Buchtage Berlin: Finanzen des Börsenvereins

Wirtschaften mit sinkenden Einnahmen

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Hauptversammlung des Börsenvereins hat heute den Jahresabschluss 2014 genehmigt und das Budget für 2016 verabschiedet. Schatzmeister Matthias Heinrich führte die Mitglieder durch den Zahlendschungel.

Heinrich unterstrich, dass alle im Verband gemeinsame Ziele haben, wenngleich die Mitglieder unterschiedliche Interessen verfolgen würden. Gerade in Zeiten, in den gespart werden müsse, komme es zu Verteilungskämpfen an den Töpfen. Der Schatzmeister riet, sich nicht mit anderen zu vergleichen, sondern sich stattdessen lieber der positiven Psychologie zu bedienen, in der nicht die ständigen Vergleiche mit anderen, sondern die eigenen Maßstäbe eine ganz wichtige Rolle spielten. Das Wirtschaften mit sinkenden Einnahmen bezeichnete Heinrich als „Herausforderung, die schaffbar ist“.

Auszüge aus den Zahlen des Börsenvereins:

Das Jahr 2014

  • Mitglieder: Über elf Jahre hat der Börsenverein 1.409 Mitglieder verloren (21,5 Prozent) und 1,223 Mio Euro weniger Jahresbeiträge eingenommen (20,6 Prozent). Die Zahlen sinken von Jahr zu Jahr weiter.
  • Die Beitragseinnahmen beliefen sich 2014 auf 5,16 Millionen Euro.
  • Das ordentliche Ergebnis betrug 2014 57.000 Euro. Belastet wurde das Ergebnis unter anderem durch zusätzlichen Zinsaufwand für Pensionsrückstellungen, die mit fast 100.000 Euro zu Buche geschlagen haben. Positiv hat sich Heinrich zufolge das gute Anzeigengeschäft des Börsenblatts und damit ein deutlich über Plan liegender Lizenzerlös ausgewirkt.
  • Der Jahresüberschuss betrug 934.000 Euro.
  • Beim Blick auf Erträge, Aufwand und Ergebnis der Jahre 2009 bis 2015 zeigt sich, dass die Erträge kontinuierlich nach unten gehen, das Ergebnis bewegt sich um 0, was ja auch der Sinn bei einem Verein sei, sagte Heinrich.
  • Die liquiden Mittel der Börsenvereinsgruppe per 31.12.14 betrugen 12,337 Millionen Euro. 

Forecast 2015

Erwartet wird ein Jahresüberschuss von 19.000 Euro, im Budget avisiert waren 51.000 Euro.

Budget 2016

  • Die Einnahmen gehen zurück von 8,351 Millionen Euro (Forecast 2015) auf 8,096 Millionen Euro.
  • Das Problem mit den Pensionsrückstellungen bleibt bestehen.
  • Die Buchtage werden 2016 in Leipzig im Haus des Buches abgehalten. Es fällt keine Miete an, die Veranstaltung wird kostengünstiger.
  • Die Ausgaben werden bei 8,257 Millionen Euro liegen im Vergleich zu 8,532 Millionen Euro (Forecast 2015).
  • Der Jahresfehlbetrag liegt bei 76.000 Euro. Dieser setzt sich zusammen aus dem regulären Ergebnis des Börsenvereins in Höhe von 39.000 Euro sowie dem geplanten Aufwand für die Buchmarketingkampagne in Höhe von 115.000 Euro.

Die Einsparungen im Budget seien „durch appetitliche und unappetitliche Diskussionen erreicht worden“, betonte Heinrich. Das geschnürte Sparpaket sei noch nicht ganz durch. Geprüft werde derzeit insbesondere das weitere Engagement bei der Stiftung Buchkunst.

Der Börsenverein habe mit dem vorgelegten Budget den „Gürtel enger geschnallt, ohne jedoch die Leistungsangebote massiv einzuschränken oder zu reduzieren“. Die vorgelegten Zahlen seien „auf Kante genäht“, in der Summe sei dennoch wegen der Pensionszusagen keine schwarze Null möglich. „Dies ist jedoch kein Schicksal, sondern ein Schaffsal.“

Verleger Wulf D. v. Lucius, Vorstandsmitglied bei der Stiftung Buchkunst, appellierte bei der an den Finanzbericht anschließenden Aussprache an den Börsenverein: „Die Unterstützung der Stiftung Buchkunst ist eine verbandspolitisch wichtige Aufgabe. Das Buch als Objekt muss eine wichtige Rolle in der Branche spielen. Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, stellte in Aussicht, die monetären Leistungen durch Sachleistungen zu kompensieren, so dass es weiterhin ein Engagement des Börsenvereins geben könnte.