Die Sonntagsfrage

Braucht Ihre Stadt keine Buchhandlung?

25. November 2012
von Börsenblatt
Bischofswerda hat rund 12.000 Einwohner, eine hübsche, intakte Altstadt – aber auch ein kapitales Problem: Innerhalb von nicht einmal zwölf Monaten verliert die sächsische Kleinstadt ihre beiden Buchhandlungen. Die Buchhandlung Emil Walther ist seit dem Frühjahr geschlossen, Thalia geht Ende Januar 2013. Müsste die Stadtverwaltung da nicht was unternehmen? Eine Antwort von Kulturchef Norman Reitner.
Es ist dramatisch für die Stadt, jetzt auch noch die letzte Buchhandlung zu verlieren. Daran gibt es gar keinen Zweifel. Einige kleinere Läden wollen Bücher jetzt zwar verstärkt ins Sortiment nehmen, aber das ist natürlich kein Ersatz.
 
Thalia begründet die Schließung mit der wirtschaftlichen Lage hier – was sicher nicht ganz falsch ist, aus meiner Sicht aber auch nicht ganz richtig. Anders gesagt: Ich glaube nicht, dass es in diesem Fall an Bischofswerda gelegen hat, sondern eher an der Konkurrenz, besonders am Wettbewerb mit dem Onlinehandel. Denn insgesamt betrachtet ist Bischofswerda schon eine recht lesefreudige Stadt – unsere Bibliothek hat immerhin 1.200 aktive Nutzer, die Veranstaltungen sind gut besucht. Eigentlich müsste sich daraus auch für ein Unternehmen etwas machen lassen.
 
Als Stadt sind wir sehr interessiert daran, wieder einen Buchhändler zu gewinnen. Und wir sind auch sehr interessiert daran, den Einzelhandel insgesamt zu fördern – wieder mehr Leute in die Innenstadt zu holen. Längst wird deshalb darüber diskutiert, welche Optionen wir haben, um einen neuen Magnet hier zu installieren. Noch sind wir zwar nicht soweit, eine Entscheidung zu präsentieren, aber ich kann Ihnen versichern: Wir denken da in alle Richtungen. Es könnte also durchaus auch ein Kulturprojekt sein, mit dem wir wieder für mehr Aufmerksamkeit sorgen.  
 
Was das Thema Buch und Buchhandel angeht, nur soviel: Wir waren und sind immer zur Zusammenarbeit bereit, unterstützen auch gern Existenzgründer – wenn es möglich ist. Denkbar wäre zum Beispiel, dass wir Kontakt zu Vermietern herstellen und später auch bei den Verhandlungen vermitteln. Sollte es um ein Ladenlokal in einem Gebäude gehen, das der Stadt gehört, gibt es sicher Wege und Möglichkeiten, direkt über die Konditionen zu reden.