Die Sonntagsfrage: René Kohl

Macht das Sortiment etwas falsch im E-Book-Geschäft?

27. März 2011
von Börsenblatt
Viele Buchhändler zögern, sich mit dem E-Book-Geschäft zu befassen, geschweige denn, es ernsthaft anzugehen. Der Internet- und Versandbuchhändler René Kohl (Kohlibri Buch- und Medienversand) warnt davor, den großen, teilweise branchenfremden Plattformen das Feld zu überlassen. Seine Antwort auf die Sonntagsfrage:

Ich finde schon. Und was noch unglücklicher ist – es wiederholt einen bereits einmal gemachten Fehler: Es hält sich raus.
 Schon zu Beginn des Internethandels schaffte es der deutsche Buchhandel, seine Pole Position (jahrhundertealte Katalogkompetenz, beste Warenkenntnis, engste Kundennähe) gegenüber krassesten Außenseitern leidenschaftslos, kampflos und, da technikfeindlich aus Überzeugung, ausgesprochen lustlos dreinzugeben.

Nun, zehn Jahre und mindestens zehn verlorene Prozent Umsatzanteile später (und, noch schlimmer, zehn Jahre nicht erworbenen Wissens später), geht es also in die nächste Runde: Wer hat die Nase vorn im Rennen um den Verkauf von E-Books? Diesmal präsentiert sich der Buchhandel: ahnungslos, ideenlos und wiederum lustlos.


Stattdessen üben wir uns im Handel mit Yoga-Matten und Kuschelkissen, Espresso und Aromakerzen.


Ohne Gegenwehr, ohne Sortimenterstolz, ohne Kaufmannsehre sehen wir tatenlos zu, wie Datenbankspezialisten und Suchmaschinenprogrammierer die neue digitale Bücherwelt organisieren, in der dann als Top-Titel "Elena - Ein Leben für Pferde/epub" (http://www.e-buchkatalog.de/) angeboten werden, oder "KMU im Wandel: Mehrwert im mittelständischen Unternehmen durch Implementierung eines Beschaffungscontrolling" (PagePlace.de).

Was tun? Das Feld räumen? Den Beruf wechseln? Oder sich endlich besinnen auf all das, was uns ausmacht, und dazulernen, was uns fehlt?!

Die Verlage haben sich in den letzten Jahren viel draufgeschafft und wissen nun, wie das Verlegen von digitalen Büchern geht. Libreka! als Aggregator mag hierbei künftig eine gute, dienende Rolle für große wie für kleine Verlage spielen. Der Ball liegt jetzt im Feld der Buchhändler: Wer, wenn nicht wir, sollte der beste und kompetenteste Ratgeber sein, wenn es um brauchbare, pfiffig angereicherte, leicht zu ladende E-Books, praktische Lesegeräte, um die Empfehlung zu Print oder digital geht.

Also: Wollen wir die digitalen Bibliotheken von morgen verkaufen, oder doch eher Heizdecken…?