die wesentlichen Forderungen des Verbands enthalten, fasste der Hauptgeschäftsführer knapp zusammen: Der Mehrwertsteuersatz für Hörbücher sei gesenkt worden, eine entsprechende Änderung für E-Books sei "auf gutem Weg". Die Preisbindung wurde EU-weit auf den Weg gebracht: "Eine klarstellende Regelung, dass auch E-Books preisgebunden sind" und auch die angedachte Regelung für den grenzübergreifenden Verkehr, die in der geplanten Gesetzesnovelle zur Preisbindung enthalten ist, sei äußerst begrüßenswert.

Dennoch, stellte Skipis klar: "Die Interessensvertretung des Verbands wird künftig auch immer stärker in Brüssel notwendig" − etwa was das Thema Datenschutz angehe. "Wir müssen sehen, wie wir in Verhandlungen zur Wissenschaftsschranke vorankommen", formulierte Skipis ein wichtiges Anliegen des Börsenvereins. Hier erwartet der Verband "zähe Verhandlungen" − aber "man komme voran", so der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. "Die Börsenvereinsgruppe habe nur ein Ziel: "Sie zu unterstützen und in Ihrem Geschäft voranzubringen."