Deutscher Hörbuchpreis

Akustische Höhepunkte

9. März 2016
von Börsenblatt
Zum 14. Mal wurden gestern Abend im WDR-Funkhaus in Köln die besten Hörbücher des Vorjahres ausgezeichnet. Die Verleihung des Deutschen Hörbuchpreises ist zugleich der feierliche Auftakt der Lit.Cologne. 

Schon bevor es auf die große Bühne ging, gab es eine Ehrung für die Verleger im Kleinen Sendesaal. Unter dem Blitzlichtgewitter zahlreicher Pressefotografen erhielten Verleger und Regisseure ihre Trophäen - in diesem Jahr ein neues Modell, weitestgehend aus Holz -, wobei Interpreten und Co. ihren Preis wieder abliefern mussten, um ihn auf der Bühne erneut überreicht zu bekommen. Highlight der Vorfeier: Die Würdigung von Heikedine Körting, die seit 1969 für Europa etwa 3.000 Hörspiele geschrieben und produziert hat. Die "Königin des Hörspiels", so Wolfgang Schmitz, Vorstandsvorsitzender des Vereins Deutscher Hörbuchpreis, sei ungefähr das "vierte Fragezeichen".

Der Star des Abends war der Schauspieler Lars Eidinger, der für seine Lesung von "Der Planet Trillaphon im Verhältnis zur Üblen Sache" von David Foster Wallace (tacheles!/Roof Music) als bester Interpret ausgezeichnet wurde. Natürlich wollte Moderator Götz Alsmann von Eidinger wissen, warum er mit seinem ersten Hörbuch so lange gezögert habe. Er verlese sich ständig, so Eidinger, er fühle sich sicherer, wenn er einen Text auswendig könne. Wie schön, dass Roof Music-Verlegerin Kristine Meierling ihm die Angst nehmen konnte. Der Autor der Buchvorlage, David Foster Wallace, litt zeitlebens an Depressionen. In der nun ausgezeichneten frühen Erzählung gibt Foster Wallace als junger Mann Einblicke in das Wesen dieser Krankheit. "Eine diffuse Traurigkeit", so Eidinger, überfalle auch ihn häufig. Mit einer Krankheit wie der Depression wollte Eidinger seine Befindlichkeit aber nicht verwechselt wissen.

Auch die Beste Interpretin kommt in diesem Jahr aus dem Hause tacheles!/Roof Music - was zeigen dürfte, dass Verlagsproporz bei der Jury des Deutschen Hörbuchpreises keine Rolle spielt. Sophie Rois, ausgezeichnet für ihre Interpretation von "Baba Dunjas letzte Liebe" von Alina Bronsky, war allerdings nur im Einspieler zu erleben.

Der Sonderpreis ging an Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich, die seit 1979 (!) "Die drei ???" lesen. Wie aus den drei 14-jährigen Jungs Wortakrobaten wurden, die als Schauspieler, Label-Betreiber, Synchronsprecher und in vielen weiteren Professionen ihre Liebe zum Sprechen und zum Hörbuch ausdrücken, wurde in Filmausschnitten eindrucksvoll dokumentiert.

Erst kurz vor der Verleihung wurde der Publikumspreis HörKules bekannt gegeben: Gewonnen hat "Passagier 23" von Sebastian Fitzek (Audible / Lübbe Audio).

Ein "ermutigendes Signal" nicht nur für den Musiker Götz Alsmann ist, dass gleich zwei Hörspiele ausgezeichnet wurden, für die eigens Orchestermusik komponiert wurde: "Wir" von Jewgenij Samjatin (Der Audio Verlag / SWR) und das WDR-Hörspiel "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende.

Im vergangenen Jahr war Roger Willemsen für seine Parlamentsreportage "Das hohe Haus" mit dem Preis Das besondere Hörbuch ausgezeichnet worden. Im Großen Sendesaal des WDR wurde gestern Abend des großen Kulturjournalisten, Literaten, Moderator gedacht, der auch Ideengeber der Lit.Cologne war.  

Insgesamt wurden bei der Gala zusammen mit dem Preis der hr2-Hörbuchbestenliste und dem HörKules mehr als 20 Preise überreicht, es gab Leseproben live und als Aufzeichnung zu hören und Grußadressen, für "Die drei ???" von der Band Jupiter Jones". Manchmal hätte man sich einen Moment mehr Zeit für die Gespräche mit den Preisträgern gewünscht. Doch ein paar Takte mehr Zeit wurden der musikalischen Begleitung spendiert. Für den musikalisch fröhlichen Rahmen sorgten Mike Herting und Maryam Akhondy & Banu, am Ende - und auch um den Startschuss für die Lit.Cologne zu geben - sang Götz Alsmann mit viel Esprit noch den Filmklassiker "Schlag nach bei Shakespeare".

Die Aufzeichnung der Preisverleihung wird am 10. März ab 23.25 Uhr im WDR Fernsehen gesendet.