Buchtage Berlin: Verleger-Ausschuss

Vorstand wurde bestätigt

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Zentrales Thema der Fachgruppenversammlung Verlage der Buchtage 2015 waren die Wahlen des Verleger-Ausschusses. Dabei kam es zu keinen Überraschungen: Der alte Vorstand ist der neue, zwei der elf Mitglieder des Verleger-Ausschusses sind weiblich.

15 Kandidaten hatten sich vorab zur Wahl aufgestellt, elf Plätze waren für die Periode von 2015 bis 2018 zu vergeben. 109 Stimmen wurden abgegeben, zehn davon per Briefwahl, alle von ihnen waren gültig. Auf drei Jahre gewählt wurden:

  • Andreas Auth, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt (59 Stimmen)
  • Armin Gmeiner, Gmeiner Verlag, Meßkirch (63 Stimmen)
  • Jürgen Hogrefe, Hogrefe Verlag, Göttingen (71 Stimmen)
  • Joachim Kaufmann, Carlsen Verlag, Hamburg (74 Stimmen)
  • Jo Lendle, Hanser Verlag, München (71 Stimmen)
  • Anna Metzner, Verlag für Standesamtswesen, Frankfurt/Berlin (55 Stimmen)
  • Dr. Frank Sambeth, Random House, München (67 Stimmen)
  • Christan Schumacher-Gebler, Bonnier Media Deutschland, München (54 Stimmen)

Bestätigt wurde der Vorstand des VA:
Matthias Ulmer (Vorsitzender), Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart (65 Stimmen)
Dr. Nadja Kneissler (stellv. Vorsitzende), Delius Klasing Verlag, Bielefeld (85 Stimmen)
Peter Kraus vom Cleff (stellv. Vorsitzender), Rowohlt Verlag, Hamburg (102 Stimmen)

Ausgeschiedene Miglieder:
Dr. h.c. Albrecht Hauff, Thieme Verlagsgruppe, Stuttgart
Markus Klose, Hoffmann und Campe, Hamburg
Urban Meister, Cornelsen Verlagsholding, Berlin
Thomas Carl Schwoerer, Campus Verlag, Frankfurt
Ulrich Störiko-Blume, Hanser Verlag, München
Dr. h.c. Karl-Peter Winters, Winters Legal, Köln

Aufgrund der Wahlen wurden auf der Versammlung nur die aktuellen Themen im Verleger-Ausschuss, nicht aber die gesamte dreijährige Arbeit verhandelt. "Viele Projekte zu Beginn der Amtsperiode waren nicht dieselben wie am Ende", erläuterte Vorsitzender Matthias Ulmer. Einen ausführlichen Bericht zur Tätigkeit des Verleger-Ausschusses gibt es in der Geschäftsstelle des Verleger-Ausschusses.

Sicher eines der wichtigsten aktuellen Themen für das Gremium ist es, das "Urheberrecht auf neue Schienen zu stellen", so Ulmer - eine Herkulesaufgabe, wie auch Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang (mit Verweis auf die einschlägigen Rundmails der Rechtsabteilung referierte). Derzeit arbeitet der im Amt bestätigte Vorstand an einem aktuellen Positionspapier, dass auch die Lobbyarbeit des Verbands transparenter machen soll. Vom "dritten Korb" bis zu den Aktivitäten in Brüssel, das Thema zieht sich vom Übersetzerstreit bis hin zur europäischen Binnenpolitik.

Dauerthema bleibt der Konflikt mit den öffentlichen Bibliotheken: erklärtes Ziel des Gremiums ist es, bei der E-Leihe Schrankenregelungen zu vermeiden und Lizensierungsmodelle durchzusetzen. Bereits Mitte des Jahres dürfte aufgrund der abgeflachten Absatzkurve die Zahl der entliehenen E-Books die der verkauften digitalen Bücher überholt haben, rechnete der Vorstand vor.
Erfolge konnte der Verband nach eigenen Angaben im Kampf gegen Piraterie erzielen, in den Jahren 2013 und 2014 war die GVU von Verlagen auf freiwilliger Basis unterstützt worden, Erfolge wurden gegen große Tauschbörsen erzielt. Die MVB wurde, da auch Sortimenter von der Piraterie betroffen sind, als Kooperationspartner gewonnen.
Referiert wurde die geplante Urheberrechtsnovelle, die zum Welttag des Buches vom Bundeswirtschaftsministerium vorgestellt worden war. Der Entwurf sieht (wie von boersenblatt.net berichtet) auch vor, den grenzübergreifenden Verkehr von E-Books unter das Preisbindungsgesetz zu stellen und Ausnahmen nur bei Flatrate- und Streaming-Modellen zuzulassen. Hörbücher und Kalender dürften bei der geplanten Mehrwertsteuerregelung, die E-Books gedruckten Büchern gleich stellen will, trotz gegenteiliger Bemühungen des Verbands bei der Gesetzesnovelle außen vor bleiben.

Kontroverse Themen der Diskussion waren die Strukturreform des Verbands und die Budgetsituation, die zu Einschnitten führen dürfte: Gegenteilige Meinungen waren etwa zu hören, als es um die Zuschüsse für den Wettbewerb der Stiftung Buchkunst (Die schönsten Bücher) ging, die auf der Kippe stehen könnte. Peinlich, so die Gegenrede aus dem Gremium, wenn der Börsenverein hier seinen Anteil verweigern würde, während die anderen Stifter zahlen und der Meistbegünstigte sich seiner Pflicht entzieht.

Weitere Empfehlungen des Ausschusses sind weitere Budgetkürzungen und das Gewinnen neuer Mitglieder aus dem Bereich der Contentproduktion.
Strittig war auch die Rolle der Fachverlage im Börsenverein. Ein Thema, das eng verwoben ist mit der Frage, ob und wie die geplante Strukturreform des Verbands von den Mitgliedern verabschiedet wird. Für die brach der VA-Vorstand eine Lanze, räumte aber ein, dass man eine Reform in Teilschritten vor allem aus Kostengründen als "suboptimalen Zwischenschritt" (Kraus vom Cleff) ansehe. Während die Verleger bei der Reform auf das Gaspedal treten möchten, gab es dennoch Verständnis für das Sortiment, dem das "Heimatgefühl" im Verband wichtiger sei als das Thema Innovationen. "Wir sind ein Verband verschiedener Geschwindigkeiten", resümierte Matthias Ulmer. Der Vorstand empfahl den Mitgliedern, ihr "Ja" für die Strukturreform zu geben.