Deutscher Krimi Preis 2016

Erste Plätze für Friedrich Ani und Richard Price

20. Januar 2016
von Börsenblatt
Die Gewinner des Deutschen Krimi Preises 2016 stehen fest: Friedrich Ani, Merle Kröger, Zoë Beck in der Kategorie "National" und Richard Price, Fred Vargas, Sara Gran in der Kategorie "International". Das teilte das Bochumer Krimi Archiv mit, das den undotierten Preis auslobt.

Der Deutsche Krimi Preis wird in diesem Jahr zum 32. Mal vergeben, heißt es weiter in der Mitteilung. Mit dem Preis werden seit 1985 jährlich Autorinnen & Autoren gewürdigt, die literarisch gekonnt und inhaltlich originell dem Genre neue Impulse geben. Unter der organisatorischen Leitung des Bochumer Krimi Archivs habe die Jury − der führende Krimi-Kritiker und Krimi-Buchhandlungen angehören − die Neuerscheinungen des Jahres 2015 kritisch und unabhängig geprüft. Die Auszeichnung wird in den Kategorien National und International vergeben.

Der Deutsche Krimi Preis 2016 geht an:

National:

1. Platz: Friedrich Ani: "Der namenlose Tag" (Suhrkamp). Juror Volker Albers sagt: "'Der namenlose Tag' erzählt eine Geschichte, in der das Schweigen zur großen Schuld wird, zur seelischen Last, die eines Tages ganz unerwartet nicht mehr zu tragen, zu ertragen ist. Ein Kriminalroman großen Formats."

2. Platz: Merle Kröger: "Havarie" (Argument). Jurorin Kirsten Reimers sagt: "'Havarie' von Merle Kröger ist ein vielschichtiger Roman. Über die Begegnung der Schiffe hat die Autorin ebenfalls einen Film gedreht, der unter dem gleichen Titel 2016 erscheinen wird. Die Filmidee hat Spuren im Buch hinterlassen: knappe Kapitel, klare Schnitte, kurze Passagen wie aus einem Drehbuch – die reine Erzählform wird aufgebrochen. (...) ein facettenreicher, kluger, mutiger und komplexer Roman." 

3. Platz: Zoë Beck: "Schwarzblende" (Heyne). Juror Andreas Ammer sagt: "Aktuell, aber nicht moralisch, und bemerkenswert undeutsch. Das beginnt schon damit, dass die Deutsche Zoë Beck Krimis schreibt, die in England und nicht in deutschen Provinzen spielen. Dort versteckt sich Zoë Beck nicht wohlfeil in wohligen Landhäusern, sondern wagt sich hinaus in die quirlig chaotische Großstadt London. Ein großstädtischer Krimi aus heimatlichen Landen, allein das schon ein Wunder."

International:

1. Platz: Richard Price: "Die Unantastbaren" (S. Fischer). Juror Ulrich Noller sagt: "Ein meisterhaft inszenierter, dramatisierter und geschriebenen Polizeiroman. (...) Dieser Roman hat  eine ungeheure Dynamik, grandios, wie Tempo und Dynamik synchron zum Rhythmus der nächtlichen Metropole anziehen, nachlassen, wieder anziehen. Herausragend: Die Dialoge, denen man anmerkt, dass Richard Price nicht nur literarisch schreibt, sondern auch für Film und Fernsehen."

2. Platz: Fred Vargas: "Das barmherzige Fallbeil" (Limes). Jurorin Sylvia Staude sagt: "Fred Vargas ist eine so singuläre Krimiautorin, wie ihr Jean-Baptiste Adamsberg ein seltsamer Ermittler ist. (...). Sie knüpft die größten Unwahrscheinlichkeiten, die wildesten Geschichten zusammen. Sie formuliert das so charmant, ja zauberhaft, dass man ihr als Leser gleichsam aus der Hand frisst."

3. Platz: Sara Gran: "Dope" (Droemer). Juror Thomas Wörtche sagt: "Den anscheinend naiven Plot der Spillane und Co. persifliert Sara Gran sarkastisch, in dem sie ihn letztendlich ins Bitterböse dreht. Das ist alles clever, sehr bösartig, witzig und gleichzeitig sehr tragisch-gut gemacht. Virtuos und mit einer salzsäureklaren Haltung zur Welt und zu der Literatur, mit der eine solche Welt konstituiert wird. Groß!"

Der Deutsche Krimi Preis ist nicht dotiert. Eine öffentliche Preisverleihung findet auch in diesem Jahr nicht statt, so das Bochumer Krimi Archiv. 

Der Jury gehören an: Volker Albers (Hamburger Abendblatt), Andreas Ammer (ARD), Jens Dirksen (WAZ Kultur), Monika Dobler (Krimibuchhandlung Glatteis, München), Tobias Gohlis (Die Zeit), Joachim Feldmann (Kritiker), Günther Grosser (Kritiker), Nele Hoffmann (Literaturwissenschaftlerin), Cornelia Hüppe (Krimibuchhandlung Miss Marple, Berlin), Reinhard Jahn (Bochumer Krimiarchiv), Hermann Kling (Kritiker), Alf Mayer (Kritiker), Peter Münder (SWR),  Wolfgang Niess (SWR), Ulrich Noller (WDR), Michaela Pelz (krimi-forum.de), Thomas Przybilka (BoKAS) und  Kirsten Reimers (Kritikerin), Robert Schekulin (Buchhändler), Jan C. Schmidt (kaliber38.de), Sylvia Staude (Frankfurter Rundschau), Bettina Thienhaus (Kritikerin), Thomas Wörtche (Kritiker) Die Kritiker der Jury stimmen nicht für Titel, an deren Veröffentlichung sie aktiv beteiligt sind.