Buchtipp

Wirtschaftswunderbilderbuch

7. Mai 2009
von Börsenblatt
Kann man in der Wirtschaftskrise einen Bildband zum Wirtschaftswunder verkaufen? Das geht ganz sicher ganz einfach, wenn man den Kunden blättern lässt: Im Bildband mit Josef Heinrich Darchingers Fotos aus den Jahren 1952 bis 1967 - dem »Wirtschaftswunder«. Die meisten Menschen werden zuhause höchstens eine überschaubare Zahl von Familienfotos aus jener Zeit besitzen, schwarzweiß, unscharf, mit unbekannten Tanten.

Aber hier hat der Fotojournalist Josef Heinrich Darchinger seine Zeit in Fotos eingefangen, die auf faszinierend klare und deutliche Weise das Ausmaß der Zerstörung in der Nachkriegszeit zeigen, aber auch die Farbigkeit dieser Welt.

Da stehen 1956 drei Mädchen in rotgemusterten Kleidchen, in die Sonne blinzelnd neben üppig sprießendem Unkraut vor einer grauen Kölner Ruine. Wäsche, aufgehängt vor den halbzugemauerten Löchern, weist auf Bewohner hin.

1955 in einem Laden: Der Verkäufer bietet Eier an – und Apfelsinen. Mit dem gereimten Verkaufsmotto »Wer einmal meine Ware nahm, als treuer Kunde wiederkam« könnte er den mit »Geiz ist geil« aufgeputschten heutigen Konsumenten nicht mehr überzeugen. Rührend ist es doch. 

Mit den Fotos vom langsam aufkommenden Wohlstand, von der Teilung Deutschlands, aus Politik und Alltagswelt blättert man sich durch diese Jahre, erstaunt, dass diese Fotos klarer als jede Erinnerung sind. 

Josef Heinrich Darchinger: »Wirtschaftswunder. Deutschland nach dem Krieg 1952 - 1967«. Fotos: Josef Heinrich Darchinger, Text Klaus Honnef, Herausgeber: Frank Darchinger.  Taschen, Köln 2008. 288 Seiten, 29,99 Euro

Die Collector’s Edition für 400 Euro ist weltweit auf 1.000 Exemplare limitiert, nummeriert und von J.H.Darchinger signiert. Dem Band liegt die signierte Originalfotografie Berlin, Reichstag, 1958 im Format 30 x 35.5 cm bei.

pg