Buchverkäufe im ersten Halbjahr 2015

Der Standort entscheidet

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Juni-Aufwind hin oder her: Nach den ersten sechs Monaten liegt der Buchhandel laut Branchen-Monitor Buch im Minus. Es gibt aber auch Ausnahmen von der Regel. Wie das erste Halbjahr 2015 im Einzelfall gelaufen ist: Antworten von Buchhändlerinnen und Buchhändlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Sabine Schlag, Buchhandlung am Obertor in Radolfzell: "Bei mir ist das erste Halbjahr etwas besser gelaufen als 2014. Dass ich die Buchhandlung vor einem Jahr im März übernommen habe, wird von den Kunden gut aufgenommen. Einzelne Bereiche kann ich in ihrer Entwicklung noch nicht ganz genau beurteilen. Aber Titel wie 'Altes Land' oder Autoren wie Robert Seethaler und T. C. Boyle sind bei uns in Radolfzell wirklich sehr gut gelaufen."

Annaluise Erler, Buchhandlung Findus in Tharandt: "Ich kann über das erste Halbjahr nicht klagen. Die gute und stabile Geschäftsentwicklung hat sich fortgesetzt – ich gehe mit einem guten Gefühl ins zweite Halbjahr. Gut gelaufen sind bei uns die Bereiche Belletristik, Kinderbuch und Bestimmungsbücher."

Hermann Figge, Albatros Buchhandlung in Bremen: "Im Vergleich zu 2014 lief das erste Halbjahr schlechter. Die Kundenfrequenz ist zurückgegangen, was am Standort liegt: Die Verkehrsströme haben sich verändert,  außerdem gibt es Leerstände. Weniger verkauft haben wir das zeitgeschichtliche Sachbuch, während Belletristik-Hardcover stabil blieben. Die Aussichten für das zweite Halbjahr sind insgesamt eher verhalten."

Georg Stephanus, Buchhandlung Stephanus in Trier: "Wir hatten ein sehr schlechtes erstes Halbjahr 2015. Die Kundenfrequenz ist bei uns in der Buchhandlung um 16 Prozent zurück­gegangen – und auch der Umsatzrückgang war zweistellig. Das Problem ist die Innenstadtlage, wo die gesamte Kundenfrequenz rückläufig ist. Wir selbst haben nichts schlechter gemacht als im Vorjahr."

Roswitha Buth-Heinemann, Bücher Weyer in Köln: "Bis auf den Mai ist das erste Halbjahr gut gewesen. Wir verzeichnen ein kleines Plus und hoffen, dass es im zweiten Halbjahr weiter aufwärts geht. Die Kunden kommen ganz bewusst zu uns, schätzen unsere Buchtipps, bestellen auch mehr über unsere Homepage und holen dann die Bücher ab. Zuwächse gab es vor allem beim Kinderbuch und bei den Krimis, aber auch bei Reiseführern und Ratgebern."

Helmut Zechner, Buchhandlung Heyn in ­Klagenfurt, Österreich: "Wir konnten im ersten Halbjahr ein Plus von etwa 2,5 Prozent verzeichnen. Etwas zurück­gegangen ist der Umsatz mit E-Books, die bei uns aber ohnehin nur eine marginale Größe darstellen. Für das zweite Halbjahr rechne ich aufgrund der guten Titel mit einem weiteren Zuwachs – in der Größenordnung von drei bis vier Prozent."

Jörg Duss, Hirschmatt Buchhandlung in Luzern, Schweiz: "Die vergangenen sechs Monate sind nicht ganz so gut gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Gründe dafür liegen in den Kursdifferenzen zwischen Euro und Franken und in der aktuellen Kaufzurückhaltung in der Schweiz. Auch unsere treuen Bibliotheken verfügen über geringere Etats. Der Ausblick fällt verhalten optimistisch aus. Der Juli war ein guter Monat und wir haben starke Programme bei der Belletristik."

Umfrage: Stephan Eppinger

Daten aus dem Branchen-Monitor Buch für das erste Halbjahr 2015 (Archivmeldung):  Buchumsätze auf Achterbahnfahrt