Die Sonntagsfrage

Was erwartet die Teilnehmer des Heidelberger Literaturcamps?

8. Januar 2016
von Börsenblatt
Susanne Kasper, Betreiberin der Plattform Literaturshock.de, plant gerade mit der Unterstützung Freiwilliger ein"Literaturcamp", das am 11. und 12. Juni in Heidelberg stattfinden soll. In diesem Rahmen will sie die Buchbranche zusammenbringen und die Ausarbeitung neuer Ansätze und Ideen fördern.

Da ich den entspannten Austausch auf freien Konferenzen, den sogenannten Barcamps, sehr schätze, hatte ich Mitte letzten Jahres die Idee, ein Literaturcamp zu veranstalten. Ich setze solche Ideen lieber um, als sie zu zerreden, also begann ich umgehend mit der konkreten Planung. Und so wird das Literaturcamp am 11. und 12. Juni 2016 erstmals im Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum DEZERNAT#16 in Heidelberg stattfinden. 

Das Kernteam besteht neben mir aus Menschen, die schon jahrelang selbst Barcamps besuchen oder Erfahrungen mit der Organisation solcher Veranstaltungen haben. Durch unsere Liebe zur Literatur und zum Schreiben verstehen wir die Auszeichnung Heidelbergs zur UNESCO City of Literature auch als Auftrag an uns selbst. Wir wollen zu diesem Anlass beitragen und ihn ein Stück weit mitgestalten.

Das Literaturcamp soll Literaturbegeisterten eine Plattform bieten, auf der sie sich einbringen, ihre Erfahrungen austauschen und mehr über die Buchbranche und das Schreiben lernen und erleben können. Es soll Menschen inspirieren, ihr Wissen erweitern und die Vernetzung in der Literaturwelt stärken. Uns ist es wichtig, dass sich alle TeilnehmerInnen wohlfühlen, deshalb sorgen wir an den beiden Tagen neben Vollverpflegung und günstiger Übernachtung auch für Kinderbetreuung vor Ort.

Die sogenannte "Unkonferenz" ist ein klassisches Barcamp, in unserem Fall mit dem Themenschwerpunkt Literatur. Das heißt, im Vorfeld sind weder Vortragende noch bestimmte Themen festgelegt. Jeder bringt seine Erfahrungen, sein Wissen und seine Ideen auf der Veranstaltung ein. Aus aktuellen Themen und Anregungen entsteht morgens bei der Sessionplanung das Tagesprogramm, auf diese Weise wird es inhaltlich vollständig von den Anwesenden selbst festgelegt. Langjährige Erfahrungen zeigen, dass so ein sehr intensiver Wissensaustausch und tiefgründige Diskussionen entstehen, von denen alle deutlich mehr profitieren als von normalen Veranstaltungen mit vorher festgelegtem Vortragsplan.

"Buch 2.0" – die Zukunft des Buchs in der digitalen Welt – ist seit einiger Zeit ein großes Thema in der Literaturbranche. Trotzdem reden die Akteure der Buchbranche oft aneinander vorbei und treten in vielen Fragen auf der Stelle. Gerade im mobilen Umfeld mit Tablets, E-Book-Readern und Smartphones hat sich in den letzten Jahren viel getan. Standards mussten sich herauskristallisieren. Das Schlagwort "Blogger Relations" gewinnt immer mehr an Bedeutung, während das Feuilleton einen Teil seines Einflusses auf Bestseller-Listen verliert.

Barcamps sind ein idealer Ort, um neue Ansätze aufzuzeigen sowie Vorgehensweisen und Produktinnovationen zu vermitteln. Das soll auch dieses Literaturcamp leisten. Unser Ziel ist es daher, über Zukunftsperspektiven und Szenarien zu diskutieren und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten: der Buchhandel mit Literaturblogs, Verlage mit Selfpublishern, E-Books versus Print, BloggerInnen untereinander usw. Da die TeilnehmerInnen des Literaturcamps aller Voraussicht nach aus vielen unterschiedlichen Bereichen stammen werden, ist es möglich, aus vielerlei Perspektiven miteinander über Prozesse, Methoden und neue Ideen zu sprechen. Kurz gesagt: Das Literaturcamp bietet allen ein spannendes und inspirierendes Forum für Diskussionen und Erfahrungsaustausch. Es ist Inspiration und Interaktion pur.

Das Literaturcamp Heidelberg ist nicht gewinnorientiert, sondern wird ehrenamtlich durchgeführt, daher sind wir auf das Vertrauen und die Unterstützung von Sponsoren angewiesen. Auf unserer Webseite gibt es dazu umfangreiche Informationen – und natürlich haben wir uns etwas einfallen lassen, um die Unterstützung für die Sponsoren attraktiv zu gestalten. Durch die werberelevante Zielgruppe vor Ort und die hohe mediale Reichweite der Veranstaltung lohnt es sich für Verlage, den Buchhandel oder andere Unternehmen, uns zu fördern. Ohne das finanzielle Engagement von außen kann das Literaturcamp nämlich nicht stattfinden. Falls am Schluss ein Teil des Sicherheitspuffers übrig bleiben sollte, wird dieser an ein gemeinnütziges Projekt gespendet.

Zukünftig soll das Literaturcamp einmal pro Jahr stattfinden. Die Resonanz auf unsere Idee ist so positiv, dass dieses Ziel realistisch erscheint.

Susanne Kasper betreibt seit 2000 die Seite Litearturschock.de. Nach eigenen Angaben gehört das Projekt mit durchschnittlich 150.000 eindeutigen Besuchern (unique Visitors) pro Monat zu den größten, nicht von einer Agentur betriebenen Literatur-Webseiten Deutschlands. Seit Mai 2015 bietet sie mit ihrer Social Reading-Agentur Dienstleistungen für Verlage und Autoren an.