Bücher und Kalender zum Thema Fasten

Weniger Ballast, mehr Balance

31. Januar 2017
von Börsenblatt
Fasten passt wieder zum Zeitgeist. Die einen möchten den Körper entschlacken und Pfunde verlieren, andere aus dem Hamsterrad ausbrechen und spirituelle Erfahrungen machen. Bücher und Kalender zum Trendthema.

Die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern nehmen viele Menschen zum Anlass, um auf Süßigkeiten, Zigaretten oder Alkohol zu verzichten. Fasten muss aber nicht zwingend eine körperliche Angelegenheit sein: Man kann auch mit dem Kopf fas­ten! Indem man eingefahrene Gewohnheiten aufgibt oder seinen Mitmenschen genauer zuhört. So wird aus den sieben Fastenwochen eine Phase der Neuorientierung.

Seit mehr als 30 Jahren lädt die evangelische Kirche in der Fas­tenzeit zu solchen Denkanstößen ein. In diesem Jahr steht ihre Aktion unter dem Motto "Augenblick mal! Sieben Wochen ohne Sofort" (Edition Chrismon, 100 S., Tageswandkalender: 10,90 Euro, Tischkalender: 8,90 Euro). Sieben Fotografen haben sich mit dem alltäglichen Erledigungsdruck künstlerisch auseinandergesetzt: von "Nicht sofort drankommen" über "Nicht sofort lospoltern" bis zu "Nicht sofort aufgeben". Zu jedem Thema gibt es eine Bibelstelle mit einer Auslegung des Schweizer Theologen Fulbert Steffensky und mit zahlreichen inspirierenden Zitaten. Die Vorfreude sorgt dafür, dass man noch vorm Frühstück das nächste Blatt aufschlägt.

Halb so groß im Format, aber nicht weniger schön und wohltuend ist der Tageswandkalender "Sieben Wochen hier und jetzt. Der Fastenzeitkalender aus dem Kloster" (Vier-Türme-Verlag, 98 S., 12,99 Euro). Die Autoren sind – wie Anselm Grün und Mauritius Wilde – Mönche aus dem Kloster Münsterschwarzach. Ihrer Überzeugung nach mobilisiert Verzicht neue Kräfte. Er hilft dabei, Ballast abzuwerfen und sich dem Augenblick hinzugeben. Die kurzen Texte halten dazu auch manchen konkreten Vorschlag bereit.

Ein Fest der Sinne ist der Tageswand­kalender "Sieben Sinne für das Leben. Mein Fastenzeitbegleiter" (Patmos, 96 S., 12,99 Euro). Die Botschaft: Wenn der Mensch bewusst sieht, hört, fühlt oder riecht, dann erdet ihn das – während er gleichzeitig ein Stück vom Himmel ­berührt. Autorin Regina Groot Bramel bezieht auch das Tanzen und die Intuition in ein sinnorientiertes Leben mit ein.

In Buchform kommt der Kalender "Es werde Licht! 7 Wochen auf den Spuren des Schöpfers" daher (Neukirchener Aussaat, 116 S., 8,99 Euro). Dorothee Dziewas regt dazu an, in den Fasten­wochen kreativ zu werden und neue Wege einzuschlagen. Dazu gibt sie Tipps, vom Erleben der Natur über das Ausprobieren neuer Rezepte bis zum Aufspüren schlummernder Talente.

Die Heilpädagogin Hildegard Strickerschmidt leitet seit vielen Jahren Fastenkurse – und ist eine Kennerin der Werke Hildegard von Bingens. Ihr Kalender "Fasten mit der heiligen Hildegard. 40 Impulse für Leib & Seele" (St. Benno, 80 S., 12,95 Euro) stellt die Methode der gelehrten Ordensfrau aus dem 12. Jahrhundert auf sehr ansprechende Weise in Wort und Bild vor. Für Hildegard von Bingen war das Fasten der Königsweg, um Körper und Geist von Krankmachendem zu befreien. Dabei komme es auf das richtige Maß an. Gar nichts zu essen oder zu trinken, ist nicht in ihrem Sinn. Fenchel und Dinkel, Muskat und Zimt spielen auf dem von Strickerschmidt empfohlenen Speiseplan eine wichtige Rolle; zudem rät sie während der Fastenkur zu warmen Getränken und zu einer halben Stunde Mittagsruhe – mit Leberwickel.

Wighard Strehlow befasst sich ebenfalls mit der Mystikerin, die vor fünf Jahren heilig­gesprochen und zur Kirchenlehrerin ernannt wurde. Der Heilpraktiker gilt als Experte der Hildegard-Heilkunde. Sein neues Buch "Der Hildegard Fasten­begleiter. Wie die Seele gesundet und der Körper heilt" (Knaur MensSana, 205 S., 14,99 Euro) geht von den 35 Lebenskräften aus, die nach Hildegard von Bingen Grundlage der Selbstheilung sind – etwa Geduld, Güte, Seelenstärke und Lebensfreude. Ihnen werden jeweils die zerstörerischen Einflüsse wie Zorn, Bosheit, Seelenlosigkeit oder Traurigkeit gegenübergestellt, von denen es sich zu lösen gelte.

Auch ohne religiösen Ansatz kann man fasten und Kurs in Richtung Leichtigkeit und Vitalität nehmen. Für Einsteiger eignet sich der Klassiker "Wie neugeboren durch Fasten" (GU, 127 S., 12,99 Euro): Hellmut Lützner leitet an, wie man eine Woche ohne feste Nahrung übersteht und trotzdem kein Hungergefühl ent­wickelt. In den vergangenen 40 Jahren hat sich das Buch mehr als 2,5 Millionen Mal verkauft – ein echter Dauerseller.

Etwas ausführlicher angelegt ist der Ratgeber "Fasten. Der praktische ­Begleiter für Ihre Fastenwoche" (GU, 192 S., 15 Euro), der zusätzlich mit wunderschönen Fotos punktet. Die Autoren Ulrike Borovnyak und Eduard Pesina erklären, worauf man jeden Tag achten sollte, und geben Impulse für die Fastenkur – von Verwöhneinheiten für alle Sinne bis hin zu Meditationen.

Dass Fasten kinderleicht ist, glücklich macht und sich für jedermann eignet, davon ist Bestsellerautor Ruediger Dahlke überzeugt. Der Arzt und Psycho­therapeut hat die ganzheitliche Psychosomatik von "Krankheit als Weg" bis "Krankheit als Symbol" entwickelt und beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Thema Fasten. Im Frühjahr sind von ihm gleich zwei Titel erschienen: "Jetzt einfach fasten. 10 Kurzprogramme für Dich, für sofort & fürs ganze Jahr" (ZS, 128 S., 12,99 Euro) präsentiert Formen des Kurzzeitfastens wie die Frischwasser-Trinkkur, Intervallfasten und die Grüne-Smoothies-Kur und zeigt mit Rezepten der leidenschaftlichen Köchin Dorothea Neumayr, dass Fasten durchaus schmackhaft sein kann. Dahlke empfindet Fasten als "bereichernde Lebenstechnik" und rät, die positiven Wirkungen in Kombination mit Wandern noch stärker zum Tragen zu bringen.

Sein Praxisbuch "Fasten-Wandern. Der nachhaltige Weg zu Gesundheit, Fitness und sich selbst" (Knaur MensSana, 240 S., 19,99 Euro) ist das erste zu diesem neuen Trend. Beim Fasten-Wandern wird Fettgewebe ab- und Muskelgewebe aufgebaut, 800 Kalorien am Tag in Form von Gemüsesuppen sind erlaubt. Der Kontakt mit Landschaft, Himmel, Flora und Fauna übe auf die vom Fasten geschärften Sinne eine ideale Wirkung aus und schaffe Raum für Heilung, so der Autor.

Wer Yoga macht, dem sei dagegen "Fasten-Yoga. Die perfekte Kombi für eine neue Leichtigkeit" empfohlen (Franz Seraph Moesl und Monika Murphy-Witt, GU, 144 S., 14,99 Euro). Doch ganz gleich, nach welcher Methode man fastet: Am Ende fühlt sich jeder frisch, bereichert und wie neugeboren.